Men at Work auf der Bühne des Wizemann Foto: Lichtgut/Christoph Schmidt

Weit mehr als nur business as usual: Die australische Combo Men At Work feiert bei einem Konzert im Wizemann mit kurzweiligem Reggae-Rock.

Stuttgart - Manchmal genügt eine einzige Platte tatsächlich für ein ganzes Musikerleben. 1982 war’s, als Men at Work mit „Business as Usual“ eines der erfolgreichsten Debütalben der Popgeschichte vergönnt war – und mit dem Song „Down Under“ ein Welterfolg, der seinen Komponisten bis heute Tantiemen in Höhe von rund 35 Millionen Euro bescherte. Zweieinhalb Hits und drei Jahre später war die Erfolgsstory auch schon wieder zu Ende: Nach einer bedeutungslosen dritten Disc warf der kurzzeitig größte Popact Australiens geräuschlos das Handtuch.

Nur noch der Chef ist übrig geblieben

Vierunddreißig Jahre danach steht Colin Hay, der verbliebene Kopf der Band, auf der Bühne des Wizemann und weiß sehr wohl um sein Glück. Den Luxus einer weitgehend unbeachteten Solokarriere konnte sich der mittlerweile 68-Jährige dank „Down Under“ leisten, gelegentliche Auftritte als Mitglied von Ringo Starrs All Starr Band fallen unter die Kategorie entspanntes Altherren-Amüsement. Umso überraschender aber gerät nun das Comeback unter dem alten Bandsignet, obgleich das aktuelle Sextett mit der Gründungsformation nur noch den Namen gemein hat: Flötenkumpel Greg Ham starb 2012, Co-Gründer Ron Strykert verabschiedete sich vor zwölf Jahren in herzlicher Feindschaft und australisch ist außer Hay selbst gar nichts mehr bei Men At Work.

Anno 2019 besteht die Gruppe aus der peruanischen, mit Hay verheirateten Sängerin Cecilia Noël, einer Saxofonistin, Flötistin und Keyboarderin aus Guatemala sowie drei Musikern aus Kuba, doch das tut der Sache keinen Abbruch. Statt Dienst nach Vorschrift zu schieben, entpuppt sich dieses Sextett im mit immerhin gut sechshundert Besuchern gefüllten Wizemann als temperamentvolles Ensemble, das den bandtypischen, technisch nicht sonderlich anspruchsvollen Reggae-Rock mit großer Spielfreude auflädt, aber auch geschmeidige Rhythmuswechsel, stupende Soli und dynamische Abstecher in Prog-, Jazz- und Funkrock zu bieten hat.

Ein paar Extravaganzen dürfen sein

Inszeniert ist dieses zweistündige Programm mit allen Hits von „It’s a Mistake“ über „Overkill“ und „Dr. Hekyll & Mr. Jive“ sowie selbstverständlich „Down Under“ angenehm bodenständig – Cecilia Noëls rote Kappe und der breitkrempige „Crocodile-Dundee“-Hut vom Bassisten Yosmel Montejo bleiben optisch die einzigen Extravaganzen. Und Colin Hay? Genießt sein Musiker- und Lebensglück mit der Gelassenheit eines typischen Aussies, der auch einen Coffee Shop im Outback betreiben könnte.