Max Raabe hat am Mittwochabend in Stuttgart mit seinem Palast Orchester das Publikum in die Welt der 20er und 30er Jahre entführt. Konzertkritik vom Auftritt im Beethovensaal der Liederhalle.
Kerzengerade steht er da, mit nach hinten pomadiertem Haar, schnieke wie immer – zunächst im Frack, später im Smoking. Max Raabe grüßt formvollendet, mit angedeuteter Verbeugung, und hat das Stuttgarter Publikum im ausverkauften Beethovensaal der Liederhalle vom ersten Moment an auf seiner Seite. „Heute ist ein guter Tag um glücklich zu sein“, singt der 62-Jährige mit glockenheller Stimme – und fasst damit das Motto eines Abends voller Leichtigkeit und Melodien aus einer vergangenen Zeit zusammen.
Im Mittelpunkt steht die Musik
Viel Show bietet Raabe nicht. Mal eine kleine Tanzeinlage, mal niedliche Wolken-Projektionen am Bühnenhimmel, mal eine humorvolle Anekdote – das reicht. Denn auch beim neuen, fein abgestimmten Programm „Hummel streicheln“, mit dem er samt seinem Palast-Orchester seit Januar auf Tour ist, stehen Musik, Stimmgewalt und Wortwitz im Mittelpunkt.
Ob „Veronika, der Lenz ist da“, „In meiner Badewanne bin ich Kapitän“ oder „Ich küsse Ihre Hand, Madame“: Der Sänger interpretiert leichtfüßige Evergreens mit Liebe zum Detail und dem dazu passenden Augenzwinkern. Das Palast-Orchester, bestehend aus zwölf fantastischen Musikern, begleitet seinen Frontmann mit atemberaubender Lässigkeit und zugleich hoch konzentriert und präzise.
Das Publikum lacht und ist gerührt
Ob Eigenkomposition oder Klassiker: Das Publikum lacht, ist gerührt, summt mit und vergisst die Welt um sich herum. Die Leute wollten „mit der Musik mal weg von dem, was ihnen sonst um die Ohren fliegt“, sagte Raabe mal in einem Interview. Das gelingt an diesem so heiteren wie kurzweiligen Abend.
Viel zu schnell sind zwei Stunden Darbietung (plus Pause) vorbei. Am Ende gibt es Standing Ovations vom begeisterten Publikum – und drei Zugaben, darunter den berühmten kleinen, grünen Kaktus sowie für den Nachhauseweg das zauberhafte Gutenachtlied „Schlafen geht das kleine Saxophon“.
Schaut man in die entspannten Gesichter der Zuschauer wird klar: Musik ist eine emotionale Reise, Musik öffnet Herzen, Musik macht glücklich – und nach dem Konzert ist vor dem Konzert. Am Donnerstagabend tritt Raabe erneut in der ausverkauften Liederhalle auf. Und so manche Fans verabreden sich schon jetzt zu seinem Zusatzauftritt in Stuttgart im April 2026.