Laura Müller, Daniel Scheu (mitte) und Patrick Bergmann diskutieren die Entwürfe ihrer Kommilitonen. Foto: Cedric Rehman

Studierende der Nürtinger Hochschule für Wirtschaft und Umwelt stellen im Stuttgarter Rathaus Entwürfe aus für eine Zukunft des Rotebühlplatzes mit mehr Grün und weniger Grau.

Stuttgart-Mitte - An einer Pinnwand haben Besucher der Ausstellung Platzraum im Erdgeschoss des Stuttgarter Rathauses ihre Meinungen auf Post-it-Zetteln angebracht. Da ist viel Lob zu lesen für die Entwürfe der Studierenden des Faches Stadtplanung an der Nürtinger Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU).

Einige der Kommentatoren meinen aber auch, dass die Studierenden sich gedanklich etwas freier hätten machen können bei ihren Überlegungen, wie der Rotebühlplatz attraktiver gestaltet werden könnte. „Manche sind wohl der Meinung, dass wir noch mutiger hätten sein sollen“, sagt die Studierende Laura Müller.

Jeder kann Platz nehmen

Eine Woche nach der Eröffnung der Ausstellung am 21. Februar schaut sie mit ihren Kommilitonen Patrick Bergmann und Daniel Scheu noch einmal die Entwürfe im Rathaus an. Auch ihr eigenes Konzept hängt in einem Gang im Erdgeschoss. Müller und eine Kommilitonin haben in ihrem Entwurf sich einen Rotebühlplatz vorgestellt, in dem es zum einen mehr Grün gibt als heute. Zum anderen sollen Holzterrassen für Außengastronomie zur Verfügung stehen. Auf integrierten Liegeelementen soll sich aber jeder vom Trubel der Stadt erholen können, der möchte. „Wir wollen ganz unterschiedliche Nutzungen miteinander verbinden“, meint Müller.

Ihr Entwurf hat eines mit den übrigen Konzepten gemeinsam, die bis Dienstag, 13. März, im Rathaus zu sehen sind: Die Studierenden stellen sich die Umgebung des Rotebühlplatzes deutlich grüner und verkehrsberuhigter vor als heute. Der Studierende Daniel Scheu spricht davon, dass die Stadt insgesamt weniger autogerecht und dafür lebenswerter werden soll. Er verweist auf Pläne, die ohnehin eine Reduzierung des Autoverkehrs in Stuttgart anstreben. „Da müssen Stadtplaner überlegen, was sie dann mit frei gewordenen Straßenflächen anfangen“, sagt Scheu. Die Entwürfe der Studierenden basieren also auf zwei Annahmen: Der Autostadt Stuttgart wird es in Zukunft gelingen, sich unabhängiger zu machen von Kraftfahrzeugen, und sie wird den Nahverkehr neu organisieren.

Stuttgart will Verkehr reduzieren

Was den Fahrzeugen dann an Straßenraum weggenommen werden kann, verwandelt sich in den Konzepten der Studierenden in ein Experimentierfeld für die Städteplanung. Auf vielen Entwürfen sind beispielsweise Wasserspiele zu finden. Je mehr Wasser in der Stadt fließe, desto besser sei das für das Stadtklima. „Wasserflächen in der Stadt helfen dabei, sich auf den Klimawandel einzustellen“, sagt Patrick Bergmann. Außerdem würden sie auch Lärm schlucken und besäßen einen hohen Freizeitwert, meint Daniel Scheu. „In Stuttgart gibt es so gut wie keine Wasserflächen, in denen Kinder im Sommer auch mal planschen können. Im Feuersee ist es das ja nicht möglich“, sagt der Studierende.

Aber auch neue Flächen für Sport an der frischen Luft könnten geschaffen werden, wenn Straßen verkleinert werden oder Fahrspuren verlieren. Daniel Scheu und Patrick Bergmann präsentieren einen Entwurf, der bereits heute Straßenraum für andere Zwecke nutzbar machen könnte, sofern dies auch gewollt wird. Sie schlagen vor, die Rotebühlstraße zu untertunneln und eine Fahrspur in den Untergrund zu verlegen. „Natürlich wäre das teuer. Aber wir wollten radikaler vorgehen“, sagt Bergmann. Dass viele Menschen in Stuttgart bislang das Auto vorziehen, erstaunt ihn nicht: „Wenn Fußwege unattraktiv sind, ist es kein Wunder, wenn viele lieber mit dem Auto fahren“, sagt er.