Ken Casey von den Dropkick Murpys sucht beim Konzert in Stuttgart immer wieder die Nähe zum Publikum. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Die Dropkick Murphys haben beim Auftakt ihrer Deutschlandtour in Stuttgart Folk, Punk und Politik vermengt: Bilder, Setlist und Kritik vom Auftritt in der Stuttgarter Porsche-Arena.

Als Bruce Springsteen im Juni durch Deutschland tourt, lässt er keine Gelegenheit aus, gegen Donald Trumps Regierung zu wettern, die „korrupt, inkompetent und verlogen“ sei, das Land, das er liebe, zugrunde richte, und alle Werte verrate, für die Amerika einmal stand. Und wie Springsteen hat auch Ken Casey, der Sänger der Dropkick Murphys, eine klare Haltung zu diesem Thema. Er formuliert seine Botschaften aber noch etwas deutlicher: „Fuck Donald Trump!“, ruft er am Donnerstagabend in der Stuttgarter Porsche-Arena.

 

Dropkick Murphys covern Bruce Springsteen

Wir befinden uns gerade im Mittelteil des Konzerts der Folkpunk-Band aus Boston, Massachusetts, als Casey sich verpflichtet fühlt, sich bei den rund 6000 Fans für den US-Präsidenten und für das, was gerade in den USA passiert, zu entschuldigen. „Wir alle in diesem Land sind doch eigentlich Immigranten“, sagt er, „außer denen, denen wir ihr Land weggenommen haben, als wir dort angekommen sind.“ Und auch wenn es zwischen der rabiat-überdrehten und vom Irish Folk infizierten Musik der Dropkick Murphys und dem Heartland-Rock Bruce Springsteens nur wenige Gemeinsamkeiten gibt, so verbindet sie doch ein so großes politisches Einverständnis, dass Caseys Band nach diesem kurzen Monolog Springsteens Song „American Land“ covert, in dem es darum geht, welche große Hoffnungen hart arbeitende Menschen, die in dieses Land kamen, einst mit Amerika verbanden.

Doch obwohl die Dropkick Murphys, die es seit 1996 gibt, auch in ihren eigenen Songs deutlich politisch Stellung beziehen (und zum Beispiel T-Shirts verkaufen, auf denen „Fighting Nazis Since 1996“ steht), wird die Ernsthaftigkeit ihrer Botschaft meistens von Hymnen, die das Gemeinschaftsgefühl feiern, überdeckt. Dass die Nummer „Johnny I Hardly Knew Ye“ eigentlich ein Antikriegslied ist, hört man der Version der Dropkick Murphys in Stuttgart kaum an.

„Let’s Go, Murphys!“ Band wird wie Sportmannschaft angefeuert

Stattdessen kommt man sich – nach den Auftritten von Haywire und Frank Tuner & The Sleeping Souls im Vorprogramm – vor, wie auf der Tribüne im Stadion. „Let’s Go, Murphys!“, skandieren die Fans, als ginge es darum, eine Sportmannschaft anzufeuern. Dass beim Konzertauftakt mit dem Song „The Boys Are Back“ Szenen aus einem Eishockeyspiel gezeigt werden, ist da nur konsequent.

Diese etwas andere Art des politisch aufgeladenen Stadionrocks der Dropkick Murphys hat auch im Jahr 2025 immer noch nicht an Wucht verloren. Casey (46) verbringt die meiste Zeit auf einem kleinem Podest, das den Bühnengraben überbrückt, auf dem er ganz nah dran ist an seinen Fans (und die er nach Konzertende noch minutenlang abklatscht). Der Dropkick-Murphys-Mix aus Punk und Irish Folk ist weniger subtil als der, den einst die Pogues im Programm hatten: Knallige Gitarrenriffs und robuste Mitsingchöre treffen auf Fiddle, Flöte, Dudelsack oder Banjo, wenn Casey zum Beispiel in Songs wie „Boys On The Docks“ oder auch „Chesterfields and Aftershave“ vom aktuellen Album „For The People“ von seinem Großvater John Kelly erzählt, der ein engagierter Gewerkschafter war.

Am besten kommt an diesem Abend aber immer noch der Hit „I’m Shipping Up To Boston“ aus dem Jahr 2006 an, der die Vertonung eines Textes von Woody Guthrie ist, und den die Band gegen Ende der eineinhalbstündigen Show spielt. Guthrie (1912-1967) war der Mann, der einst auf seine Gitarre „This machine kills fascists“ (Diese Maschine töte Faschisten) schrieb. Und obwohl es in dem Song um einen Seemann geht, der auf der Suche nach einem Holzbein ist, macht das politische Bewusstsein Guthrie wie Springsteen zum Seelenverwandten der Dropkick Murphys: Zur Begrüßung wird etwa der Satz „Kein Bock auf Nazis“ auf die Videoleinwand projiziert, während Casey sagt: „Who’s ready to stand up against fascism?“ – Wer ist bereit, sich dem Faschismus entgegenzustellen?

Allerdings verzichten die Dropkick Murphys am Donnerstag in Stuttgart darauf, den Song „First Class Loser“ Donald Trump zu widmen. Im Juli hatte Casey das in Kalifornien noch getan. Während die Band dort den Song spielte, gab es Bilder und Videos zu sehen, die Trump auch zusammen mit Jeffrey Epstein zeigten.

Dropkick Murphys: Setlist in Stuttgart

  • The Lonesome Boatman
  • The Boys Are Back
  • Skinhead on the MBTA
  • Who’ll Stand With Us?
  • Johnny, I Hardly Knew Ya
  • Fiending for the Lies
  • Longshot
  • The Bonny
  • Chesterfields & Aftershave
  • Boys on the Docks
  • School Days Over
  • Finnegan’s Wake
  • Good Rats
  • The Green Fields of France
  • Good as Gold
  • Get Up
  • Out of Our Heads
  • American Land
  • The State of Massachusetts
  • Walk Away
  • Rose Tattoo
  • Worker’s Song
  • I’m Shipping Up to Boston
  • The Big Man

Dropkick Murphys auf Tour: Termine und Tickets

Im Rahmen ihrer aktuellen Tour geben die Dropkick Murphys noch sieben weitere Konzerte in Deutschland:

  • 29.10.2025 Hamburg – Sporthalle Hamburg
  • 31.10.2025 Leipzig – Arena Leipzig
  • 01.11.2025 Lingen – Emsland Arena
  • 03.11.2025 Köln – Palladium
  • 04.11.2025 Köln – Palladium
  • 11.11.2025 Würzburg – Posthalle
  • 13.11.2025 Wiesbaden – Schlachthof

Tickets gibt es hier. Die Konzerte in Lingen und in Wiesbaden sind bereits ausverkauft.