In der Kneipe Eumel am Hölderlinplatz in Stuttgart-West finden regelmäßig Livekonzerte statt – wie hier beim Latin-Abend oder ... Foto: Eumel

Der Eumel am Hölderlinplatz ist eine reichlich eklektische Kneipe. Konzerte sind Teil des Konzepts, am Dienstag steigt Nummer zehn. Wir haben den Chef gefragt, warum er partout Jazz in die Stuttgarter Halbhöhe bringen will.

Stuttgart - Der Eumel liegt direkt am Hölderlinplatz in Stuttgart-West bei der gleichnamigen Stadtbahnhaltestelle. Er wirkt auf den ersten Blick wie eine eher schick aufgemachte Kneipe mit Come-as-you-are-Gästen. Der Raucherraum und das Equipment für Fußballübertragungen – am Fernseher hängen ein VfB- und ein Kickers-Schal einmütig nebeneinander – tragen zum eklektischen Ambiente bei.

Was der Eumel auch ist: eine Konzertlocation. Neun Gigs haben in der Kneipe bislang stattgefunden, am Dienstag folgt der zehnte: es spielt das mit dem Kipp / Kuhn / Weiß / Locher - Quartett.

Eumel-Chef Ingo Kessler verrät uns im Interview, warum es immer Jazz sein muss – und wie er sich gegen die öffentlich geförderte Konkurrenz behaupten will.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, im Eumel Konzerte zu veranstalten?
„Ich habe in Chicago und Nashville erlebt, wie das ist, wenn in jedem zweiten Laden Livemusik läuft. Außerdem lerne ich Saxofon – und dachte mir: das probieren wir einfach aus. Ich habe den Wunsch, das als kulturell wertvolles Ding für den Westen zu etablieren.“
Wie finden Sie die Bands?
„Über meinen Saxofonlehrer und besten Freund, am Anfang. Das mit den Konzerten hat sich unter den Musikern schnell herumgesprochen. Inzwischen kommen pro Woche fünf Mails mit Anfragen.“
Bei den bisher neun Konzerten ging es musikalisch in der Regel Richtung Jazz. Sie haben da viel Konkurrenz in Stuttgart ...
„Viele unserer Bands spielen sonst im Bix , in der Jazz Hall oder in der Kiste. Das sind klasse Musiker. Klar sind diese Läden öffentlich gefördert. Aber ich glaube, dass sich im dicht besiedelten Westen so etwas selbst trägt. Die berühmte Halbhöhenlage ist vom Hölderlinplatz ja nicht weit. Derzeit nehmen wir keinen Eintritt, sondern bitten um Spenden. Ich habe schon die Hoffnung, dass sich das mal eingroovt und wir auch eine Förderung bekommen können.“
Der Eumel ist auch eine Fernsehkneipe und Anlaufpunkt bis tief in die Nacht hinein. Wie verpassen Sie Ihrer Kneipe ein Livemusik-Image?
„Ich will auf keinen Fall eingleisig fahren. Samstags kann man bei uns das aktuelle VfB-Spiel schauen, dienstags oder künftig donnerstags Livekonzerte. Das Publikum schließt sich nachgewiesenermaßen nicht aus. Eine Bühne brauchen wir auch nicht. Die Musiker sind mit dem Publikum auf Augenhöhe.“
Bei Ihnen liefen Gypsy Jazz, Latin Jazz ... wollen Sie den Jazz wiederbeleben?
„Wir hatten bei mehreren Konzerten eine super Stimmung und in der Szene bestens bekannte Leute im Laden. Der Trend geht zurück zur handgemachten Musik und ich finde es schön, wenn der Jazz wiederbelebt wird. Das ist einfach eine kulturell wertvolle, anspruchsvolle Musik.“

Das nächste Konzert im Eumel findet am Dienstag mit dem Kipp / Kuhn / Weiß / Locher - Quartett statt.