Die Folkloregruppe des Türkischen Vereins unterhält die Besucher. Foto: Eva Herschmann

Rund 1000 Besucher genießen heimatliche Musik und Tänze beim Konzert am Sonntagabend in der Schwabenlandhalle.

Fellbach - Für Hüseyin Babuscu, den Vorsitzenden des Türkischen Vereins Fellbach, ist es wichtig, seinen Landsleuten ein bisschen anatolische Heimat zu bieten. Sie stünden hinter Integration. „Aber wir müssen unsere Wurzeln spüren.“ Deshalb organisiert der 162 Mitglieder zählende Verein jedes Jahr einen Konzertabend. Am Sonntag zog das Angebot an die 1000 Besucher aus der Stadt und der ganzen Region in die Schwabenlandhalle. Dort traten Musa Eroğlu, ein bekannter türkisch-alevitischer Volksmusiker, die Musikgruppe Yaren aus Stuttgart-Wangen unter der Leitung von Akkaya Gülmehmet sowie die Tanzgruppe der Gastgeber auf.

Musikalisch war die Heimat in der Fremde heil

Musikalisch war die Heimat in der Fremde heil. Der 70-jährige Musa Eroğlu, der aus der Türkei zum Auftritt angereist war, wurde begeistert beklatscht. Auch von Ahmet Akinti, dem türkischen Konsul in Stuttgart, der mit 30 Personen, Mitarbeitern und Familie, gekommen war. Musa Eroğlu hatte im Jahr 1998 vom Kulturministerium den Titel eines Staatskünstlers verliehen bekommen und präsentierte in Fellbach moderne Interpretationen von Aşık-Liedern aus der Tradition der Aleviten. Er und die Tänzer aus Fellbach, die Sänger und Musiker aus Stuttgart brachten ein Stück Türkei in den Hölderlinsaal.

Mit dem Drumherum waren die Gastgeber – und dem Vernehmen nah auch die Gäste – nicht ganz so zufrieden wie mit dem Programm. „Wir wollten Tee ausschenken, das ist bei uns Tradition, aber wir durften nicht“, sagte Hüseyin Babuscu. Gerne hätte der Verein, der seine Räume im Kunst-Werk in der Schorndorfer Straße hat, sich auch selbst ums Essensangebot gekümmert. „Das hätten unsere Frauen erledigt und die machen das klasse.“ Dass dies nicht möglich war, Gastronom Rauschenberger stattdessen Butterbrezeln und belegte Brötchen servierte, hätten sie ja noch verschmerzen können, sagte Serkan Malli, der Schatzmeister. „Aber jeder beschwert sich, dass es keinen Tee gibt, zumal die Preise für Getränke recht happig sind.“

Im Vorjahr hätten sie noch Tee anbieten dürfen, beklagte der Kassierer. Beim Verkauf gehe es dem Verein nicht um die Einnahmen sondern, darum, dass sich die Besucher wie daheim fühlen. Denn obwohl das Konzert Eintritt koste, und alle Helfer ehrenamtlich arbeiteten, bringe die Veranstaltung dem Verein keinen Gewinn, erklärte Malli. Abzüglich der Hallenmiete und Künstlergagen kämen sie gerade mal null auf null heraus. „Aber leider gibt es für so ein großes Konzert keine anderen passenden Räumlichkeiten in der Stadt.“ Und ihnen sei es nun einmal wichtig, weiterhin ihre Kultur nach Fellbach zu bringen, ergänzte der Vorsitzende. Hüseyin Babuscu bedauerte, dass anders als in den Vorjahren kein offizieller Vertreter der Stadt in die Schwabenlandhalle gekommen war. „Wir haben alle eingeladen, aber niemand hatte Zeit. Oberbürgermeister Palm war immer da.“ Aber auch so sei es ein tolles Fest gewesen, sagte der Vorsitzende.

Die Türken feiern ihre Heimat ohne städtische Begleitung – aber nicht alleine

Also feierten die Türken ihre Heimat ohne städtische Begleitung – aber nicht alleine. Mit ihnen genossen Griechen, Kurden und Deutsche das Konzert. Hier gehe es Multikulti zu, sagte Serkan Malli. Es seien sowohl Befürworter des umstrittenen Präsidenten Erdogan, als auch Kritiker da. Serkan Malli sagte: „Ein ganz wichtiges Element dieser Veranstaltung ist, dass alles politisch neutral ist.“