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Die ökumenische Hospizgruppe ist mit den Erfahrungen aus dem ersten Vorbereitungskursus Sterbebegleitung zufrieden. Im kommenden Jahr steht eine Neuauflage an.

Kornwestheim - Innerhalb kurzer Zeit habe ich drei Familienmitglieder verloren“, sagt Sonja Hengel ruhig und gefasst. Ein einschneidender Moment in ihrem Leben war die Erfahrung. Hengel hat getrauert, aber auch Konsequenzen aus diesem Erlebnis gezogen. „Ich habe gemerkt, es wäre gut gewesen, wenn jemand dabei gewesen wäre“, erzählt sie heute. Jemand, der zuhört. Jemand der einfach da ist. Nachdem die Erzieherin die Trauer verarbeitet hatte, hat sie beschlossen, dass sie sich näher mit der Hospizbewegung befassen wolle.

Schließlich besuchte die Kornwestheimerin zunächst einen Informationsabend und belegte anschließend den Vorbereitungskurs Sterbebegleitung, als dieser im Jahr 2011 erstmals in Kornwestheim angeboten wurde. Dieser Kursus wird im April des kommenden Jahres zum zweiten Mal stattfinden. Eine Info-Veranstaltung, wie sie Hengel auch besuchte, findet im Vorfeld ebenfalls wieder statt. Dabei soll unverbindlich ein Einblick in die Tätigkeit eines Sterbebegleiters und an die Anforderungen gegeben werden. Monika Sailer, die Leiterin des Kurses und der ökumenischen Hospizgruppe, hat für den Workshop jetzt mit Gudrun Herrmann eine neue Ausbilderin gefunden. Herrmann war lange als Gemeindereferentin in der Seelsorgeeinheit am Kleinen Heuberg tätig. 2012 wechselte sie zur Krankenhausseelsorge nach Stuttgart. Schon in der Gemeinde bei Geislingen war sie im Beerdigungsdienst tätig, wo sie Trauergespräche führte und Beisetzungen begleitete. Eine erfahrene Frau also.

„Es tut gut, wenn jemand da ist, der emotional nicht so aufgewühlt ist, wie die Angehörigen gerade“, beschreibt sie, welche Rolle sie den Ehrenamtlichen zuschreibt. Die Sterbebegleiter wären schon durch ihr „absichtsloses Dasein“ eine Stütze – für den Sterbenden und für die pflegenden Angehörigen, die einen Ansprechpartner finden und vielleicht mal für ein paar Stunden schlafen können, weil sie wissen, dass der Vater, der Partner oder das eigene Kind nicht allein gelassen ist. Pflegerische Tätigkeiten übernehmen die Sterbebegleiter aber nicht.

Auch Sailer ist, wie Herrmann, schon lange in der Hospizarbeit tätig. Bereits 2005 begann sie, die Leitung der Sitzwache im Team mit Pfarrerin Elserose Haug zu übernehmen. Jetzt leitet die Fachkraft für Palliative-Care selbst schon einige Jahre die ökumenische Hospizgruppe. Geschichten wie die von Sonja Hengel hat sie schon oft gehört. „Meistens kommen die Ehrenamtlichen zu uns, weil sie selbst einen Menschen verloren haben“, erzählt sie. Dabei könne letztlich sowohl eine schlechte, als auch eine gute Erfahrung den Weg zu der Hospizgruppe ebnen. Wer sich alleingelassen fühlte, will eventuell anderen in ähnlicher Lage beistehen. Wer Hilfe erfahren hat, möchte das positive Erlebnis weitergeben. Es handele sich bei dem Kursus aber „nicht um einen Trauerbewältigungskurs“, stellt Sailer klar. Die Helfer selbst müssten schon ihre Trauer verarbeitet haben und „mit beiden Beinen auf dem Boden stehen“. Nur dann können sie auch eine Hilfe sein.

Auch Bärbel Schmid, die mit Sonja Hengel den Kurs absolvierte, hatte sich schon jahrelang mit dem Thema auseinandergesetzt, und als ihre Mutter und eine gute Freundin starben, fällte sie für sich die Entscheidung, anderen Menschen in diesem Prozess zur Seite stehen zu wollen – sowohl den Sterbenden als auch ihren Angehörigen. Als bereichernd empfinde sie die Erfahrung, die sie bisher bei ihren Sitzwachen gemacht habe. Ob sie unter den Einsätzen leide? Im Gegenteil, sie habe das Gefühl, geholfen zu haben und lasse sich emotional nicht zu sehr ein. Das Sterben gehöre nun mal zum Leben.Schwieriger sei es für sie, erzählt Schmid, jüngere Menschen auf ihrem letzten Weg zu begleiten. Aber sie habe auch immer die Möglichkeit, Nein zu sagen, wenn sie befürchte, emotional nicht klarzukommen mit einem Auftrag, oder weil es ihr gerade nicht gut gehe. „Wir lernen in dem Kurs auch, uns mit uns selbst auseinanderzusetzen und auf unsere innere Stimme zu hören“, ergänzt Sailer.

Die Ehrenamtlichen treffen sich zudem regelmäßig einmal im Monat, tauschen sich unter Verschwiegenheitspflicht über ihre Erfahrungen und Erlebnisse aus, und an vier Tagen im Jahr ist eine externe Supervision, bei der Probleme angesprochen werden können.