Die App im Einsatz. Foto: z

Kornwestheim arbeitet für ein Digitalisierungsprojekt mit einem Stuttgarter Start-up zusammen.

Kornwestheim - Nach einem gewieften High-Tech-Pionier-Projekt wird die Sache von außen nicht aussehen, die da im Frühjahr in Kornwestheim stattfinden soll. Städtische Mitarbeiter werden handelsübliche Mobiltelefone per Saugnapf an Windschutzscheiben klemmen und juckeln dann los – und das eher langsamer als üblich. Der Eindruck des unbedarften Beobachters dürfte sein: Da trödelt jemand durch die Stadt und sucht sich vorsichtig seinen Weg.

Tja, der erste Eindruck täuscht. Gesucht wird zwar, soviel stimmt. Aber eher nach Schlaglöchern und Rissen im Asphalt. Die Stadt Kornwestheim arbeitet für ein Pilotprojekt in Sachen Digitalisierung mit dem Stuttgarter Unternehmen Vialytics zusammen. Das Start-Up hat Programme entwickelt, die per Handykamera und GPS automatisch Schäden im Asphalt erfassen und die Aufnahmen an zentrale Rechner schicken. Der Bauhof erhält so regelmäßige Zustandskarten des Straßennetzes der Stadt. Wo gilt es, Schlaglöcher zu stopfen? Wo könnten sich Risse im Belag zu solchen ausweiten? Welche Straßenabschnitte sind besonders belastet oder bilden aus anderen Gründen häufig Straßenschäden aus? Diese Fragen, so hofft die Stadt, werden dank der neuen Technik künftig genauer beantwortet werden können.

Und: schneller. Bislang geht ein Mitarbeiter der Stadt regelmäßig die immerhin rund 80 Kilometer kommunale Straßen ab, registriert Schäden mit dem bloßen Auge. „Er kann nun einfach mit dem Auto fahren, die Dokumentation läuft automatisch ab“, zeigt sich der Kornwestheimer Baubürgermeister Daniel Güthler überzeugt von dem digitalen Vorhaben. „Das spart viel Zeit“, betont er, „die dem Mitarbeiter für andere Aufgaben zur Verfügung stehen.“

Aus Kornwestheimer Sicht weiterhin positiv: Das Land trägt einen Teil der Kosten. Denn Kornwestheim hatte sich beim Wettbewerb „Städte, Gemeinden, Landkreise 4.0 – Future Communities“ beworben und den Zuschlag erhalten. 13 000 Euro gibt es, 17 000 Euro muss die Stadt noch selbst zuschießen. Die 30 000 Euro reichen für drei Jahre, danach wird man weitersehen und Bilanz ziehen, wie sich das Projekt bewährt hat. Mit Eberdingen hat übrigens eines weitere Kommune im Landkreis Ludwigsburg einen Zuschuss in ähnlicher Höhe erhalten und wird ebenfalls mit Vialytics zusammenarbeiten. „Das ist eine Arbeitserleichterung“, sagt der Eberdinger Bauamtsleiter Steffen Heinrichsdorff. „Wir erhalten so eine gute Übersicht über die Schadensentwicklung in unserem Straßennetz.“ Er baut darauf, dass frühzeitig etwa „Setzungen“ im Untergrund unter den Straßen registriert werden können, die Kommune schneller eingreifen kann, Sanierungen noch zielgerichteter geplant werden können. Mit seinen drei Ortsteilen Eberdingen, Nussdorf und Hochdorf ist Eberdingen anders strukturiert als Kornwestheim.

Dass sich dennoch beide Kommunen gut eignen, um die App weiteren Praxistests zu unterziehen – und am Ende zu verbessern – davon ist Danilo Jovicic überzeugt. Der 29 Jahre alte Betriebswirt ist einer der drei Gründer von Vialytics. Sein Mitstreiter Achim Hoth ist Entwickler der App, der dritte im Bunde ist Ingenieur Patrick Glaser. „Es ist gut, die App im Großraum Stuttgart mit seinem Schwerlastverkehr zu testen“, sagt Jovivic. Bisher seien die Programme bereits in fünf Kommunen im Einsatz. „Unser Ansatz ist langfristig richtig“, betont der Betriebswirt.

Hervorgegangen ist das Start-up aus einem Programm des Energiekonzerns EnBW, über das die drei Gründer zusammengebracht wurden. Sie werden vom Bund und vom Land gefördert, gewannen außerdem bereits in der Kategorie „Smart City“ den Country-Startup-Award des Branchenverbands Bitkom.