Den am Balkon erzeugten Strom sollte man direkt selbst verbrauchen. Doch es bleibt immer etwas übrig, das ins öffentliche Netz fließt. Foto: Imago/Christian Ohde

Während die einen um eine Vergütung für den Überschuss ihres Balkonkraftwerks kämpfen, finden andere, das gehöre gestrichen. Ein Solarscout aus Stuttgart-Möhringen erklärt, warum er solche Hilfen nicht mehr zeitgemäß findet.

Ist es gerecht, wenn Betreiber von Balkonkraftwerken bezuschusst werden? Über diese Frage ist bei den Möhringer Solarscouts eine Diskussion entstanden. Ausgetragen unter anderem in deren interner Chatgruppe, über die sie vernetzt sind. Die Solarscouts sind Ehrenamtliche, die seit dem Frühjahr 2024 mit Unterstützung der Stadtverwaltung ihre Nachbarn und Mitbürger über Solaranlagen und Balkonkraftwerke informieren – um die Energiewende in der Stuttgart voranzubringen.

Ein Meinungsbeitrag des Solarscouts Peter Schütt zeigt eine Kontroverse auf, die über Möhringen hinausreicht. Er schrieb: „Auch wenn ich mir damit vielleicht keine Freunde mache, bin ich der Meinung, dass diese Vergütung für Steckersolar-Kraftwerke abgeschafft werden sollte.“ Ihm ist wichtig, dass dies seine persönliche Ansicht ist, nicht die aller Solarscouts.

Das Solarpaket I hat unter anderem die Inbetriebnahme von Balkonkraftwerken erleichtert. Foto: z/privat

Wie berichtet, ist es seit dem Frühsommer schwieriger, die Vergütung für überschüssigen Strom aus Balkonkraftwerken zu bekommen. Es handelt sich um aktuell 8,11 Cent je Kilowattstunde, wie bei Dachanlagen auch. Große Stromanbieter verkaufen das Kilowatt an Privathaushalte zurzeit für etwa 30 bis 42 Cent. Das Solarpaket I, das im Mai beschlossen worden ist, möchte die Inbetriebnahme der Minikraftwerke erleichtern – aber auch deren bürokratische Abwicklung reduzieren.

Möhringer: Balkonkraftwerke schon ab 250 Euro

Schütt aus Möhringen findet nun also, die Vergütung gehöre weg. Und wenn es nach ihm ginge, gehört auch die Förderung der Stadt Stuttgart überdacht. Seine Begründung: Balkonkraftwerke seien heute schon ab 250 Euro zu bekommen, mit einer öffentlichen Förderung seien sie dann fast geschenkt. „In mir schlagen zwei Herzen: die des Solarscouts und die des Steuerzahlers.“ In Stuttgart bekommt man 200 Euro, Bonuscard-Inhaber 300 Euro.

„Der Anschub ist gelungen“, sagt Schütt. Nun brauche es diese Unterstützung nicht mehr. Nicht alle teilen diese Meinung. Manfred Korn, ebenfalls Solarscout in Möhringen und bemüht um eine Vergütung für seinen Überschuss aus seinem privaten Balkonkraftwerk, sagt: „Mich irritiert, dass sogar die Förderung durch die Stadt, die wir so lange gewünscht haben, infrage gestellt wird.“

Nach Auskunft der Stadt wurden 2023 insgesamt 299 Förderungen bewilligt. 2024 seien es 943, diese Zahl sei aber noch nicht vollständig. Die Steigerung im Vergleich zum Vorjahr liegt auch daran, dass die Förderung bis weit ins Jahr 2023 hinein an eine Bedingung geknüpft war: dass eine Fachkraft das Kraftwerkchen installiert. Die Förderung hatte faktisch zu Mehrkosten geführt.