Wegen verschmutzter Erde an der Bahn-Baustelle ändert die Stadt ihre Pläne.
Kornwestheim - Von unverhofft „neuen Perspektiven“ hatte die Stadt Kornwestheim im Zusammenhang mit dem Neubau der Bahnbrücke im Bereich „Alter Markt“ geschwärmt. Mit dem Zurücksetzen der Stützmauer an der Böschung zur westlichen Seite der Bahnhofstraße könnte Platz für eine begrünte Verkehrsinsel entstehen. Doch nun folgt die Notbremse. Die Mauer wird da gebaut, wo sie von Beginn an geplant worden war. Der Grund: Der Boden im Böschungsbereich ist verunreinigt. Das teilte die Deutsche Bahn, die die alte Brücke durch eine neue ersetzt, der Stadt mit. „Die Mehrkosten für die Entsorgung würden zwischen 100 000 bis 300 000 Euro liegen“, sagte Daniel Güthler in der Sitzung des Ausschuss für Umwelt und Technik am Dienstagabend.
Statt der veranschlagten 95 000 Euro könnten die Kosten auf bis zu 400 000 Euro ansteigen, rechnete der Erste Bürgermeister vor. Zudem habe die Bahn wissen lassen, dass der Bau der Stützmauer aufwendiger sei und somit teurer werden würde. „Die Mehrkosten sind nicht übernehmbar. Ich würde ihnen empfehlen, dass Sie sich dagegen aussprechen und die Maßnahme wie von Bahn ursprünglich geplant durchgeführt wird“, sagte Daniel Güthler in Richtung der Stadträte. Zu einer Abstimmung kam es aber nicht, da mit dem neuen Kostenrahmen der vorige Beschluss ohnehin obsolet sei, erklärte Oberbürgermeisterin Ursula Keck.
Das Echo der Ausschussmitglieder auf die neue Situation fiel derweil verschieden aus. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Hans Bartholomä stimmte dem Vorschlag von Bürgermeister Daniel Güthler zu: „Da sollten wir die Finger davon lassen.“ Ähnlich argumentierte die Grünen-Stadträtin Edda Bühler. „Die Stadt hat sich mit Bemühungen ausgezeichnet.“ Dass die Situation nun anders sei, „ist nun eben so“, sagte sie.
Kritik an der Sache gab es dagegen von SPD-Stadtrat Robert Müller. Seiner Ansicht nach seien bereits die anfangs aufgerufenen 95 000 Euro zu unbedacht angesetzt worden. „Man hätte schon vorher Bodenuntersuchungen machen müssen“, sagte der Sozialdemokrat.
„Es besteht keine Gesundheitsgefahr für die Bürger“, betonte der Bürgermeister gestern auf Nachfrage unserer Zeitung, „der Boden ist in dem Bereich nur leicht verunreinigt.“ Im Umfeld von Gleisanlagen komme es häufig vor, dass Betriebsstoffe und wie in diesem Fall Spritzmittel in den Boden geflossen seien.
Doch wie geht es nun weiter mit dem belasteten Erdreich? „Die Deutsche Bahn hatte den abgetragenen Boden in der ursprünglichen Variante wieder zur Aufschüttung der Böschung vorgesehen, deshalb wird sie auch für die Entsorgung aufkommen“, sagte Güthler. Wegen der geringen Belastung sei es aber möglich, dass der Boden dafür genutzt werden könne. „Nur im Bereich von Trinkwasser dürfte die gering belastete Erde nicht verwendet werden“, erläuterte der Bürgermeister.
Ganz vom Tisch ist das Thema Boden aber noch nicht – vor allem mit Blick auf die umliegenden Bereiche. Denn direkt neben dem Böschungsbereich der Stützmauer liegt das Areal, auf dem das Urban Gardening – das gemeinschaftliche Gärtnern im Stadtgebiet – verwirklicht werden soll. „Wir nehmen das Thema sehr ernst. Wir werden das Gebiet und den Boden genau prüfen, bevor das Projekt startet“, versicherte Daniel Güthler.
Im Blickfeld der Stadträte bleibt auch weiterhin die Stützmauer. „Es wäre schön, wenn die neue Mauer nicht grau bleibt und wir sie gestalten könnten“, schlug der FDP-Stadtrat Ender Engin vor und erhielt Zustimmung für seine Idee.