Fettes Brot beim Auftritt in Stuttgart Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Doktor Renz, König Boris und Björn Beton – besser bekannt als Fettes Brot – haben am 26. November 3000 Fans in die Stuttgarter Porsche-Arena gelockt und mächtig Partystimmung verbreitet.

Stuttgart - Für Weihnachten scheint es früh, am Donnerstagabend, der 1. Advent ist noch nicht da – Fettes Brot jedoch haben unverdrossen ihre Bühne vollgepackt mit Nadelbäumen. Äste schlängeln sich zum Dach empor, das Bühnenbild zeigt große Baumstämme - es geht tief in den Wald hinein, in der Porsche-Arena. Und dort wird wild getanzt.

3000 Fans drängen in der abgehängten Halle, Partystimmung herrscht, schon bevor der Vorhang fällt. Dieser Vorhang ist weiß, die Schatten von Musikern, die zu ihren Instrumenten gehen, huschen über ihn, farbige Lichter. Kaum ist er zu Boden gesunken, sind sie da – die schweren Bässe, die den Beton zu bewegen scheinen, die drei gut aufgelegten Botschafter aus Hamburg, die zu ihnen reimen.

Fettes Brot zwischen Hip-Hop und Rock

„Teenager vom Mars“, das achte Album von Fettes Brot in 20 Jahren, ist seit wenig mehr als einem Monat auf dem Markt. Das Titelstück kommt ganz zuerst, klingt wenig nach Hip-Hop, viel mehr nach Rock, heizt kräftig ein. Dann der Schwenk in die andere Richtung: Beim zweiten Titel „Können diese Augen lügen“ ist die harte Gitarre verschwunden und die Beats fließen, das Trio reimt sich was, frech und frisch. Fast könnte man Fettes Brot nun wieder verwechseln mit einer anderen Spaß-Pop-Rap-Truppe – aber sie kommen aus dem Norden, ihrem Humor merkt man das an, und sie haben den Boden unter den Füßen nie verloren. Einmal packen sie die schwarze St.-Pauli-Fahne aus, schwingen sie mächtig stolz über die Bühne - und holen sich damit auch in Stuttgart Jubelrufe ab.

Doktor Renz, König Boris und Björn Beton - Martin Vanfreier, Boris Lauterbach und Björn Warns – treten seit 1992 auf als Fettes Brot, wurden in den späten 1990er Jahren viel gehört, sind wieder angesagt: Die Alben, die sie seit 2008 veröffentlichten, platzierten besser als alle ihre vorigen in den Charts. Der Grund? Die drei sind nun alle über 40 und feiern noch immer. Maskerade? Nun, die Brote wirken wie frisch gebacken, haben mächtig Spaß auf der Bühne - und ihr Publikum, das teils sicher noch nicht ganz geboren war, als sie zum ersten Mal „Jein“ sagten, nicht minder: Da schwofen Mädels, die ganz sicher noch nicht 20 sind, begeistert drauf los, die ältere Generation tanzt hinter ihnen.

Abwechslungsreiche Show – hin und wieder mit Tiefgang

Fettes Brot servieren ihren Freunden eine abwechslungsreiche Show, bei der sie hin und wieder sogar Tiefgang zeigen, die meiste Zeit jedoch gut gelaunt aufs musikalische Gaspedal drücken. Altes und Neues vermischt sich munter – „Jein“ kommt früh am Abend, die „schwulen Mädchen“ tauchen erst zum Abschied auf. Manchmal senken sich Discokugeln in den Wald herab, manchmal singt das Publikum.

Fettes Brot, wer hätte das gedacht, bringen in Stuttgart sogar einen Blues – den blödsinnig-bösen „Seflie-Stick-Blues“ – und das Publikum geht mit. DJ, Keyboard, Bass oder gelegentlich auch Gitarre werden verstärkt durch doppelte Rhythmussektion: Ein Schlagzeug und Percussion – das gibt dem Live-Sound der Gruppe die besondere Note.

Und manchmal manchen Doktor Renz, König Boris und Björn Beton auch eine kleine Pause, sie stehen dann am Bühnenrand, Mütze, Basecap, Hemd, und kalauern drauf los: „Stuttgart, schön seht ihr aus! Da nehmen wir doch gleich mal unsere Spionagebrillen ab, mit denen wir euch alle nackt sehen können!“ - „So ist das Leben. Ich trink erst einmal ein Bier.“