Der Konzertsommer auf der Esslinger Burg ist eröffnet: Die Bands Takida und Those Damn Crows bescherten dem Publikum einen Auftakt nach Maß.
Der sommerliche Konzert-Marathon auf der Esslinger Burg hat begonnen, und gleich zum Auftakt ließen es zwei Bands so richtig krachen: Rund 2500 Fans feierten die walisische Rock-Formation Those Damn Crows und die schwedische Multi-Platin-Band Takida. Und weil auch das Wetter fröhlich mitspielte, war’s ein gelungener Abend, der dem Publikum Lust machte auf die weiteren Burg-Konzerte und das anschließende Kino auf der Burg.
Wenn große Namen auf der Bühne stehen, darf bisweilen die zweite Garde das Publikum erst einmal warm spielen. Doch Those Damn Crows zeigten rasch, dass sie weit mehr sind als nur eine Vorgruppe. Seit elf Jahren touren Frontmann Shane Greenhall und seine Jungs durch die Lande, und wer die Band am ersten Konzertabend auf der Burg erlebt hat, der könnte sich durchaus vorstellen, dass „TDC“ auch mal allein ein Konzert auf Esslingens Höhen geben. Den Musikern ging es nicht anders – Shane Greenhall jedenfalls versprach schon mal: „Wir kommen ganz bald wieder.“
Überraschung fürs Esslinger Publikum
Bereits der Name der Band macht neugierig: „Those Damn Crows“ steht für „Diese verdammten Krähen“. Band-Gründer Ronnie Huxford ließ sich bei der Namensgebung von ein paar frechen Vögeln inspirieren, mit denen er sich in seinem Garten einmal angelegt hatte. Doch das ist nur eine Randnotiz. Viel wichtiger ist der Sound von Those Damn Crows: Mit Titeln wie „Find a way“ oder „Sin on Skin“ hat sich die Band einen respektablen Platz in der Alternative-Rock-Szene erobert. Und das Publikum konnte nur zustimmen, als es in einem der Songtexte hieß: „Rock’n’Roll ain’t dead“. Wenn melodischer Hard-Rock so mitreißend zelebriert wird, wird diese Musik wohl wirklich niemals sterben.
Takida legte an diesem Abend sogar noch eine Schippe drauf: In Schweden ist die Band schon lange eine große Nummer. Mit sechs Platin-Singles, drei Platin-Alben und fünf Nummer-eins-Alben haben Frontmann Robert Pettersson, die Gitarristen Tomas Wallin und Mattias Larsson, Schlagzeuger Kristoffer Söderström sowie Chris Rehn, der auf Bass, Keyboard, Violine und Cello gleichermaßen zuhause ist, ein Stück skandinavische Musikgeschichte geschrieben. Und wer auf der Burg dabei war, der dürfte sich nicht wundern, dass Takida längst nicht mehr nur in Skandinavien, sondern auch hierzulande immer größere Hallen und Arenen füllt.
Ihren Namen verdankt die Band einer Figur aus der japanischen Anime-Serie „Nagareboshi Gin“, die den Frontmann in jungen Jahren erklärtermaßen sehr beeinflusst hat – ihr Konterfei soll sogar seinen Unterarm zieren. Vor einem Vierteljahrhundert war Takida an den Start gegangen. Mit dem Song „Losing“ und dem Album „Make you breathe“ gelang 2006 der Durchbruch, der mit dem zweiten Studioalbum „Bury the lies“ noch getoppt wurde.
Zeitreise durch die Band-Historie
Das Esslinger Publikum durfte mit Takida auf eine Zeitreise durch die musikalische Band-Historie gehen. Ältere Titel wie „You Learn“ und „Heaven Stay“ von 2011 oder das düstere „Purgatory“ von 2014 wechselten sich mit neueren Songs wie „The Game“ oder „Your blood awaits you“ ab. Dabei bewies die Band eine bemerkenswerte Vielseitigkeit: Irgendwo zwischen Post-Grunge, Alternative Rock und Pop-Rock haben Robert Pettersson und seine Mannen ihren musikalischen Kurs verortet. Mal schmeichelte sich gefühlvoller Pop-Rock in die Ohren des Publikums. Ein andermal gab Takida auf der Burg so richtig Gas und ließ ahnen, weshalb sie beim legendären Metal-Festival in Wacken selbst die härtesten Pommesgabel-Fans mitgerissen haben. Zuweilen zeigten Robert Pettersson und seine Jungs in ihren Texten auch mal ihre dunkle Seite. Ein ausgeklügeltes Licht-Design unterstrich die wechselnden Stimmungen zusätzlich.
Stimmungsvolle Esslinger Kulisse
Beim Publikum, das teils auch von weiter her angereist war, um Takida zu hören, kam das offenkundig sehr gut an: Vor der Bühne drängten sich die Fans, die Arme gingen nach oben und blieben dort über weite Strecken des Konzerts, bei manchen Songs stimmten die Zuhörer bemerkenswert textsicher ein. Und als zum Schluss die wunderschöne Rock-Ballade „Curly Sue“ erklang, die die Band fast seit ihren Anfängen begleitet, mag selbst so mancher harte Rock-Fan ein Tränchen im Augenwinkel zerdrückt haben: Wo früher die Feuerzeuge für eine stimmungsvolle Kulisse sorgten, wurden nun unzählige leuchtende Handys in den Nachthimmel gereckt, und die Zuhörer fühlten sich in Gedanken eins mit ihren Liebsten – ganz egal, wie ihre Curly Sue auch heißen mag.
Viel Vergnügen auf der Höh’
Die Burg
Die Esslinger Burg gehört zu den schönsten Veranstaltungsorten der Region. Jeden Sommer bietet das historische Gemäuer eine stimmungsvolle Kulisse für Kino und Konzerte. Das war schon Ende der 1960er-Jahre so, als dort das erste Burgfestival über die Bühne ging. Im Kultursommer 1993 rückte die Burg vollends in den Fokus: Ob Oper, Rockkonzerte mit Größen wie den Hooters oder Willy DeVille, die zauberhaften Aufführungen der Theatertruppe La Fura Dels Baus und das Open-Air-Kino des Kommunalen Kinos zeigten damals, wie schön sich Kultur dort genießen lässt. Illustre Namen zieren inzwischen das Gästebuch der Esslinger Burg: Blues-Legende B. B. King war ebenso zu Gast wie Al Jarreau, Eric Burdon, Steve Winwood, Ian Anderson und seine Band Jethro Tull, Konstantin Wecker, Ritchie Blackmore, Van Morrison, Katie Melua oder die Mittelalter-Rocker von In Extremo.
Das Programm
In diesem Jahr gibt es gleich fünf Konzerte auf der Burg: Mit der schwedischen Band Takida am Mittwoch und Wolfgang Niedeckens Kölsch-Rock-Band BAP am Donnerstag hat der Konzertreigen begonnen. Weiter geht es an diesem Freitag mit dem Elektroswing-Pionier Parov Stelar. Junges Publikum darf sich besonders angesprochen fühlen, wenn Gregor Hägele und die Band Rikas an diesem Samstag auf der Burg gastieren. Und am Sonntag endet das Konzertprogramm auf Esslingens Höhen mit dem multikulturellen Musiker-Kollektiv Culcha Candela. Doch damit ist das sommerliche Programm auf der Esslinger Burg noch nicht vorüber, denn vom 31. Juli bis zum 9. August steigt wieder das alljährliche Open-Air-Filmfestival des Kommunalen Kinos.