Der Medienkünstler Wolf N. Helzle lässt 615 Einzelporträts zum Gesicht von Korntal-Münchingen verschmelzen. Foto: factum/Jürgen Bach

Das Ergebnis des Fotoprojekts „Das sind wir“ in Korntal-Münchingen wird enthüllt. Es ist nicht die einzige spannende Schau, die es am Festwochenende anlässlich 200 Jahre Korntal zu sehen gibt.

Korntal-Münchingen - Das Gesicht von Korntal-Münchingen sieht jung aus, symbolisiert die Zukunftsfähigkeit der Stadt – und ist ein noch streng gehütetes Geheimnis. „Das Foto steht gut versteckt beim Bürgermeister im Rathaus“, sagt Ulli Heyd und lacht. Die Vorsitzende des Korntal-Münchinger Kunstvereins hat bereits einen Blick auf das Bild geworfen – und ist sehr gespannt, wie den Bürgern das Gesicht der Stadt gefällt. Enthüllt wird es am Sonntag in der Galerie 4/1 anlässlich des Stadtjubiläums.

615 Bürger und Menschen mit Bezug zur Stadt ließen sich für das Fotoprojekt „Das sind wir“ ablichten. Die Einzelporträts wurden mit einem speziellen Computerprogramm hochtransparent aufeinandergeschichtet, sodass sie zu einem Gesicht verschmolzen. „615 ist eine grandiose Zahl“, sagt der Medienkünstler Wolf N. Helzle, der schon viele ähnliche Projekte realisierte. Weltweit fotografierte er dafür bereits mehr als 40 000 Gesichter – aber nirgends habe er so viele Kinder vor der Linse gehabt wie in Korntal-Münchingen. „Das ist besonders“, meint Helzle. Er führt das darauf zurück, dass der „kleine und rührige“ Kunstverein für das rund 7500 Euro teure Projekt unermüdlich geworben habe.

Korntaler kommen bewusst nach Münchingen

Zumal sich dieser als Brückenbauer versteht, der das Wir-Gefühl unter den Bürgern verstärken will. „Das ist uns gelungen“, sagt Ulli Heyd. So hätten sich etliche Korntaler für den Fototermin in Münchingen entschieden. „Einige sagten klar, dass sie Korntal-Münchinger seien und sich auch im anderen Stadtteil zuhause fühlten“, berichtet die Vereinschefin.

Der Ausstellungsleiter zeigt sich überrascht von der Vielfalt, die im Ort wohne. „Korntal-Münchingen kann sich nun selbst anschauen“, sagt Albrecht Breunlin. Er betrachtet das Gesicht der Stadt als ein Stadtporträt mit Nachhaltigkeit: „Die späteren Generationen erfahren, wie die Menschen früher aussahen. Das ist doch toll“, sagt Albrecht Breunlin.

Die Schau hat einen langen Vorlauf

Die Geschichte der Stadt, erzählt in verschiedenen Zeitfenstern, steht einige Hundert Meter weiter im Fokus: Warum hat Korntal so viele Schulen und soziale Einrichtungen? Warum gibt es dort ebene, rechtwinklige Straßen – anders als in Münchingen? Wie entwickelte sich das Ortsbild? Antworten auf diese und noch mehr Fragen erhalten Besucher im Rathaus am Saalplatz in der Schau „Korntal 1819 – 2019. Rückblicke & Einblicke“.

Schon vor mehr als fünf Jahren sei klar gewesen, dass man im Jubiläumsjahr eine Ausstellung zeigen wolle, sagt die Leiterin des Münchinger Heimatmuseums und Organisatorin, Sabine Rathgeb. Schließlich habe Korntal eine so spannende wie ungewöhnliche Vergangenheit. Das Rathaus am Saalplatz als historischer Ort ist aus ihrer Sicht perfekt für die Ausstellung.

Die Spanne von 200 Jahren sei groß sagt Rathgeb. Deshalb sei sie inhaltlich in die Breite gegangen. Gleichwohl stelle die Zeit von 1819 bis 1919 den größten Bereich dar. „Je näher man der Gegenwart kommt, desto weniger Dokumente findet man.“

Die Termine am Wochenende

Die Ausstellung zum Fotoprojekt „Das sind wir“ öffnet am Sonntag um 11.30 Uhr in der Galerie 4/1. Die 615 Einzelporträts zieren bereits die Wände, das Gesicht der Stadt wird am Vormittag enthüllt. Das Foto hängt später in den Rathäusern in Münchingen und Korntal. Ihre Porträts können die Teilnehmer bei der Finissage am 21. Juli von 14 bis 18 Uhr abholen. Zudem gibt es einen Katalog: Er dokumentiert unter anderem die zahlreichen Begegnungen zwischen dem Medienkünstler Wolf N. Helzle und den Teilnehmern bei den drei Fototerminen im Herbst.

„Korntal 1819 – 2019. Rückblicke & Einblicke“ im Rathaus Korntal am Saalplatz ist bereits am Samstag von 17.30 bis 20 Uhr zu sehen, und dann wieder am Sonntag von 11 bis 18 Uhr. In die Schau integriert sind auch drei Schülerprojekte. Sie endet am 17. November.