Der Künstler Gerhard Roese mit eine seiner Skulpturen bei der Erinnerungsveranstaltung zum Aufarbeitungsprozess der Missbrauchsfälle Foto: dpa/Tom Weller

Jahrzehntelang hatten Heimkinder in der Brüdergemeinde in Korntal und Wilhelmsdorf körperliche und sexualisierte Gewalt erlebt. Nun hat die Brüdergemeinde drei Mahnmale aufstellen lassen, um an die Geschehnisse zu erinnern.

Acht Jahre nachdem der jahrzehntelanger Missbrauch und die sexuelle Gewalt in ihren Heimen bekannt geworden waren, hat die evangelische Brüdergemeinde in Korntal und Wilhelmsdorf an die Geschehnisse erinnert und der zahlreichen Opfer gedacht. Drei Mahnmale des Darmstädter Künstlers Gerhard Roese wurden am Samstag auf dem Gelände der drei Kinderheime aufgestellt und ein Schuldbekenntnis verlesen. Danach versammelten sich etwa 100 Menschen zu einem Schweigemarsch zur Stadthalle.

Die Gedenkveranstaltung sei ein wichtiger Beitrag zur Verarbeitung der Geschehnisse sagte ein Sprecher der Brüdergemeinde. Man sehe sie als „Ansporn für künftige Generationen, dass sich Ähnliches nie mehr wiederholt“.

Dutzende Täter sind bekannt, doch die Taten sind juristisch verjährt

In den vergangenen Jahren hatte sich aus den Berichten von Betroffenen und Gesprächen ein schreckliches Bild der Heimerziehung in Baden-Württemberg ergeben. In der Evangelischen Brüdergemeinde Korntal im Kreis Ludwigsburg hatten Kinder von den 1950er bis in die 1980er Jahre körperliche und sexualisierte Gewalt erlebt. Dutzende Täter sind bekannt, dabei handelt es sich vor allem Betreuer und Angestellte. Hunderte von Fällen sind dokumentiert, doch die Taten sind juristisch verjährt.

Die Mitglieder der 1819 gegründeten Brüdergemeinde Korntal zählen sich zu den Pietisten, die als besonders konservative Strömung im Protestantismus gelten. Sie sehen die Bibel als das offenbarte Wort Gottes und legen Wert auf eine intensive Auseinandersetzung mit der Heiligen Schrift.