Die Proteste hatten Erfolg: Der Nordostring kommt nicht. Foto: Archiv/Sigerist

Das Landesverkehrsministerium hat entschieden: Der Nordostring wird nicht gebaut. In Kornwestheim stößt das auf Zufriedenheit.

Kornwestheim - Sie frohlockt nicht lautstark, aber Oberbürgermeisterin Ursula Keck ist immerhin sehr zufrieden. „Erfreulich“ sei es, dass das Landesverkehrsministerium der Stellungnahme der Stadt Kornwestheim gefolgt sei. So kommentiert das Stadtoberhaupt die am Samstag gewordene Entscheidung.

Das Ministerium unter dem Grünen Winfried Hermann hat das Aus für den Nordostring beschlossen, indem es die Umgehungsstraße aus der Vorschlagsliste für den Bundesverkehrswegeplan gestrichen hat. Bei der Begründung für den Schritt wird zwar nicht Bezug auf die Kornwestheimer Einlassung genommen, dass die Stadt den Nordostring „grundsätzlich“ ablehne, weil er „einen erheblichen Eingriff in die Landschaft und große ökologische Auswirkungen“ bedeute. Aber das Ministerium geht davon aus, dass das Projekt bei der Bevölkerung vor Ort nicht durchsetzbar wäre. Keck begrüßt auch den jetzt wieder ins Gespräch gekommenen Ausbau der Autobahn A81 zwischen Pleidelsheim und Zuffenhausen. „Die Verstärkung des bestehenden Straßennetzes war eine unserer Forderungen“, betont die Oberbürgermeisterin. Noch ein Grund mehr für sie, rundum zufrieden zu sein, dass der Nordostring nicht kommt. Das Aus war absehbar, aber der Nordostring wurde auch schon mehrfach für tot erklärt. Remsecks Oberbürgermeister – ein vehementer Verfechter der Entlastungsstraße – ist daher nicht gerade schockiert von der aktuellen Entwicklung. Karl-Heinz Schlumberger versichert, er habe nichts anderes erwartet. „Ich kann nicht die klare Aussage eines Landesverkehrsministers ignorieren“, erklärt er. Hermann hatte schon vor Jahresfrist der Remsecker Verwaltung schriftlich mitgeteilt, dass die Umgehungsstraße nicht realistisch sei. „Die Vorgängerregierung hatte das leider ebenfalls schon nicht hingekriegt, das ist bedauerlich“, so Schlumberger. Remseck hat sich aber auch längst auf den Weg gemacht, seine neue Mitte unabhängig von Plänen für den Nordostring anzugehen. Eine weitere Brücke müsse her, gibt der Remsecker Oberbürgermeister nun die Richtung vor. So könne das Zentrum vom Verkehr entlastet werden.

Rein theoretisch könnte das Bundesministerium aber immer noch den Nordostring anvisieren, der Verband Region Stuttgart setzt sich jedenfalls weiterhin dafür ein, und Schlumberger hält dies für aller Ehren wert.

Verständnis für seine Haltung kann er von den Kornwestheimer Freien Wählern erwarten. Unterstützung allerdings nicht. „Wir sind zufrieden, dass der Nordostring nicht kommt“, betont die Fraktionsvorsitzende Gabi Walker, die ergänzt: „Wir sind besonders zufrieden, weil der Nordostring damit auch nicht über unsere Gemarkung führt.“ Sie spricht aber auch die Aldinger Straße an, die ohne den Nordostring auch nicht vom Verkehr entlastet werden wird. Die Anrainer von Aldinger Straße und Haldenrain, zusammengeschlossen in der Initiative Pro-Nord-Ost-Ring, werden nicht glücklich sein. Dass für die Straße, die in der jüngst im Ausschuss für Umwelt und Technik vorgelegten Lärmkarte eine wichtige Rolle spielt, eine Verbesserung her muss, darin sind sich die Fraktionen einig. Sabine Preiss, SPD, konstatiert, dass nun wieder der Blick auf die Aldinger Straße gerichtet wird. „Sie muss entlastet werden.“ Dass dies nicht über den Nordostring geschehen wird, sei aber „beruhigend“. Wolfgang Ohnesorg (CDU) sieht auch die Sonderrolle der Aldinger Straße-Anrainer. „Sie werden außer den dort Betroffenen niemanden in Kornwestheim finden, der für den Nordostring ist, zumindest nicht in der zuletzt aktuellen Version, bei der die Kornwestheimer Gemarkung durchschnitten wird“, so Ohnesorg. Persönlich sehe er zwar die Notwendigkeit einer Umgehungsstraße für den Fernverkehr, aber die Lösung dürfe nicht zu Ungunsten Kornwestheims ausfallen.

Ralph Rohfleisch, Fraktionschef der Grünen, lenkt das Augenmerk auf den Eingriff in die Natur, den der Nordostring bedeutet hätte. Und er zieht eine Konsequenz aus der Absage: „Jetzt dürfen sich nicht noch mehr Speditionen, mehr Logistik ansiedeln.“ Denn der Schwerlastverkehr würde ohne die Umgehungsstraße auf dem Weg nach Osten die Aldinger Straße verstopfen – und damit schließt sich der Kreis.