Waffengleichheit: die stellvertretende Bürgermeisterin und CDU-Stadträtin Marianne Stellmacher und der Bürgermeister Joachim Wolf Foto: factum/Granville

Fast ein Jahr nach der Wahl wurde Joachim Wolf offiziell als Korntal-Münchinger Bürgermeister eingesetzt. Zweimal war der Termin verschoben worden, weil ein Bürger die Wahl angefochten hatte.

Korntal-Münchingen - Während die Bürger an diesem Sonntag aufgerufen sind, einen neuen Landtag zu bestimmen, liegt die Wahl des Korntal-Münchinger Stadtoberhaupts schon eine Weile zurück. Fast ein Jahr, um genau zu sein. Am 26. April wurde Joachim Wolf mit knapp 90 Prozent der Stimmen in eine zweite Amtszeit gewählt. Offiziell eingesetzt wurde der Bürgermeister bis zum Donnerstag aber nicht. Der Grund: ein Bürger hatte die Wahl angefochten. Er wollte erreichen, dass auch seine zum Zeitpunkt der Wahl unter 16-jährige Tochter wählen darf. Das Landratsamt lehnte die Anfechtung ab, woraufhin sich der Kläger ans Stuttgarter Verwaltungsgericht wandte. Auch das entschied jüngst, dass die Klage unberechtigt sei. Die beantragte Revision lehnte der Verwaltungsgerichtshof ab, womit das Verfahren ad acta gelegt wurde.

Für die Dauer dieses Streits sah die Stadt von einer offiziellen Einsetzung ihres Bürgermeisters ab. Beim dritten angesetzten Termin aber durfte Wolf am Donnerstag nun endlich den Amtseid für die nächste Amtsperiode – die jetzt allerdings nur noch sieben Jahre währt – ablegen. Vom Arbeiten, sagte der Technische Beigeordnete Ralf Uwe Johann, habe sich der Bürgermeister durch die Klage nicht abhalten lassen. Da müsse schon „mehr passieren, zum Beispiel, dass das Korntaler Rathaus einstürzt“ – eine Anspielung auf den brüchigen Untergrund in Korntal. Und gearbeitet habe Wolf emsig, versicherte Johann ebenso wie Marianne Stellmacher für den Gemeinderat. Johann lobte Wolfs „unermüdlichen Einsatz“, Stellmacher bescheinigt ihm ein hohes Arbeitstempo: „Sie haben das Bett an fünf Zipfeln angefasst.“

Geschenk für ein Musketier

Der Landrat Rainer Haas erinnerte an den für eine Verwaltungslaufbahn eher ungewöhnlichen Hintergrund des Korntal-Münchinger Bürgermeisters, der Physik und Sport studiert und zeitweise die brasilianische Ski-Nationalmannschaft trainiert hat. Und noch etwas ist ungewöhnlich: Wolf ist Musketier. Er wurde im vergangenen Jahr in den französischen Traditionsorden „Compagnie des Mousquetaires d’Armagnac“ aufgenommen – eine Ehre, die auch den Bürgermeistern anderer Mirander Partnerstädte zuteil wurde. Einzig eine standesgemäße Waffe fehlte dem Bürgermeister bislang. Dieses Problem löste nun der Gemeinderat, indem er Wolf einen Degen schenkte – und sich selbst, zur „Waffengleichheit“, noch einen dazu.

Während im Foyer schon die Sektkorken für den Stehempfang knallten, sorgte der Gerlinger Bürgermeister Georg Brenner für nachdenkliche Töne, als er von den „Schattenseiten“ des Amtes sprach. Wolf selbst erinnerte an den Spruch, den der Landrat ihm einst mit auf den Weg gegeben habe: „Ein jeder Schultes weiß genau, erst kommt die Gemeinde, dann die Frau.“ Dass der „gar nicht so witzig“ sei, habe er erst später gemerkt, sagte Wolf. Dennoch habe ihm das Amt immer viel Freude bereitet. Zwar steht die Stadt nicht zuletzt wegen der vielen Flüchtlinge und auch finanziell vor einigen Herausforderungen – Wolf aber will sie „zielstrebig anpacken“.