Gilt als einziger Erfolg der Zusammenarbeit in der Metropolregion: das spezielle Ticket. Foto: Leif Piechowski

Von Heilbronn bis Tübingen, von Pforzheim bis Aalen – vor mehr als zehn Jahren startete die Zusammenarbeit in der Metropolregion Stuttgart. Mittlerweile ist sie eingeschlafen. Jetzt wird ein neuer Anlauf zur Kooperation unternommen.

Stuttgart - Die Stadt Stuttgart und die Regionalverbände Stuttgart, Neckar-Alb, Nordschwarzwald, Heilbronn-Franken und Ostwürttemberg wollen die Zusammenarbeit in der Metropolregion Stuttgart stärken. Dafür ist am 22. Januar 2019 in der Sparkassenakademie Stuttgart ein Kongress zum Thema Mobilität geplant. Damit wird der Koordinierungsausschuss Europäische Metropolregion, der von 2007 bis 2013 tagte und sich zuletzt nicht mehr traf, aufgelöst. In einem Lenkungskreis, dem Stuttgarts OB Fritz Kuhn, Regionalpräsident Thomas Bopp, je fünf Landräte und Oberbürgermeister sowie Vertreter der Regionalverbände und des Gemeindetags angehörten, wurde dieses Vorgehen abgesprochen. Der Wirtschaftsaussschuss der Regionalversammlung Stuttgart hat dies bereits gebilligt, der Verwaltungsausschuss des Stuttgarter Gemeinderats wird darüber in seiner Sitzung am Mittwoch, 17. April, beraten (Beginn 8.30 Uhr im Rathaus).

Ziel ist stärkere Wahrnehmung

Dabei geht es auch ums Geld. Für Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung des Kongresses mit rund einem Dutzend Arbeitsgruppen wird von Kosten in Höhe von 205 000 Euro ausgegangen. Rund 40 Prozent soll die Kommune übernehmen, in der der Kongress stattfindet. Ihr fließen auch die Teilnehmerbeiträge zu. Stuttgart wäre mit 85 000 Euro dabei, 120 000 Euro kommen von den Regionalverbänden, gestaffelt nach den Einwohnerzahlen. Der Verband Region Stuttgart übernimmt danach 60 000 Euro, Heilbronn-Franken 20 000 Euro, Neckar-Alb und Nordschwarzwald je 15 000 Euro und Ostwürttemberg 10 000 Euro.

Dieses Finanzierungsmodell soll auch bei künftigen Kongressen gelten. Ziel der Kongresse sei eine „stärkere Wahrnehmung der Metropolregion, ohne eine neue Struktur und Organisation zu errichten“.

Der bisher mehr schlecht als recht tätige Koordinierungsausschuss konnte in seiner mehrjährigen Arbeit inhaltlich nur mit dem Metropolticket einen Erfolg feiern, ansonsten verlor er sich in folgenlosen Absichtserklärungen. Seit vier Jahren fand keine Sitzung mehr statt. Vor allem in der Region Heilbronn-Franken, die mehrfach die Initiative für einen Neuanfang ergriff, sorgte das für geballten Unmut, der sich vor allem gegen Kuhn und Bopp richtete. „Wir haben einen dicken Hals gehabt“, bestätigte Verbandsdirektor Klaus Mandel, „aber es ist gut, dass es jetzt wieder losgeht“.

Andere Regionalverbände wollen Neuanfang

Ähnlich ist auch die Stimmung in den anderen Regionalverbänden. „Wir begrüßen die Initiative sehr“, sagte Matthias Proske, Direktor des Regionalverbands Nordschwarzwald, die Zusammenarbeit müsse wieder intensiviert werden, da diese „in den vergangenen Jahren nicht mit riesigem Nachdruck“ betrieben worden sei. „Wir sind froh, dass wir ein neues Format gefunden haben“, sagte Thomas Eble aus Ostwürttemberg, „der Kongress darf aber keine Eintagsfliege bleiben.“

Auch Dirk Seidemann, Direktor von Neckar-Alb, ist erfreut, „dass die Zusammenarbeit in der europäischen Metropolregion wieder Fahrt aufnimmt“. Und Mandel ist optimistisch, dass „die Dampfplauderei von früher Makulatur ist und die Sache endlich Hand und Fuß bekommt.“

Auch im Wirtschaftsausschuss der Regionalversammlung überwog das positive Echo deutlich. „Wir brauchen konkrete Themen, ich bin gespannt auf Ergebnisse und Fortschritte“, sagte Andreas Hesky (Freie Wähler). Auch CDU, Grüne und SPD, die mit Blick auf die Vergangenheit von „Dornröschenschlaf“, „Durststrecke“ und „Entdeckung der Langsamkeit“ sprachen, setzen auf einen inhaltlich fundierten Neuanfang. „Der Kongress sollte Auslöser für mutige Entscheidungen und bessere Lösungen sein“, sagte Jürgen Zieger (SPD), allerdings dürften die Beteiligten nicht nur danach schauen, wie sie davon profitieren könnten. Ganz anders sah das Ulrich Deuschle (Innovative Politik): „Man sollte den Schlaf der europäischen Metropolregion nicht stören.“