Seit zwei Jahren gibt die IG Kultur bei der „Sindelfinger Rocknight“ im Pavillon regionalen Bands eine Auftrittsmöglichkeit – die Nachfrage ist groß.
Seit zwei Jahren gibt es regelmäßig die Sindelfinger Rocknight im Pavillon. Im Juni 2023 fand sie zum ersten Mal statt. „Wir haben uns damals überlegt, dass wir vor allem auch regionalen Acts Auftrittsmöglichkeiten geben sollten, soweit wir uns das leisten können“, sagt Pit Bäulere von der IG Kultur, dem Trägerverein des Pavillons. Nicht erst seit Corona verschwinden die kleineren Musikbühnen im Land, und die gute alte Musikkneipe ist fast nur noch Erinnerung.
Die Rocknight im Pavillon schafft Abhilfe. Gerade regionale Gruppen stehen oft leidenschaftlich hinter ihrer Musik. Bands, die spielen möchten gibt es genug. „Wir haben eine Warteliste“, sagt Pit Bäuerle. Zwei Rocknächte sollen 2025 noch stattfinden, im Juli und September. „Dann werden wir die Termine fürs nächste Jahr machen und die Bands kontaktieren.“
Bei diesen Konzerten wird kein Eintritt erhoben, der Hut kreist im Saale – es sei denn, die Bands wünschen es ausdrücklich anders und besorgen selbst die Kasse. Der Aufwand für die Veranstalter soll überschaubar bleiben, die IG Kultur sorgt jedoch dafür, dass in allen Rocknächten ein erfahrener Techniker am Mischpult steht. Er wird von den Bands bezahlt, die IG Kultur schießt Geld zu. Auch bei dem Mischern gibt es eine Liste. Selten müssen die Veranstalter auf professionelle Kräfte zurückgreifen, die kostspieliger sind. Thomas Jirasko heißt der Mann, der am Mittwochabend am Mischpult steht. Er spielt selbst seit vielen Jahren in Bands, und er leistet ganze Arbeit.
„Hier gibt es eine super Anlage mit einen super Sound, es wird sehr gut abgemischt“, sagt Beatrice Nuber-Mathé, Sängerin von Some Funk, der ersten Band, die bei der Sindelfinger Rocknight am Mittwochabend spielt. „Das ist ein echter Luxus. Sonst müssen wir einen Mischer mitbringen.“ Der Pavillon ist an diesem Abend nicht leer, nicht berstend voll, aber: „Die Stimmung hier ist ausgezeichnet. Die Leute hier geben sich sehr große Mühe, auch wenn die Location schon sehr in die Jahre gekommen ist.“
Beatrice Nuber-Mathé weiß es, sie ist seit langer Zeit in der regionalen Musikszene unterwegs, spielte schon vor Jahren im Pavillon mit Rock- und Fusion-Bands, tritt nun zum ersten mal auf mit einer Band, die eher Richtung Funk geht: Stevie Wonders „I wish“ gehört hier zum Programm, ebenso wie „Sledgehammer“ von Peter Gabriel.
Some Funk haben sich vor einem Jahr gegründet, hatten bislang Auftritte bei privaten Anlässen, spielten auch einmal in einem Vereinsheim. Zur Band gehören Reiner Hofmann an der Gitarre, Martin Jörg am Bass, Andreas Weikum am Schlagzeug und Knut Petkau an den Keyboards. Zum ersten Mal mit dabei an diesem Abend ist Manuela Eckstein; sie singt, spielt das Saxofon.
Die Gruppe Reset Code bietet dann den harten Kontrast zur klassischen Party-Musik von Some Funk. Der Name der Band scheint Programm zu sein – auch sie drehen die Uhr zurück, sind groß geworden mit der Musik der 1990er-Jahre und der frühen 2000er. Sie kommen aus Zuffenhausen, haben mit Marc Maurer einen Schlagzeuger aus Holzgerlingen an Bord, der auch schon mit der Band Madeira Cake im Pavillon spielte und den Kontakt herstellte. Sie spielen Alternative Rock, dunkel, kraftvoll, melancholisch, mit viel Melodie, Atmosphäre, Tiefgang, großer Ernsthaftigkeit und Perfektion. Marc Maurer lässt hart peitschende Trommelschläge fallen, Matthias Krauß und Frank Rothe ziehen Wände aus vibrierendem Bass- und Gitarrensound auf, und Sänger Andreas Schmid windet sich mit schneidender Stimme am Mikrofon.
Der Unterschied zwischen den Bands könnte größer nicht sein – aber auch das gehört dazu, bei der Sindelfinger Rocknight. Die Reihe hat längst schon einen vorzüglichen Ruf, auch über die Stadtgrenzen hinaus: Am Mittwoch reisten Besucher beispielsweise auch aus Herrenberg an, um die Konzerte zu erleben. Die Bands sind es zufrieden, leben sich aus und werden satt dabei: „Wir wurden aufs Beste verköstigt“, erzählt Beatrice Nuber-Mathé. Und: „Wenn eine Band Newcomer ist, dann findet sie erst einmal schwierig Auftrittsmöglichkeiten.“ In Sindelfingen gibt es eine.