Jacqueline Nicastro, Mitarbeiterin der Stern-Apotheke, macht einen Nasenabstrich bei der jungen Carina Schmitz. Foto: /Horst Dömötör

Am Freitag haben die beiden Corona-Testzentren in Kornwestheim ihren Betrieb aufgenommen.

Kornwestheim - Carina Schmitz setzt sich behutsam auf den Stuhl, der vor einem kleinen Container am Kimry-Turm aufgestellt wurde. Jacqueline Nicastro, Angestellte der benachbarten Stern-Apotheke, zeigt auf einen Bottich voller Taschentuch-Packungen. „Nimm dir eine, und schnäuze ein bisschen“, leitet sie an. Dann zückt sie ein langes Stäbchen, legt behutsam eine Hand an Carinas Hinterkopf. Das junge Mädchen neigt ihren Kopf etwas nach hinten, dann macht die Apothekerin einen Abstrich – in beiden Nasenlöcher. Carina kneift die Augen zusammen. Nicastro reicht das Stäbchen nach dem Abstrich durch das Fenster des Containers und steckt es in ein kleines Röhrchen mit Pufferlösung. Eine Kollegin gibt drei Tröpfchen der Lösung auf das Testplättchen, jetzt heißt es: warten. Nach der Prozedur berichtet Carina: „Das hat ganz schön gekitzelt, ich musste fast niesen.“

„Höchste Zeit“: Testzentren eröffnen

Mit einer kitzelnden Nase verlassen an diesem Freitag eine Menge Kornwestheimer den Grünstreifen am Kimry-Turm: Seit dem 19. März betreibt die Stadt gemeinsam mit der Apotheke hier ein kommunales Schnelltestzentrum – ein Angebot, auf das viele schon sehnlichst gewartet hatten. Der Standort am Kimry-Turm ist einer von zweien, ein weiterer eröffnete gleichzeitig auf dem Rewe-Parkplatz im Salamander-Areal. An zwei Tagen der Woche wird an beiden Standorten nun auf eine Corona-Infektion getestet. Anmelden kann sich jeder, entweder online oder telefonisch.

Es sei „allerhöchste Zeit“ gewesen, endlich ein Testangebot für alle Kornwestheimer zu schaffen, berichtet Fitore Hoxha, die Filialleiterin der Stern-Apotheke im Kimry-Turm. Bereits vor einigen Wochen habe sie sich bei der Stadt gemeldet, um ihre Unterstützung anzubieten. „Schön, dass es jetzt so gut geklappt hat.“

Vielfältige Unterstützung

Tatsächlich scheint es, als habe sich im Laufe der Vorbereitungen alles gefügt: Die Stadt organisierte die Bereitstellung der Infrastruktur, die Apotheke kümmert sich nun um die Organisation der Testungen und die Bestellung der Tests. Die Freiwillige Feuerwehr packte diese Woche an und baute die Teststationen auf. Ein IT-Student bei der Feuerwehr hatte schon im vergangenen Jahr ein Programm für die Terminabwicklung entwickelt, das schon vom Landratsamt Ludwigsburg und nun auch in Kornwestheim verwendet wird.

Außerdem meldete sich das hiesige Unternehmen Orochemie im Vorfeld bei Fitore Hoxha und versorgt die Teststation nun mit Desinfektionsmittel. Und weil am ersten Tag der Testungen ein eisiger Wind fegte, deckte die Feuerwehr kurz vor der Eröffnung das Personal vor Ort spontan mit Heizjacken ein. 27 Grad habe es darunter, berichtet Jacqueline Nicastro.

Und nicht zuletzt meldeten sich einige Mitglieder des SV Kornwestheim bei der Stadt und boten ihre Unterstützung an. Drei von ihnen helfen nun vor Ort bei administrativen Aufgaben. Michael Siegel, Leiter des Fachbereichs Recht, Sicherheit und Ordnung, berichtet, dass er nach wie vor täglich Anrufe von Kornwestheimern bekomme, die helfen wollten. Mit diesem Engagement könne man bald die Öffnungszeiten erweitern oder weitere Teststationen einrichten, sagt Siegel.

Angebot könnte erweitert werden

Dass sich das Angebot, das mit zwei Testtagen in der Woche bisher noch recht spärlich aufgestellt ist, ausdehnen lässt, zeigt sich am Eröffnungstag schnell: Die Termine für die ersten Tage seien komplett vergeben, berichtet Hoxha. Trotzdem bildet sich – wider Erwarten – keine Schlange vor den Testcontainern. Die vorerst festgelegte Taktung von vier Minuten pro Termin reicht locker aus, um die Tests durchzuführen. „Wir könnten die Taktung enger legen“, schlägt Jacqueline Nicastro ihrer Chefin bereits nach einer Stunde vor. Das bedeutet, dass an den Testzentrum am Kimry-Turm bald noch mehr Menschen getestet werden können.

Das könnte, wenn sich das Angebot herumspricht, auch bald nötig sein. Immer wieder bleiben Passanten neugierig am Absperrband rund um die Teststation stehen. „Was machen Sie da?“, fragt eine ältere Dame. Nachdem Apothekerin Nicastro erklärt, dass hier Schnelltests gemacht werden, macht sich die Dame gleich auf in Richtung Apotheke, um dort einen Termin zu vereinbaren. Sorge, dass die Testkits ausgehen, wenn die Nachfrage nach den Schnelltests steigt, hat Filialleiterin Hoxha nicht. „Unser Lieferant hat immer noch welche in petto.“ Sie ist sehr zufrieden mit dem Start in die Testungen, die Mitarbeiter hätten sich schnell in ihre neuen Aufgaben eingefunden. „Ich war sehr gestresst und aufgeregt“, berichtet auch Jacqueline Nicastro. „Aber jetzt bin ich im Flow.“