Geständnisse an Tag 3. Foto: dpa/Uli Deck

Im Prozess um schweren Bandendiebstahl gab es eine Verständigung.

Kornwestheim - Am dritten Tag des Prozesses um Diebstahl von hochwertigem Autozubehör von Güterzügen unter anderem in Kornwestheim und Sindelfingen ist Bewegung in das Verfahren gekommen. Die beiden 52 und 40 Jahre alten Angeklagten legten umfassende Geständnisse ab und räumten die in der Anklage aufgeführten 31 Taten zwischen Januar 2018 und Dezember 2020 ein. Vorausgegangen waren so genannte Verständigungsgespräche zwischen Gericht, Staatsanwaltschaft und Verteidigung. Danach wurden den beiden Männern Haftstrafen zwischen drei Jahren und acht Monaten und vier Jahren und vier Monaten in Aussicht gestellt.

 

Zwei Polizisten schildern die Ermittlungen

Zudem schilderten zwei Polizisten die langwierigen Ermittlungen. Ein Beamter erklärte, an den Tatorten seien zahlreiche DNA-Spuren gesichert worden. Ein anderer Ermittler erläuterte, der 52-Jährige sei in ihr Visier geraten, als er ein Paket mit sechs gestohlenen Navigationsgeräten in Köln bei einer DHL-Filiale aufgegeben habe, das geöffnet wurde, weil die litauische Adresse verdächtig erschien. An die DNA des 52-Jährigen sei die Polizei gekommen, als dieser zufällig in eine Verkehrskontrolle geraten sei. Damit habe man dem Angeklagten mehrere Diebstähle in Kornwestheim, Sindelfingen und Emden zuordnen können.

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Festgenommen worden seien die Verdächtigen im Februar in einem Hotel. Im Zimmer des 40-Jährigen seien Einbruchswerkzeuge und Walkie-Talkies gefunden worden. „Die Taten waren für die Täter nicht allzu schwer, da die Schlüssel in der Regel an den Fahrzeugen steckten und die Multifunktionslenkräder nur mit vier Schrauben gesichert sind“, so der Polizeibeamte.

Auf Rangierbahnhöfen in ganz Deutschland zugeschlagen

Laut Anklage sollen die beiden Männer zwischen Januar 2018 und Dezember 2020 auf Rangierbahnhöfen in ganz Deutschland Navigationsgeräte, Multifunktionslenkräder und Multimediageräte aus hochwertigen Autos ausgebaut haben, die dort auf Autozügen standen. Dabei seien wechselnde Mittäter beteiligt gewesen. Das Diebesgut im Gesamtwert von rund einer halben Million Euro sollen nochmals andere Mittäter ins Ausland verkauft haben. Die einzelnen Geräte hatten laut Anklage einen Wert zwischen 1500 und 2800 Euro. Der Gesamtschaden soll knapp 700 000 Euro betragen, weil beim Ausbau des Diebesguts Kabel durchtrennt und Abdeckungen aufgebrochen wurden.

Allein fünfmal soll der Kornwestheimer Rangierbahnhof Tatort gewesen sein: Der größte Diebeszug habe im Juli 2020 dort stattgefunden: Damals wurden laut Anklage sieben Multifunktionslenkräder und 32 Airbags aus 39 Mercedes-Fahrzeugen ausgebaut. Allein hier habe der Wert des Diebesgutes rund 45 000 Euro betragen. Im Oktober 2020 waren die Angeklagten bei einem Diebeszug von Mitarbeitern der DB Sicherheit entdeckt worden und mussten fliehen. Dabei fiel den Ermittlern ein Rucksack in die Hände, aus dem sich weitere DNA-Spuren ergaben.

In Sindelfingen, aber auch in Wanne-Eickel

Fünf Mal war laut Anklage auch der Bahnhof in Sindelfingen Tatort: Dort hätten sich die Täter an insgesamt 28 Mercedes-Fahrzeugen zu schaffen gemacht und aus diesen Multifunktionslenkräder ausgebaut. Bevorzugtes Objekt war aber offenbar der Rangierbahnhof in Bremen-Walle: 14 der insgesamt 31 Diebeszüge hätten dort stattgefunden. Weiter sollen die beiden Männer mit unterschiedlichen Mittätern je zweimal auf Bahnhöfen in Wanne-Eickel, Osnabrück, Emden und dem niedersächsischen Seelze zugeschlagen haben. Der Prozess wird am 20. Dezember fortgesetzt, das Urteil soll im Januar verkündet werden.