Saskia Dams (links) und Ursula Keck übergaben Lutz Ackermann Maschinen und Werkzeuge. Foto: Peter Meuer

Künstler Lutz Ackermann schafft aus historischen Gegenständen Neues und Gesellschaftskritisches.

Kornwestheim - So ganz genau weiß Lutz Ackermann noch nicht, was er mit den rund fünf Tonnen Metall machen will, die er am Dienstagvormittag in der Mühlhäuser Straße in Kornwestheim abgeholt hat. Erst einmal wird er all die alten Werkzeuge, die Hobel und Harken, die Zangen und den Amboss in seine Werkstatt bringen, die in Gäufelden bei Herrenberg liegt. Im Frühjahr, da werde er ein wenig damit „spielen“, sagt der 78 Jahre alte Künstler und Handwerker schmunzelnd. Er meint damit, dass er die Stücke in Augenschein nehmen will, sie ausprobieren, erfühlen, ertasten, verstehen will.

Danach erst, so betont Lutz Ackermann weiter, werde er entscheiden, was er konkret daraus entwickele. Sprich: Welche Kunstwerke aus den historischen Gegenständen entstehen würden. Ein wenig mehr Vision hat er bereits für mehrere Nähmaschinen der Firmen Adler und Singer entwickelt, die aus den 1920er Jahren stammen und die früher, man ahnt es, in den Kornwestheimer Salamander-Werken ihren Dienst verrichteten. Er möchte sie zu einem Kunstwerk weiterverarbeiten, das sich mit der Unterdrückung und Ausbeutung von Frauen weltweit auseinandersetzt, berichtet Ackermann. Auch hier wolle er ein konkretes Konzept aber erst noch ersinnen.

Die Stücke – kein Plastik, ausschließlich aus Metall und Holz – stammen allesamt aus der Stadtgeschichtlichen Sammlung Kornwestheims. Es sind alte Werkzeuge und Maschinen, die aussortiert wurden und die daher nicht mit in das neue Domizil der nun verkleinerten Sammlung in der Kantstraße ziehen werden, berichten Museumsleiterin Saskia Dams und Stadtarchivarin Natascha Richter. „Das meiste haben wir doppelt“, ergänzt Dams und weist darauf hin, dass natürlich die am besten erhaltenen Nähmaschinen im Besitz der Stadt verbleiben.

Dass Lutz Ackermann nun aus handfesten Stücken Kornwestheimer Geschichte Kunst schaffen wird, freut die beiden Geschichtsexpertinnen. Ackermann stammt gebürtig aus Sindelfingen. In Gäufelden – genauer gesagt dem Teilort Nebringen – hat er sein Atelier. Bekannt ist nicht zuletzt der schon von Weitem sichtbare Skulpturenpark, den Ackermann dort geschaffen hat, etliche seiner Metall-Kunstwerke stehen außerdem vor allem in baden-württembergischen Gemeinden im öffentlichen Raum.

Auf die Idee, Lutz Ackermann zu fragen, ob er die Kornwestheimer Stücke übernehmen will, kam übrigens Oberbürgermeisterin Ursula Keck. Sie kennt Ackermanns Wirken noch aus ihrer Zeit im Baurechtsamt des Landkreises Böblingen und bat daher Saskia Dams, Kontakt zu ihm aufzunehmen. „Ich war in den vergangenen Wochen mehrmals deswegen in Kornwestheim“, sagt Ackermann, der früher bei Kreidler als Designer gearbeitet hat und die Stadt daher kennt.

Als er das erste Mal ins Unterschoss in der Mühlhäuser Straße kam, habe er die Sammlung als „sehr eindrucksvoll“ wahrgenommen, ergänzt der Künstler. „Ich bin dankbar, dass man an mich gedacht hat.“