Das britische Kammerorchester Academy of St. Martin in the Fields spielt in der Meisterkonzertreihe im Beethovensaal – mit Julia Fischer am Konzertmeisterinnenpult.
Bis ins 19. Jahrhundert hinein wurden Konzerte vom ersten Geigenpult aus geleitet. Die Machtstellung des Dirigenten, der oft genug selbstherrlich, mit wilder Gestik agiert, ist Ergebnis der Entwicklung in der Romantik, die immer größer besetzte, technisch vertracktere Werke hervorbrachte. Da muss jemand stehen, der die komplexe sinfonische Klangwelt zusammenhält. In vielen kleiner besetzten Ensembles wie Kammerorchestern ist es schon seit langem Normalität, zur vorromantischen Praxis zurückzukehren und auf dirigierendes Personal zu verzichten. Auch dass Klassiksolostars leitende Funktion übernehmen, ist nicht neu. Sie verharren aber in der Regel in der Position des zentralen Sterns einer Aufführung. Dass sie sich ans Konzertmeisterpult setzen und sich damit in den Klangkörper integrieren, ist nach wie vor eine Seltenheit.