50 000 Exponate wurden sortiert. Foto: Waldner

Stadtgeschichtliche Sammlung: Der Bericht zum Umzug in die Bücherei an der Kantstraße liegt vor.

Kornwestheim - Abschlussbericht zum Umzug der Stadtgeschichtlichen Sammlung“ hatte die Stadt den Tagesordnungspunkt der jüngsten Gemeinderatssitzung überschrieben. „Zwischenbericht“ wäre wohl das passendere Wort gewesen, denn die alte Stadtbücherei in der Kantstraße, wo die rund 50 000 Exponate jetzt lagern, ist nur ein „Zwischendepot“, in dem ein Teil der Sammlung noch einmal gesichtet und bewertet wird. Anschließend soll der Schatz mit unzähligen Stücken aus der Stadtgeschichte an einen Ort verfrachtet werden, wo er bleiben kann. Oberbürgermeisterin Ursula Keck geht davon aus, dass es bis dahin vier bis fünf Jahre dauern wird. Das Depot ist allerdings noch nicht gefunden.

Für den ersten Umzug von der Mühlhäuser in die Kantstraße zeichnete die Firma Baur Planung aus München zusammen mit Stadtarchivarin Natascha Richter und Museumsleiterin Saskia Dams verantwortlich. Inhaber Johannes Baur stellte den Stadträten dieser Tage vor, was sein Team in den vergangenen Monaten geleistet hat. In Zahlen: 50 000 Objekte sichtete man in den vergangenen fünf Monaten. 60 Prozent davon brachte ein Umzugsunternehmen gut verpackt und sortiert in Kartons in die alte Stadtbücherei, zehn Prozent wurde anderen Museen überlassen, 30 Prozent der Exponate wurden entsorgt, weil sie entweder beschädigt waren oder für ein Kornwestheimer Stadtmuseum nicht von Interesse sind. „Was weggekommen ist, hätte jeder weggetan“, versicherte Baur.

Obgleich am neuen Standort 500 Quadratmeter weniger zur Verfügung stehen, ist noch Platz und Raum, um die Sammlungsstücke wissenschaftlich zu begutachten und zu bearbeiten. Diese Aufgabe übernimmt eine Fachkraft, die sich mit einer halben Stelle ab Juli mit der Stadtgeschichtlichen Sammlung beschäftigt. Rund 250 000 Euro ließ sich die Stadt Kornwestheim die Arbeit der Münchener Experten, die Herrichtung der Bücherei zum Depot und den Umzug kosten.

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Hans-Michael Gritz, der als Vertreter des Gemeinderats das Projekt begleitet hatte, lobte die Arbeit. Es sei gelungen, den Bestand in eine gute Ordnung zu bringen. Damit bestehe nun die Möglichkeit, zum Bestandteil der Museumslandschaft in Baden-Württemberg zu werden. Oberbürgermeisterin Ursula Keck kündigte an, das Schaudepot in der alten Stadtbücherei immer wieder einmal zu öffnen, um zu zeigen, dass viele Exponate weiterhin im Stadtbesitz sind, um Vertrauen zu wecken und zu demonstrieren, dass nunmehr mit einer Konzeption für eine stadtgeschichtliche Sammlung begonnen werde. Das fand Zustimmung bei den Stadträten. „Wir begrüßen die Führungen, damit die Sammlung nicht vor sich hindümpelt“, so Markus Kämmle (Freie Wähler). Susann Boll-Simmler (Grüne) regte an, mit themenbezogenen Ausstellungen in die Galerie zu gehen, weil die barrierefrei sei.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Hans Bartholomä bat darum, Mitglieder des Vereins für Geschichte und Heimatpflege an der Aufarbeitung der Exponate zu beteiligen. „Sie würden sich freuen“, sagte Bartholomä. Es sei das Ziel der Stadt, Ehrenamtliche und Experten zu beteiligen, versicherte Oberbürgermeisterin Ursula Keck. „Wir wollen den Dingen eine Geschichte geben, damit sie zu Exponaten werden.“

War da nicht noch was? Ach ja, unweit des Sprecherhauses lagert in einer Scheune eine weitere Sammlung mit Exponaten aus der Stadtgeschichte. Dabei handelt es sich um landwirtschaftliche Geräte. Zum Arbeitsauftrag von Johannes Baur gehörten diese Exponate nicht. Er hat sich die Sammlung aber angeschaut und – sieht man einmal von einem riesengroßen Salamander-Schild ab – nichts entdeckt, was es nicht andernorts in Museen auch schon gibt. Aber da stehe wohl noch einmal eine Prüfung an, sagte Baur den Stadträten. „Viel Spaß dabei.“