Beim traditionellen Wohltätigkeitskonzert in Kornwestheim glänzten die Orchester mit ungewöhnlichen Stücken. Solisten setzten starke Akzente.
Schön, wenn Freude an der Musik so viel Gutes bewirkt. Mehr als 400 Zuhörer strömten zum 31. Wohltätigkeitskonzert zugunsten von „Gemeinsam“ ins Kornwestheimer Kulturzentrum K – der Verein in Tamm engagiert sich für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung im Kreis Ludwigsburg. Wer kam, freute sich über zwei hochklassige Konzerte. Zuerst nahm das Landespolizeiorchester das Publikum mit auf eine musikalische Reise. Nach der Pause glänzte das Große Blasorchester der Städtischen Orchester Kornwestheim, vor allem mit der sinfonischen Dichtung „Hamburg - das Tor zur Welt“, bei der sogar Schiffsglocken läuteten und das Geheul der Sturmflut den Saal erfüllte.
Ganz unterschiedliche Stimmungen
Marvin Stutz dirigierte das Landespolizeiorchester. Die Musiker zauberten Klangbilder von „Orient et Occident“ von Camille Saint-Saëns in den Raum. Solisten zeigten, was sie können. Zum Beispiel Benoit Maurer im „Concerto for Trumpet“ von Alexander Arutjunjan. Er entlockte seinem Instrument ein breites Spektrum ganz unterschiedlicher Stimmungen.
Hübsch anzuhören waren die „Paris Sketches“ nach Martin Ellerby, ein vertonter Gang durch die französische Metropole. Während in der Altstadt, in der Pigalle, die Töne dynamisch durcheinanderquirlten, wechselte der Klang ins Melancholische, als der Weg über den Friedhof Père Lachaise führte. Und schließlich bewiesen die Polizei-Musiker mit der „Jazz Suite“ von Manfred Schneider, dass sie „auch Big Band“ können, so Dirigent Stutz.
Höchst einfühlsam gespielt
Das Große Blasorchester der Kornwestheimer spielte drei Stücke. Im ersten, „Forrest Gump“ von Alan Silvestri, der Musik zum gleichnamigen Film von 1994, spiegelt die Musik die vielfältigen Nuancen im Seelenleben und in der Entwicklung von Forrest Gump wider. Das Orchester unter der Leitung von Gunnar Dieth arbeitete mit seinen vielen unterschiedlichen Instrumenten diese Stimmungen höchst einfühlsam heraus.
Es folgte ein „Traumschiff-Medley“ mit den populären Melodien von James Last. Wieder setzten Solistinnen und Solisten mit starken Auftritten Akzente, so Pamela Egeler mit dem Flügelhorn oder Matthias Ergenzinger mit dem Alt-Saxophon. Als zum Schluss der Traumschiff-Abspann erklang, der Dessert-Marsch der Küchenmannschaft bei Kerzenschein, klatschte der Saal begeistert mit.
Windmaschine vom Musikkorps der Bundeswehr
Der Höhepunkt des Abends waren indes die 23 dichten Minuten, in denen die Geschichte Hamburgs ganz lebendig wurde. Der Komponist Guido Rennert hat ein gewaltiges Klanggemälde geschaffen. Für die Musiker bedeutet dies „eine zeitintensive Probenarbeit, ein dreiviertel Jahr,“ berichtete Michael Meyle, der Vorsitzende der Städtischen Orchester, der den Abend moderierte. Das Orchester verstärkten unter anderem ein Konzertflügel, eine Harfe, sieben Schlagzeuger und vor allem eine echte Windmaschine, eine Leihgabe vom Musikkorps der Bundeswehr.
Die Mühe hatte sich gelohnt. Die Zuhörer hörten die Tumulte bei der Hinrichtung des Seeräubers Störtebeker, fühlten mit beim Abschiedsschmerz der Auswanderer im 19. Jahrhundert, wurden von der Macht der Sturmflut von 1962 erschüttert. Sogleich folgten optimistische Töne, als die Katastrophe bekämpft wurde. Eine ungewöhnliche Vorstellung und ein wirkliches Erlebnis; der Beifall war heftig. Kornwestheims Oberbürgermeister Nico Lauxmann, erstmals als Schirmherr des Wohltätigkeitskonzerts dabei, hatte Recht: „Ein wunderbarer Abend.“