Bei einem kurzen Päuschen treffen sich die Müllsammler Foto: Melanie Bürkle

Mit großem Engagement rücken die Kornwestheimer Vereine dem wilden Müll zu Leibe.

Kornwestheim - Achtung! Gorbatschow kommt!“, schreit jemand im Gebüsch. Es raschelt, Äste knacken – im Hintergrund brettern die Autos über die Bundesstraße 27. Dann kommt etwas geflogen und wird prompt von einem vertrockneten braunen Blätterhaufen gebremst: Plomp.

Mit einem Kopfschütteln hebt Andrea Hoffarth die leere Vodkaflasche auf. „Es ist unglaublich, wie viele Schnapsflaschen wir hier entlang der Straße im Gebüsch finden“, erklärt die Vorsitzende des Hundesportvereins am Samstagvormittag bei der Kornwestheimer Markungsputzete. Mit lautem Klirren lässt sie die Flasche in dem schwarzen Müllsack verschwinden. Die Gruppe sammelt seit einer Stunde, aber die Säcke sind bereits gut voll. „Ich verstehe nicht, dass die Menschen alles in der schönen Landschaft entsorgen“, ärgert sich Hoffarth.

Damit ist sie nicht allein. Bei der Markungsputzete sammelten am Samstagvormittag 155 Freiwillige aus 15 Vereinen und einer Partei auf den Grünflächen Kornwestheims den wilden Müll. „Das ist unser größtes ehrenamtliches Event seit vielen Jahren“, sagt der Erste Bürgermeister Daniel Güthler und ergänzt: „Wie wir sehen, müssen wir noch weiter sensibilisieren.“ Güthler hofft auf Ein- und Umsicht bei den Bürgern. „Man fühlt sich doch viel wohler in sauberer Natur“, sagt der Bürgermeister.

Doch die achtlos in die Natur geschmissenen Getränkedosen, die Verpackungen und zuweilen auch gezielt hinterlassenen größeren Gegenstände zeigten, dass das Bewusstsein hierfür noch nicht überall verankert ist. Einen Satz Autoreifen mit Felgen, wie man ihn am Samstag fand, verliert man schließlich nicht einfach so. Auch Rohre und Rauchmelder gehören zu den Dingen, die bewusst illegal im Gebüsch entsorgt wurden. Vielen Zeitgenossen scheine es nicht bewusst zu sein, dass bereits jedes noch so kleine Stückchen Papier großen Schaden anrichten kann. „Die Tiere knabbern alles an und können sich damit schaden“, klärt Dirk Maisenhölder, Leiter des Fachbereichs Tiefbau und Grünflächen, auf. Mit der Putzete hofft er, Nachahmer für einen sauberen Umgang mit der Umwelt zu finden. „Wer selbst Müll aufsammelt, merkt, wie viel Zeit es braucht, das Weggeworfene einzusammeln“, sagt er.

Den Helfern wird das am Samstag schnell bewusst. Oftmals müssen sie mit den Zangen den im Erdboden feststeckenden Müll halb ausgraben, sich unter Ästen durchzwängen und den Dreck von Zweigen abwickeln, um wirklich alles in den schwarzen Sack zu bekommen. Und dabei wird es oft unangenehm. Spritzen, Kondome oder Binden – auch das liegt wild verstreut neben Fast- Food-Tüten im Grünen.

Dennoch lassen die Vereine sich den Spaß nicht nehmen. „Es ist für die Mitglieder schön, endlich mal wieder etwas gemeinsam unternehmen zu können“, sagt der Vorsitzende der Aquarien- und Terrarienfreunde Eberhard Kenserski. Mit 16 Teilnehmern ist der Verein gut gelaunt losgezogen, um den Unrat einzusammeln. Und trotz der ekligen Funde kehren sie noch mindestens genauso gut gelaunt zum Mittag ins Vereinsheim zurück. Da wartet nämlich ein Mittagessen im kleinen Kreis. Dank der 100 Euro die Erster Bürgermeister Daniel Güthler und Dirk Maisenhölder im Namen der Stadt als Dank und Anerkennung allen teilnehmenden Vereinen überreichen, ist dies möglich.

So klappern bei den Vereinen bis zum Mittag fröhlich die Zangen, und am Ende des Einsatzes ist allen bewusst, welch große Aufgabe es ist, die Stadt sauber zu halten. Bürgermeister Daniel Güthler weiß – bar jeglicher Illusionen: „Müll wird leider weiterhin ein großes Thema bleiben.“