Die Kornwestheimer „Migelos“ gewinnen den DAK-Landespreis: (von links) Kadir Koyutürk, Mikal Yebio, DAK-Landeschef Siegfried Euerle, Manal Hajhamdo, Oberbürgermeisterin Ursula Keck, Stavroula Kinatzidou und Nimet Leone. Foto: Peter Meuer

Das Gesundheits-Vorzeigeprojekt belegt den ersten Platz beim Wettbewerb „Gesichter für ein gesundes Miteinander“.

Genau 18 Migelos gibt es aktuell in Kornwestheim, sie beherrschen 13 verschiedene Muttersprachen. Migelos – das steht für „Migranten als Gesundheitslotsen“. Das Projekt läuft seit Herbst 2020, seine Teilnehmer und Teilnehmerinnen wurden geschult, um anderen Menschen mit Migrationshintergrund, die oft gerade erst zugezogen sind, bei Gesundheitsfragen zur Seite zu stehen, ihnen als Übersetzer zu helfen und oft auch das nicht eben unkomplizierte deutsche Gesundheits- und Krankenkassensystem zu erklären.

Die DAK-Gesundheit zeichnete Migelo nun als bestes baden-württembergisches Projekt im Rahmen des Wettbewerbes „Gesichter für ein gesundes Miteinander“ aus. „Unser Wettbewerb soll zeigen, wie wichtig Zusammenhalt und ein gutes Miteinander für unsere Gesundheit sind“, sagte Siegfried Euerle, der Landeschef der Krankenkasse. Am Mittwoch war er zur Preisverleihung nach Kornwestheim ins Trauzimmer des Rathauses gekommen. Den Preis nahmen für Kornwestheim Kadir Koyutürk, Leiter der Stabsstelle Soziales und Integration, und die Kornwestheimer Oberbürgermeisterin Ursula Keck entgegen. Die OB sagte in ihrer Ansprache, Kornwestheim habe einen Migrantenanteil von etwa 40 Prozent, und betonte, wie wichtig das Projekt für ein „gutes Ankommen“ der Menschen und eine offene Gesellschaft sei. Auf die Gesundheitslotsen sei die Stadt überaus stolz, ergänzte sie.

Begleitung bei Arztbesuchen

Für die Migelos selbst waren Mikal Yebio, Starroula Kinatzidou, Manal Hajhamdo und Nimet Leone vor Ort. Die vier Frauen berichteten, wie sich ihre Arbeit als Gesundheitslotsinnen in der Praxis darstellt. So schilderte Mikal Yebio, die eritreischer Herkunft ist, dass sie beispielsweise Frauen aus dem nordostafrikanischen Staat zu Arztbesuchen begleitet. Nimet Leone erzählte von einem Nordic-Walking-Treff, zu dem explizit auch Migranten kommen sollen – um Berührungsängste abzubauen, sind Migelos mit dabei und übersetzen wo nötig. „Ich unterstütze meine griechische Nachbarin“, sagte Stavroula Kinatzidou, selbst aus Griechenland stammend.

Zur Preisverleihung im Kornwestheimer Rathaus waren auch die Zweit- und Drittplatzierten eingeladen. Den zweiten Platz belegte der Verein „Kinderbauernhof am Brennlesberg“ im Kreis Tübingen, den dritten Platz der Stadtseniorenrat Esslingen. Insgesamt hatten sich für den DAK-Preis rund 20 Projekte aus Baden-Württemberg beworben, eine Jury bestehend aus Mitgliedern des Ausschusses für Soziales, Gesundheit und Integration des Landtags entschied. Übrigens: Die Kornwestheimer Migelos haben nun sogar die Chance auf den Bundessieg. Der wird Ende Juni ausgelobt.