Ein Transporter wird zur Kontrolle herausgewinkt. Foto: Gottfried Stoppel

Im Rahmen einer bundesweiten Verkehrskontrollaktion hat die Polizei in Aspach ein besonderes Auge auf die Lenk- und Ruhezeiten von Lastwagenfahrern. Und sie wird fündig.

An der Landesstraße in Richtung Mundelsheim, auf Höhe des Aspacher Karlshofs, hat die Polizei einen „Geschwindigkeitstrichter“ eingerichtet. Das Maximaltempo am Autobahnzubringer ist kurzfristig auf 40 gedrosselt worden, neun Beamte des Verkehrskommissariats Backnang stehen bereit, um an einem Parkplatz Kontrollen durchzuführen. Im Visier der Ordnungshüter sind Lastwagen, Kleintransporter und deren Fahrer.

Bundesweite Kontrollaktion der Polizei

Die auf sechs Stunden angesetzte Überprüfung am Donnerstag ist Teil einer bundesweiten Aktion für mehr Verkehrssicherheit. Allein in Baden-Württemberg sind laut dem Innenministerium mehr als 1700 Polizisten an gut 330 Stellen im Einsatz. Der Schwerpunkt in diesem Jahr: die Überprüfung der Fahrtüchtigkeit.

Sebastian Wolf hat sich mit grellgelber Überziehhose am Straßenrand postiert. Natürlich ist es in erster Linie Zufall, wem er an diesem Tag mit der weiß-roten Kelle signalisiert, zu einer Überprüfung in die lang gezogene Parkbucht abzubiegen. Doch der erfahrene Hauptkommissar hat bei seiner Auswahl durchaus Anhaltspunkte. So schaut er beispielsweise darauf, in welchem Zustand der Lastwagen daherkommt, ob es sich um ein gepflegtes Fahrzeug handelt oder „ein Seelenverkäufer ums Eck kommt“, wie der Einsatzleiter schmunzelnd sagt. Eine gebrochene Sonnenblende oder ein geklebter Außenspiegel könne ein Anhaltspunkt sein. Aber ganz viel sei einfach Bauchgefühl.

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Seine Kollegen sind schon seit geraumer Zeit damit beschäftigt, die elektronischen Daten eines Tiefladers auszulesen. Der Fahrer ist auf dem Weg, einen Bagger von einer Baustelle abzuholen. Mit ihm und dem Transporter ist alles in Ordnung, doch die Beamten des Verkehrskommissariats finden heraus, dass das Fahrzeug an einem anderen Tag innerhalb von 8,5 Stunden fast 450 Kilometer von einem nicht registrierten Fahrer bewegt worden ist und damit die vorgeschriebenen Lenk- und Ruhezeiten überschritten wurden. Nachverfolgen können die Polizisten das durch das Auslesen eines digitalen Fahrtenschreibers, auf dem die Bewegungsdaten der vergangenen 28 Tage gespeichert sind. Der Fahrer, dem diese Fahrt nicht zugeordnet werden kann, darf schließlich weiterfahren. Doch schon vor Ort ermitteln die Kontrolleure über eine Datenbank den Verantwortlichen des betreffenden Unternehmens, der die Unstimmigkeit letztlich mit der Bußgeldstelle des für ihn zuständigen Landratsamts klären muss.

Paketbote muss mit Anzeige rechnen

Eine Anzeige steht auch einem Paketboten ins Haus, der kurz darauf zur Kontrolle gewinkt wird. Zwar muss dessen Fahrzeug mit einem zulässigen Gesamtgewicht von unter 3,5 Tonnen nicht mit einem digitalen Fahrtenschreiber ausgestattet sein, aber – zumindest in Deutschland – sind die Fahrer verpflichtet, sogenannte Tageskontrollblätter handschriftlich zu führen und darin Fahrten und Ruhezeiten zu dokumentieren. Dieser Pflicht ist der Mann offenkundig nicht ausreichend nachgekommen.

Ob das einer Nachlässigkeit oder einem bewussten Ignorieren der Lenk- und Ruhezeiten geschuldet ist, kann Andreas Briden nicht mit Gewissheit beurteilen. Der 60-jährige Hauptkommissar, bei der Aspacher Kontrolle der mit Abstand erfahrenste Beamte, lässt aber durchblicken, dass der Druck im Transportgewerbe enorm zugenommen habe. „Als ich eingestiegen bin, waren die Fahrer lässige Typen wie die aus der Marlboro-Fernsehwerbung, die die Freiheit geliebt haben“, sagt der Mann, der seit 37 Jahren in der Verkehrsüberwachung tätig ist. „Heute zählt nur noch just in time – und wehe, du bist zu spät.“

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Und so verwundert ihn sicher auch das Ergebnis der Kontrollaktion in Aspach kaum: Bei 26 Überprüfungen werden allein fünf Verstöße gegen die Lenk- und Ruhezeiten registriert. Einem Fahrer muss direkt die Weiterfahrt untersagt werden.

Eine bundesweite Aktion

Rahmen
 Das Polizeipräsidium Aalen hat sich am Donnerstag an der bundesweiten Verkehrssicherheitsaktion „sicher.mobil.leben“ beteiligt. Der Fokus in diesem Jahr lag auf der Fahrtüchtigkeit der Verkehrsteilnehmer. Insbesondere wurde die Beeinflussung durch Alkohol und Drogen überprüft.

Kontrollen
 Im Bereich des Polizeipräsidiums Aalen wurden 1145 Verkehrsteilnehmer kontrolliert. Darunter waren 917 Autofahrer, 103 Lkw-Fahrer, 54 Fahrer von motorisierten Zweirädern, 52 Fahrradfahrer und 19 E-Scooter-Fahrer. 625 der Kontrollen waren im Rems-Murr-Kreis.

Verstöße
Insgesamt wurden 72 Verstöße festgestellt, 34 davon im Rems-Murr-Kreis. Es gab Fahrer, die unter Alkohol- oder Drogeneinfluss standen. Acht Verkehrsteilnehmer mussten eine Blutprobe abgeben, zehn wurde die Weiterfahrt untersagt.