Hier werden die Nougattüten produziert. Foto: Peter Meuer

In Kornwestheims Partnerstadt entstehen in der Fabrik von Argenta jede Menge Leckereien. Vor Ostern ist immer besonders viel los.

Kornwestheim - Argenta-Verkaufsleiter Axel Dietrich eilt durch die zwei Stockwerke der Schokoladenmanufaktur. Der 44-Jährige läuft an Maschinen vorbei, auf denen Bezeichnungen stehen wie „Dekorator“ oder auch „Tütenwickler 1 & 2“. Daneben und darauf: Schokolade, Schokolade, Schokolade. Es ist kurz vor Ostern, und bei Argenta sind sie noch mitten in der Osterproduktion. Schoko-Rübli, hübsch verpackt in Karottenform, werden für das Fest hergestellt, Oster-Äpfel aus Vollmilch, Schokocreme-Eier und vieles mehr.

Bei Argenta arbeitet man kurzfristiger als bei anderen Schokoladenherstellern, deren Hasen oft schon Monate vorab in den Supermarktregalen landen. In kurzen, präzisen Sätzen erzählt Axel Dietrich von dem Unternehmen, berichtet von Produktionsketten, Arbeitern und der Geschichte Argentas. Zwischendurch grüßt der 44-Jährige die Damen an den Maschinen in ihren weißen Kitteln und Schutzhauben. „Hygiene, die ist sehr wichtig“, sagt Dietrich.

Argenta hat seinen Sitz in Weißenfels bei Leipzig. Was das Unternehmen mit Kornwestheim zu tun hat? Ganz einfach: Weißenfels ist eine der Partnerstädte, 1990, kurz nach der Wende, wurde die Städtefreundschaft aus der Taufe gehoben. Und wenn die Kornwestheimer an Weißenfels denken, dann denken sie eben oft auch an die Schokolade. Argenta ist nicht nur ein großer Arbeitgeber in der 40 000 Einwohner zählenden Stadt an der Saale, das Unternehmen ist auch ein Faktor, der Weißenfels bekannt macht bei Freunden und in der Welt. Schokolade aus Weißenfels gibt es etwa auch auf dem Kornwestheimer Weihnachtsmarkt im Alten Dorf zu kaufen. „Wir würden gerne mit einem Supermarkt in Kornwestheim kooperieren, dort ganzjährlich unsere Produkte, passend zur Partnerschaft, anbieten“, verrät Axel Dietrich. „Also falls ein Marktleiter Interesse hat . . .“, ergänzt er mit einem Augenzwinkern.

Argenta gibt es in seiner Urform schon seit 1935. Ursprünglich war der Betrieb in Wernigerode im Harz beheimatet, in der DDR wurde ein volkseigener Betrieb (VEB) daraus. Es sind wilde Zeiten gewesen, zwischendurch sollte der Betrieb in eine Bandtabak-Fabrik umgewandelt werden, es gab auch wirtschaftliche Probleme, aber die Historie setzte sich durch, denn bei Argenta entstanden schon damals und bis heute legendäre Produkte wie die „Brockensplitter“, „Harzer Tröpfchen“ oder „Mokkabohnen“.

Die Wende brachte auch für Argenta eine Zäsur, der Großhandel nahm die Ware nicht mehr ab, man blieb auf den Artikeln sitzen. Friedel Süßwaren übernahm das Unternehmen. Aus Friedel wurde dann aber wieder Argenta, erneut wurde die Traditionsmarke wiederbelebt, jahrelang unter den Inhabern Wolfgang und Ursula Dietrich. Sie verkauften den Betrieb indes im vergangenen Jahr an die United Chocolate, die jetzigen Geschäftsführer sind Tentscho Heider-Brandenburger und Frank Vietze. Axel Dietrich ist als Sohn der früheren Geschäftsführer weiter aktiver Teil des Unternehmens.

Bis zu 75 Mitarbeiter sind heute bei Argenta in Weißenfels beschäftigt, weitere 200 in einem Werk in Polen in Gostycyn. „Zur Hochsaison, vor Weihnachten und Ostern, ist natürlich in der Produktion entsprechend viel mehr los“, sagt Dietrich. Man setzt auf kleinteilige Produkte, will sich nicht mit den großen Massenproduzenten messen, sondern vielfältige, traditionelle Waren anbieten. Teils produziert Argenta auch für andere Labels, Saisonware. Die Schokolade wird blockweise geliefert, geschmolzen, mit den eigenen Rezepten zu den Süßwaren weiterverarbeitet, wie Axel Dietrich erläutert.

Und wie ist es, für eine Schokoladenmanufaktur zu arbeiten? Dietrich lächelt nur. Ein paar Meter weiter steht gerade Kathrin Hirsch an einer der großen Maschinen, an der Nougattüten gefüllt werden. Ja, es helfe bei der Arbeit, wenn man Schokolade auch möge, sagt sie. Auch sie lächelt. Die Arbeit sei anstrengend, mache aber auch Spaß. Und vielfältig sei sie auch – wegen der vielen verschiedenen Produkte, die in Kornwestheims Partnerstadt Weißenfels hergestellt werden.