Die Kantorei Fellbach tritt unter ihrem neuen Chorleiter und Organisten Manuel Knoll auf. Foto: privat

In der Fellbacher Lutherkirche wird am 17. November die „Misa a Buenos Aires“ von Martín Palmeri aufgeführt. Ein Tangotanzpaar tritt bei dem Konzert auch in Aktion.

Tango Nuevo und klassische Kirchenmusik: Das klingt zunächst nach einer etwas verwegenen Mischung. Dass sich beides dennoch gut ineinanderfügt, beweist die „Misa a Buenos Aires“ des argentinischen Komponisten Martín Palmeri. Er schuf bereits vor 39 Jahren dieses Werk, dass durch eine spannungsreiche Synthese gekennzeichnet ist. Es wird am Sonntag, 17. November, von 16 Uhr an in der Lutherkirche in Fellbach aufgeführt.

 

Begegnungen mit Musik, Tanz, Theater und Kunst

Die Kantorei Fellbach unter ihrem neuen Chorleiter und Organisten Manuel Knoll wird gemeinsam mit dem Schweizer Chor und dem Orchester Alfonsina unter der Leitung von Chorleiterin Esther Haarbeck und dem Konzertmeister Yvo Wettstein die Tango-Messe aufführen. Der argentinische Komponist Martín Palmeri sitzt in der Lutherkirche selbst am Klavier und begleitet das kammermusikalische Ensemble und die Chöre. Der italienische Bandoneon-Virtuose Mario Stefano Pietrodarchi und die in Basel geborene Mezzosopranistin Miriam Wettstein sind als Solisten ebenfalls Teil dieses außergewöhnlichen Pilotprojektes. Als Organisator fungiert der Schweizer Verein „Klangweltfinder – L’arte del suono“. Ziel des Vereins ist es, eine Plattform zu bieten für interdisziplinäre Begegnungen mit Musik, Tanz, Theater und Kunst.

Bereits im Februar dieses Jahres starteten die Proben für dieses Langzeitprojekt in Hergiswil im Schweizer Kanton Nidwalden, sowie in Locarno im Kanton Tessin und in Fellbach an der evangelischen Lutherkirche. In der Beschreibung des finanziell geförderten kulturellen und kunstpädagogischen Vorhabens heißt es: „In mehreren Jahren Entwicklung, zehn Monaten Proben, drei Monaten Schulprojekt und einer Woche Schul-Workshops mit öffentlichen Konzerten entsteht 2024 das internationale Pilotprojekt ,Argentina meets Nidwalden und Ticino‘. Es verbindet Bildung und Kultur, Laien und Profis, den Norden und den Süden, den Tango-Tanz und das Ensemble mit dem mitsingenden Publikum.“

Höhepunkt und Abschluss des Projektes bildet nun das Konzert in der Lutherkirche. Die Musikpädagogin und Sängerin Esther Haarbeck, die neben dem Projektchor Alfonsina weitere Chöre im Tessin leitet, sei sozusagen der „Spiritus rector“ der gesamten Aktion, sagt der Fellbacher Kantor Knoll und ergänzt: Die Idee, eine Tangomesse aufzuführen, habe es bei der Kantorei Fellbach schon vorher gegeben. Mehr oder minder zufällig sei man dann auf das Großprojekt des Vereins „Klangweltfinder – L’arte del suono“ gestoßen, habe den Kontakt geknüpft und sei nun als Kantorei und Partnerchor sehr froh, Teil der Aufführung geworden zu sein.

Traditionelle Struktur einer „Missa solemnis“

In der „Misa a Buenos Aires“ übernimmt Palmeri die traditionelle Struktur einer festlichen Vertonung einer „Missa solemnis“ in lateinischer Sprache. Vom Kyrie über das Gloria, Credo bis zum Sanctus, Benedictus und Agnus Dei folgt diese „Misa Tango“ streng dem Vorbild einer „feierlichen Messe“. Gleichzeitig greift Palmeri aber bei der Komposition auf die Stilelemente des Tango Nuevo zurück – ganz nach dem Vorbild von Astor Piazolla.

Das Erstaunliche ist: Obwohl hier ganz unterschiedliche Klangwelten aus verschiedenen kulturellen Kontexten, Kontinenten und Epochen miteinander verschmolzen werden, fügt sich das Ganze schlüssig zusammen. Schließlich entstand der Tango einst in den Großstädten Buenos Aires und Montevideo, wo viele Neuankömmlinge strandeten. Bei Palmeris Tango-Messe sei dennoch das Bach’sche Erbe der h-Moll-Messe an einigen Stellen der Komposition durchaus zu spüren, findet Kantor und Organist Knoll. Der 33-jährige leitet die Fellbacher Kantorei, dessen Chor 45 Sängerinnen und Sänger umfasst, seit Oktober 2022.

Live-Tango von Adriàn Ferreyra und Dulce Laurìa

Neben der rund 40-minütigen Tango-Messe werde zudem ein weiteres, neu komponiertes Werk des argentinischen Komponisten Palmeri uraufgeführt, betont Knoll. Vertont wird das Gedicht „Der Ruf“. Es stammt von der in Argentinien sehr bekannten und 1892 nahe Lugano geborenen Dichterin und Schriftstellerin Alfonsina Storni. Neben dem musikalischen Part wird gegen Ende des Konzertes auch ein Live-Tango von Adriàn Ferreyra und Dulce Laurìa aus Argentinien geboten. Gleichzeitig wird das Publikum bei der Uraufführung von „El Llamado“ eingeladen, sich selbst einzubringen und zu beteiligen.

Das Konzert am Sonntag, 17. November, bildet den Abschluss einer groß angelegten Kooperation der Kantorei Fellbach mit dem Schweizer Verein „Klangwelten - L´Arte del Suono“, und dem Chor und Orchester „Alfonsina“. Vom 9. Bis zum 16. November finden in derselben Besetzungen Aufführungen in der Schweiz statt. Karten gibt es im i-Punkt Fellbach, Telefon 0711 / 58 00 58 und an der Abendkasse. Das rund einstündige Konzert beginnt um 16 Uhr.