Rund 900 falsch befüllte Biotonnen wurden während einer Kontrollaktion stehen gelassen und nicht geleert. Foto: Martin Stollberg/Archiv

Bei Kontrollen der Biomülltonnen im Rems-Murr-Kreis fallen vor allem vermeintlich kompostierbare Folienbeutel auf. Und es gibt lokale Bereiche, in denen besonders viele „Müllsünder“ ertappt werden.

Weil nach wie vor zu viele Dinge im Biomüll landen, die dort nicht hinein gehören, haben Mitarbeiter der Entsorgungsbetriebe im Rems-Murr-Kreis bei der Abfuhr der braunen Tonnen zwei Wochen lang ganz genau hingeschaut und „Müllsündern“ die rote Karte gezeigt. „Unsauber“ befüllte Behälter wurden nicht geleert: Rund drei Prozent der Mülleimer blieben am Straßenrand stehen.

900 Tonnen bleiben stehen

Die nebenberuflichen Mülldetektive waren mit Metalldetektoren aber auch geübtem Blick ins Innere der Tonne in rund der Hälfte der Kommunen des Kreises im Einsatz. Etwa 30 000 Tonnen in 16 Städten und Gemeinden seien kontrolliert worden, teilt die Abfallwirtschaftsgesellschaft des Landkreises (AWRM) auf Nachfrage mit. Das entspreche in etwa einem Anteil von 20 Prozent aller registrierten braunen Tonnen.

Die Bilanz fiel dabei offenbar regional sehr unterschiedlich aus. Der Anteil der Beanstandungen schwankte in einer Spanne zwischen ein und 14 Prozent. Insgesamt blieben letztlich 900 Tonnen am Straßenrand stehen – die meisten laut AWRM-Angaben in Fellbach, Waiblingen-Hohenacker und Weinstadt-Endersbach.

Die kuriosesten Funde waren ein Vogelhäuschen sowie eine zerkleinerte Glasscheibe. Das Hauptproblem aber sind Plastiktüten, insbesondere auch kompostierbare Folienbeutel. Diese aus Mais, Kartoffeln oder Zuckerrohr gefertigten Tüten sind im Rems-Murr-Kreis seit Anfang dieses Jahres in der braunen Tonne verboten. Der Grund: Die Beutel verrotten viel zu langsam, sodass sie im Vergärungsprozess in der kreiseigenen Biomüllanlage in Backnang-Neuschöntal nicht schnell genug abgebaut werden können. Stattdessen müssen die Beutelreste kostenaufwendig ausgesiebt werden. Das sei nicht immer vollständig möglich, weshalb am Ende Reste der Tüten in dem erzeugten Kompost zu finden seien, so die AWRM. Das schmälert einerseits die Qualität desselben, andererseits muss der hohe Aufwand des Aussiebens teuer bezahlt werden – was letztlich in Form von höheren Müllgebühren weitergegeben werden müsste.

Reklamationen wegen Folientüten

Trotz einer aufwendigen Informationskampagne scheint diese Problematik indes nicht jedem bekannt zu sein. Denn bei der Abfallberatung gingen im Zuge der Kontrollaktion einige wütende Anrufe von Bürgern ein, die nach eigener Aussage den Biomüll ordentlich getrennt hatten – allerdings, wie sich herausstellte, die als biologisch abbaubar gekennzeichneten Folienbeutel verwendet hatten. Diese Anrufer hätten aber, so eine Sprecherin der AWRM, nach einer entsprechenden Aufklärung „größtenteils verständnisvoll“ reagiert und das Verbot nachvollziehen können.

Und so wertet man auch die Kontrollaktion, die im Übrigen in ähnlicher Form erst vor zwei Jahren durchgeführt wurde, denn auch als Teil der Aufklärungsarbeit mit dem Ziel, dass keine Plastiktüten beziehungsweise Folienbeutel mehr zur Entsorgung von Bioabfällen verwendet würden. Oft sei es nämlich auch so, dass sich in den Tüten reiner Bioabfall befinde, der mit den Tüten als Störstoff aussortiert werde.

Weitere Kontrollaktion wird noch geprüft

Ob, und wenn ja, wann eine weitere konzentrierte Kontrollaktion wiederholt werden soll, werde zurzeit noch geprüft, heißt es vonseiten der AWRM. Unabhängig davon seien die Mitarbeiter der Entsorgungsunternehmen generell angehalten, stichprobenartig nachzuschauen, ob die Mülltonnen korrekt befüllt sind. Zudem seien dauerhaft drei mit Metalldetektoren ausgestattete Müllfahrzeuge auf wechselnden Routen im Kreis unterwegs. Im günstigsten Fall reagierten diese nicht nur auf Dinge mit höherem Eisen- oder Kupferanteil, sondern auch auf bedruckte Plastiktüten.

Müllwirtschaft im Rems-Murr-Kreis und vorherige Kontrollen

Mülltrennung
 Im Rems-Murr-Kreis wird neben dem Biomüll auch Papier in einer gesonderten Abfuhr abgeholt. Die blaue Tonne ist im Gegensatz zur braunen Tonne kostenlos.

Müllgebühr
 Die Müllgebühren im Rems-Murr-Kreis sind zuletzt für dieses Jahr um durchschnittlich fünf Prozent angehoben worden. Ein sogenannter Vier-Personen-Musterhaushalt bezahlt für die Rest- und Biomüllabfuhr 143 Euro pro Jahr.

Kontrolle
 Bei der vorherigen größeren Kontrollaktion der Biomülltonne im Spätsommer 2020 war der Anteil der Müllsünder mit im Schnitt vier Prozent noch etwas höher. Bei der Kampagne war allerdings noch eine Verwarnung vorgeschaltet, bevor die Müllwerker die Abfuhr verweigerten. Negative Rekordhalter im falschen Umgang mit Biomüll waren damals die Waiblinger mit einer Quote von 8,2 Prozent und die Fellbacher mit 7 Prozent beanstandeter Tonnen.