Die Band Algiers aus Atlanta Foto: Manufaktur

Die US-amerikanische Band Algiers hat in der ausverkauften Manufaktur gespielt. An und für sich ein Ereignis – wenn bloß der Sound nicht wäre.

Schorndorf - Warum so wenige Menschen dunklerer Hautfarbe Cembalo oder Harfe spielen (wie überhaupt, vom Barock bis zur Neuen Musik, klassische Musik in der Regel „weiße“ Musik ist) und umgekehrt so wenige hellhäutige Menschen in Gospelchören oder Reggaebands singen, wäre eine lange Erörterung wert; gewiss hat es etwas mit Standesdenken, vielleicht sogar mit Dünkel und womöglich sogar etwas mit Rassismus zu tun. Dass sich Franklin James Fisher, der dunkelhäutige Sänger der Band Algiers, Sätze wie „how does it feel for a black Man making white Music?“ anhören muss, ist dagegen zweifelsohne schäbiger Rassismus. Dennoch wirft er ein Schlaglicht auf jenes Genre, das sich doch so gerne mit dem Ruch des Andersseins umgibt. Denn auch im ambitionierten Alternativerock im weitesten Sinne sind Schwarze wie der Bloc-Party-Sänger Kele Okereke, der Schlagzeuger Tony Allen von The Good, the Bad and the Queen oder gar komplett dunkelhäutige Punkbands wie die Bad Brains die rare Ausnahme.

Leider nicht die Regel

Gut also, dass es einen wie James Fisher gibt, absolut in Ordnung auch, dass er und seine Band aus Atlanta sich als politisch und explizit links verstehen. Schade allerdings, dass sie das Konzert in der Schorndorfer Manufaktur am Samstagabend nicht dazu nutzen, dies – buchstäblich – auch deutlich zu machen. Denn Fishers Ansagen sind nahezu unverständlich, seine ohnehin nicht gerade voluminöse Stimme vermag über die Verstärkeranlage überhaupt nicht durchzudringen, und die vierköpfige Band (zuzüglich einem mehr oder weniger funktionslosen fünften Mann im Bühnenhintergrund) erweckt auch nicht den Anschein, hier ein explizit politisches Konzert geben zu wollen.

Sie wollen nur spielen; dies zwar zeitlich nicht sonderlich ausufernd – der reguläre Teil des Konzerts ist bereits nach einer Stunde vorüber –, dafür aber tonal. Denn die Binse, dass manche Musik nicht in Schubladen zu stecken sei, trifft auf kaum eine Band so sehr zu wie auf Algiers. Agitprop, Psychedelicrock, Postpunk, Synthiepop und Industrial spielen hinein. „Schwert und Groove“ will dieser Sound sein, wie es in ihrem Stück „Disposession heißt“, was hier gerne zitiert wird, weil es als Beschreibung perfekt trifft.

Was auf dem vor wenigen Wochen erschienenen aktuellen Album „There is no Year“, das gemeinsam mit seinem Vorgänger „The Underside of Power“ das Korsett des Konzerts bildet, allerdings prächtig und vor allem wohltönend funktioniert, gelingt in der Manufaktur nicht. Die Entscheidung der Band, nicht auf den mit der Anlage vertrauten hauseigenen, sondern den mitgebrachten Tonmischer zu setzten, beschert einen katastrophal schlechten Sound, der zudem so übermäßig mit Hall versehen ist, dass sich kaum eine Struktur herausschälen kann. Schade eigentlich bei einer so famosen Band, deren Konzert nicht grundlos ausverkauft gewesen ist. Hier ist, in jeder Hinsicht, viel Potenzial verschenkt worden.