Erneut ausverkauft: Wie bereits vor einem Jahr, so werden auch an diesem Samstag 15.000 Besucher nach Großaspach pilgern. In unserer Bildergalerie können Sie Andrea Bergs Auftritt damals Revue passieren lassen. Foto: Piechowski

Anwohnerschutz geht vor. Konzert am Samstag darf bestimmten Schallpegel nicht überschreiten.

Aspach - Nichts geht mehr. Wer jetzt noch Hoffnung hegt, dem bleibt nur die nüchterne Botschaft: Lass es bleiben. Komm nicht auf gut Glück am späten Samstagnachmittag in den 4200 Einwohner zählenden Aspacher Teilort. In der am Waldesrand gelegenen Comtech-Arena beendet Deutschlands bekannteste Schlagersängerin bei einem Heimspiel ihre aktuelle „Abenteuer“-Tour, zu der die 46-Jährige bisher 280.000 Besucher anlocken konnte. Und zum mittlerweile siebten Open-Air-Spektakel im Gebiet Fautenhau werden weitere 15.000 Gäste erwartet, um die „Piratenbraut“ Berg inmitten ihrer Schiffskulisse bejubeln zu können. „Wir sind restlos ausverkauft, auch vor Ort sind keine Tickets mehr erhältlich“, meldet ein Sprecher der Agentur Ferber Management, deren Besitzer Andrea Bergs Ehemann Uli Ferber ist. Es sei mit einem hohen Verkehrsaufkommen und Staus zu rechnen.

Etliche Einheimische rechnen indes vor allem mit einem hohen Lärmaufkommen, so wie bei den bisherigen sechs Open-Air-Partys im Fautenhau. Im vergangenen Jahr fand das Spektakel erstmals in der neuen Arena statt. Finanziert wurde das Zehn-Millionen-Euro-Stadion durch einen Sponsorenpool, zu dem neben dem Spielervermittler und Hotelier Ferber auch Edel-Kicker wie Mario Gomez oder Alexander Hleb gehören. Im Stadion spielt der Viertligist SG Sonnenhof Großaspach – und eben als sommerliches Highlight Andrea Berg.

Im Notfall „den Stecker ziehen“

2011 hatte man im Rathaus eigentlich mit einer Lärmreduzierung und somit weniger Protestanrufen gerechnet. „Von der Tieferlegung des Stadions um eineinhalb Meter und der Überdachung habe ich mehr erwartet“, erklärte Bürgermeister Hansjörg Weinbrenner in einer ersten Manöverkritik im Herbst. Es sei „nicht leiser, sondern zum Teil lauter geworden“. Tatsächlich wehten Bergs Gesangseinlagen (Superhit: „Du hast mich tausendmal belogen“) weit in den Ort hinein. Weinbrenner selbst fühlte sich zwar nicht tausendmal, aber doch wenigstens einmal belogen. Er sei „kurz vor dem Platzen“. Grund: Der Veranstalter hatte entgegen der Verabredung keine Lärmmessungen vorgenommen. „Das war wortbrüchig und wird Konsequenzen haben“, zürnte Weinbrenner anfangs. Wenige Wochen später hatte er sich wieder etwas abgeregt. Eigentlich sei das Konzert sogar eher ruhig gewesen, die Abwicklung habe hervorragend geklappt.

Dennoch soll es diesmal besser werden. Der Gemeinderat hat den Veranstalter verpflichtet, in drei Flutlichtmasten des Stadions Messanlagen zu installieren, um den Schalldruckpegel feststellen zu können. Bei Überschreitungen werde die Ortspolizeibehörde eingreifen, um „dem berechtigten Ruhebedürfnis der Anwohner Rechnung zu tragen“. Auf Nachfrage im Gemeinderat erklärte Weinbrenner noch, wenn ein Veranstalter partout nicht einsichtig sei, könne man auch mal „den Stecker ziehen“.

Dazu wird es aber kaum kommen. Denn der Schultes wie die meisten Ortsparlamentarier wollen ihre Mitbürgerin, die der Gemeinde so viel Renommee bringt, nicht verprellen. „Wir wären töricht, wenn wir Andrea Berg die Grundlage entziehen würden“, so ein Lokalpolitiker. Doch manche Anwohner bleiben skeptisch: Sollte es einer wagen, der Sängerin bei zu lautem Organ tatsächlich den Saft abzudrehen, „dann würde er das Stadion wahrscheinlich nicht mehr lebend verlassen“, so ein Bürger. Am Sonntagabend übrigens dürfte es ruhiger werden, dann spielt Comedian Bülent Ceylan sein Programm „Wilde Kreatürken“ in der Comtech-Arena – dafür gibt’s noch Karten.