Wo Weinflaschen aufgereiht sind, war Platz zum Sitzen: Frank Scheuler und die Geschäftsführerin Christine Spreng. Foto: factum/Granville

Während Bürger sich in Unterschriftenlisten eintragen, fechten die Betreiber des geschlossenen Spargelhofs Scheuler den Beschluss der Stadt vor Gericht an. Auch der Hofladen selbst steht auf der Kippe.

Korntal-Münchingen - Erst ein Spaziergang über die Felder, dann eine Stärkung im Hofcafé auf dem Spargelhof Scheuler: für viele aus Münchingen und Umgebung war das eine gute Kombination. Das Café gehört zum Hofladen, es gibt dort selbst gemachte Kuchen, Brot und Gebäck, dazu Kaffee und Kaltgetränke. Seit Anfang Dezember aber ist das Café dicht; die Stühle sind weggeräumt, die Tische zusammengerückt. Sie dienen nun als Auslage für Wein – zum Mitnehmen. Denn dass sich die Leute in dem Café am südlichen Rand des Korntal-Münchinger Stadtteils für mehr als den Einkauf aufhalten, dass sie sitzen, essen und trinken, das hat die Stadt untersagt.

„Vor drei Wochen haben sie das Café geschlossen“, sagt Frank Scheuler. Er betreibt den Hof. Eigentlich besitzt er einen Hof in Löchgau. Vor einem Jahr hat die Familie den ehemaligen Betrieb der Familie Hengel in Münchingen übernommen. Im April haben sie den umgebauten Hofladen inklusive Café eröffnet. Zwölf Sitzplätze gibt es, um die sich der Streit zwischen den Scheulers und der Stadt nun dreht. „Die Leute treffen sich beim Spazierengehen oder kommen beim Einkaufen ins Gespräch“, sagt Scheuler über die 15 bis 20 Besucher, die im Durchschnitt täglich im Hofcafé gegessen und getrunken haben. Viele seien überrascht, wenn sie in den Laden kämen und bemerkten, dass das Hofcafé geschlossen ist, sagt Scheuler: „Viele können das nicht verstehen.“ Im Laden liegt eine Unterschriftenliste aus, es stehen schon mehr als 450 Namen darauf.

Stadt: Café ist unzulässig

Die Stadt hingegen will, dass das Café geschlossen bleibt. „Wir sind der Meinung, dass das Hofcafé unzulässig ist“, sagt Ralf Uwe Johann, der technische Beigeordnete. „Das ist eine Gastronomie.“ Für eine Gastronomie bräuchte Scheuler eine Konzession, die er zwar für das weitaus größere Café auf dem Hof in Löchgau hat, in Münchingen jedoch nicht. Scheuler sieht das anders. „Hier gab es schon vorher eine Besenwirtschaft“, sagt er, und die Genehmigung sei auf ihn übergegangen. Die Hengels hatten drei Monate während der Spargelzeit offen. „Wir haben Probleme, nur so kurz zu öffnen“, sagt Scheuler; es rentiere sich nicht.

Für die Stadt spielt der Zeitraum, in dem das Café geöffnet ist, offenbar eine geringere Rolle als die Tatsache, dass das Café – und der Hofladen – im Außenbereich von Münchingen liegen. „Der Außenbereich dient der Erholung und der Landwirtschaft“, sagt Johann – und folglich nicht der Gastronomie. Die wolle man im Ortskern konzentrieren und diesen damit schützen. Im Ortskern gibt es allerdings nicht viel.

Der Streit geht vor Gericht

Um das Hofcafé zu erhalten, haben die Scheulers nun einen Rechtsstreit gegen die Stadt angezettelt. Frank Scheuler ist guter Dinge, dass die Familie vor Gericht siegt. „Es gibt vergleichbare Urteile, die für die Cafés ausgegangen sind.“ Auch bei anderen Hofläden in der Umgebung gebe es keine Probleme. Scheuler will „bis zum Äußersten kämpfen“. Ihm geht es dabei nach eigener Aussage weniger um den wirtschaftlichen Verlust. „Die Kunden sind enttäuscht, das ist ein viel größerer Schaden.“

Es ist nicht nur das Hofcafé, um das die Stadt und die Familie Scheuler streiten. Auch den Hofladen sieht die Verwaltung als nicht genehmigt an. Zwar habe es beim Spargelhof auch vorher schon einen Laden gegeben, sagt Johann. Der habe aber hauptsächlich Spargel und nur wenig andere Produkte angeboten. „Jetzt ist das ein richtiger Laden.“ Und der erfordere eine andere Genehmigung. Nicht auszuschließen, sagt Johann, dass am Ende der ganze Laden schließen müsse.