Verteilt auf zwei Anhänger: Die Zahl der Landwirte in Kornwestheim sinkt. An der Felderrundfahrt, die alle zwei Jahre stattfindet, nehmen immer weniger teil. Foto: Michael Bosch

Bei der Felderrundfahrt machen die Landwirte erneut auf das für sie schwierige Thema Nordostring aufmerksam. Die Ernte wird immer früher eingefahren.

Kornwestheim - Was die Ernte angeht, können die Kornwestheimer Landwirte vorsichtig optimistisch sein. Gerste, Weizen, Rüben und Mais – sie alle stehen den Umständen entsprechend relativ gut da, auch wenn der Mai eigentlich viel zu trocken war. Der Regen der vergangenen Wochen hat gutgetan. Der Gerste hat er ein bisschen zugesetzt, die Halme haben sich aber zumindest soweit aufgerichtet, dass die Ernte wohl kein Problem sein dürfte. Jetzt ist es an den Mähdreschern, möglichst viel der am Boden liegenden Halme zu ernten. Neben der bevorstehenden Ernte treibt die Landwirte das Thema Nordostring um. „Wenn er in seiner derzeit geplanten Form kommt, dann fallen 20 Hektar Flächen weg“, sagt der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Ortsverein, Rolf Bayha. Die Erschließung von Flächen für Gewerbe oder Wohnungsbau – oder eben neue Verkehrswege wie beim geplanten Nordostring – sei für die Landwirte nichts Neues, aber ein immer schwieriger werdendes Thema. Nicht nur die Felder würden wegfallen, auf denen die neue Straße und die Anschlussstelle an die alte B27 verlaufen würde, für jeden Quadratmeter Fläche, der versiegelt werde, müsse nämlich Ausgleich geschaffen und der Natur Raum gelassen werden. Und das gehe auf Kosten der Landwirte, die die Flächen zur Verfügung stellen müssten und nicht mehr als Anbaufläche nutzen könnten. „Es ist halt die Frage, ob es sinnvoll ist, den Ausgleich gerade auf dem so fruchtbaren Boden in Kornwestheim zu machen“, so Bayha.

 

Dass in Kornwestheim in den vergangenen Jahren vor allem versucht wurde, Baugrund in der Innenstadt zu finden, habe ihnen gut getan, sagt Bayha stellvertretend für seine Kollegen. „Jetzt ist damit aber wohl Schluss.“ Hans-Otto Härle, einer von zwei Jagdpächtern in Kornwestheim, mahnte: „Für viele Bürger sind die Felder auch Naherholungsgebiet.“ Abends gingen hunderte Anwohner im Nordosten der Stadt spazieren. Er wünscht sich außerdem, dass der Vollzugsdienst öfter auf den Feldern kontrolliert. Oft würden dort in den Abendstunden Müll abgeladen.

Das Thema Flächenverbrauch bildete den Rahmen der diesjährigen Felderrundfahrt. Sie ist für die hiesigen Landwirte längst Routine. Für Franziska Grötzinger war sie Neuland. Die 27-Jährige hat die Stelle beim Landratsamt im Fachbereich Landwirtschaft von Albert Scholpp übernommen und nun die Kornwestheimer Landwirte auf den neusten Stand gebracht.

Der Mais habe sich nach anfänglichen Problemen gut erholt, berichtete Grötzinger. Der Maiszünsler, ein schädlicher Kleinschmetterling, fliege inzwischen. Er werde allerdings beobachtet. Gerhard Brust berichtete über ein Versuchsfeld, auf dem man unterschiedliche Pflanzarten ausprobiere. Dabei werden genauso viele Maispflanzen wie üblich pro Quadratmeter gepflanzt, jedoch werden sie anders verteilt. Welche Methode mehr Ertrag bringe, müsse die Ernte zeigen.

Als nächstes wird die Wintergerste eingefahren. Einige Landwirte, „die ganz Mutigen“, seien bereits dabei sie zu dreschen, berichtete Grötzinger, für die es bereits die zwölfte Felderrundfahrt im Kreis in diesem Sommer war. Die Ernte verschiebe sich langsam nach vorne, so Rolf Bayha. „Da macht sich der Klimawandel bemerkbar.“ Kaum noch geerntet werden Kartoffeln. Der Anbau lohne sich nicht mehr, unter anderem würden Discounter zu hohe Anforderungen stellen, sodass die Knollen nur noch an private Abnehmer verkauft werden könnten.