„Sindelfingen rockt“ wartet am Mittwoch mit einer Queen-Tribute-Band aus Mailand auf – und lockt damit einmal mehr zahlreiche Rockfans auf den Marktplatz.
Wenn Musikfans in Scharen auf den Sindelfinger Marktplatz strömen, kann das nur eins bedeuten: es ist ein Mittwochabend in den Sommerferien. Um 18 Uhr heißt es dann nämlich immer „Sindelfingen rockt“. Das Format des Organisators Johannes Leichtle, das mit freiem Eintritt und diversen Tribute-Bands lockt, stößt in Sindelfingen auf große Resonanz.
So auch bei Bernd, einem Fan aus Neuhausen auf den Fildern (Kreis Esslingen). Wie die anderen Musikbegeisterten an diesem Abend belässt er es ganz kameradschaftlich beim Vornamen. Bernd jedenfalls ließ sich in diesem Jahr noch kein Konzert der Reihe entgehen. Seinem Bart nach zu urteilen, würde man ihn eher für einen ZZ-Top-Hardcore-Fan halten, doch der 60-Jährige schätzt die Abwechslung, die ihm hier allmittwöchlich geboten wird. Letzte Woche stand er noch bei der Led-Zeppelin-Coverband im Publikum, heute lauscht er der „Salvo Vinci international Queen Tribute Band“. Was er erwartet? „Ich freue mich auf schöne bekannte Lieder, bei denen ich auch mitsingen kann.“
Die Formation kommt aus Mailand
Seine Stehtischnachbarin Melanie aus Böblingen findet es einfach nur toll, dass Sindelfingen so etwas macht. Und ihr Begleiter Joe fügt hinzu: „Heute freue ich mich auf das Queen-Gesamtpaket und den Freddy Mercury der Tribute Band“.
Dieser benötigt nur wenige Minuten, bis sich sein feierndes Publikum dicht an die Bühne drängt. Bei „Radio Gaga“ gehen die Arme in die Höhe und Sänger Salvo Vinci dirigiert die Bewegungen und den Publikumschor von der Bühne aus. „I Want To Break Free“ führt auch die letzten Gehemmten in die Freiheit, sich der Musik hinzugeben.
Die Formation kommt aus Mailand, Salvo Vinci ist ein Star in Italien. 2010 wurde er von Brian May und Roger Taylor selbst als Protagonist der italienischen Version der Queen-Show „We Will Rock You“ ausgewählt, die von Barley Arts produziert wurde und 2010 das Soundtrack-Album der Show live aufnahm. Gute Voraussetzungen also, um die Balladen, Rock-Kracher, opernhaften Werke oder Disco-Hits – diese Meilensteine der Rockgeschichte – auf den Sindelfinger Marktplatz zu bringen.
Freddy Mercury spielte in einer anderen Liga
Im Ankündigungstext des Veranstalters heißt es: „Er braucht keine Bühnenkostüme oder Requisiten, um Freddy zu huldigen. Schon vom ersten Ton an merkt man, wie sehr Salvo seinem Idol ähnelt“. Das ist etwas hoch gegriffen, denn der Frontmann der Band wartet zwar mit einer charismatischen Stimme auf, doch Freddy Mercury spielte deutlich hörbar in einer anderen Liga. Das tut der Stimmung jedoch keinen Abbruch.
Der Gitarrist der Band, ein blutjunger Kerl, hat die Gitarrenriffs Brian Mays offenbar gründlich studiert und entlockt diese, souverän wie ein alter Hase, seiner E-Gitarre. Bass und Schlagzeug bieten solide Rhythmusarbeit, womit die Grundlage für einen rockigen Abend geschaffen wäre. Alle Vier gehen engagiert ans Werk und nehmen aufgrund ihrer Bühnenpräsenz die Besucher mit. Das Repertoire umfasst nahezu alle Queen-Titel, knapp 30 davon sind in drei Sets bis kurz vor 22 Uhr zu hören. Am Ende folgt die Zugabe „We Are The Champions“.
Gelungene Performance
Danach blickt auch Besucherin Christine aus Münklingen zufrieden drein: „Die Stimmung war super, auch wenn es mir fast schon ein bisschen zu voll war und ich es schwer hatte, bis in Bühnennähe zu kommen. Besonders die langsamen Songs hat Salvo Vinci überzeugend rübergebracht. „The Show Must Go On“ war mein persönlicher Favorit.“ Weniger überzeugend fand sie die Playbacks, die aufgrund des fehlenden Pianos und den Chorstimmen, wie etwa bei der „Bohemian Rhapsody“, eingespielt wurden. Ansonsten eine gelungene Performance, die die Zuhörer aus dem Alltag entführte.
Die Tribute von Sindelfingen
Für Nostalgiker
Mit dem Konzept, an fünf aufeinanderfolgenden Wochen in den Sommerferien jeweils mittwochs Coverbands zu präsentieren, lockt Veranstalter Johannes Leichtle seit 2015 die Massen nach Sindelfingen. Weder Corona noch die vorübergehende Vertreibung vom Marktplatz auf den Hofmeister-Parkplatz wegen Anwohnerbeschwerden konnten die Gratiskonzertreihe stoppen. In Sindelfingen sowie in vier weiteren Städten schwelgt das Publikum regelmäßig in Nostalgie, wenn Tributegruppen versuchen, in Klang und Performance allen möglichen Musikgrößen von ABBA bis Rammstein möglichst nahe zu kommen.
Beatlemania zum Finale
Der Auftritt von Help! im Sommer 2017 gilt bei Stammgästen als eins der besten Konzerte der gesamten Reihe. Am Mittwoch, 28. August, setzt die Beatles-Tribute-Band aus Slowenen in Sindelfingen den Schlusspunkt.