Alle Streamingdienste brauchen im harten Konkurrenzkampf viele Filme und Serien. Die EU-Wettbewerbshüter erlauben Amazon einen spektakulären Großeinkauf.
Die Wettbewerbshüter der EU haben der Übernahme des Unterhaltungsunternehmens MGM durch Amazon zugestimmt: Damit ist eine wichtige Entscheidung auf dem Streamingmarkt gefallen. Der E-Commerce-Riese erhält nun für den hauseigenen Streamingdienst Amazon Prime Video Zugang zu einer großen Film- und Serienbibliothek sowie zu den Markenrechten und Produktionskapazitäten von MGM.
Die schillerndste Marke im MGM-Portfolio wird Amazon allerdings wohl kaum zu einer Streamingserie ausbauen dürfen. Über Wohl, Wehe und Transformationen des James-Bond-Franchises entscheidet souverän die Produzentenfamilie Broccoli allein. MGM ist da nur Infrastrukturpartner. Und von der 1960 geborenen Barbara Broccoli und ihrem Halbbruder Michael G. Wilson kam bislang ein Nein zu allen Serienideen.
Amazon Prime Video steht in direkter Konkurrenz zum Marktführer Netflix, zu Disney+, Apple TV+ und all den anderen Anbietern, die um möglichst haltbare Abonnements kämpfen. Dafür sind attraktive Eigenproduktionen unabdingbar, aber hilfreich ist es auch, vorhandene und beliebte Filme und Serien für andere Streamingdienste sperren zu können. Disney etwa zieht nach und nach alle Produktionen, die einst an andere lizenziert waren, „Star Wars“ und die Marvel-Filme etwa, wieder an sich. Sie sollen nur für Abonnenten von Disney+ zu sehen sein.
Prime Video bleibt vorerst Zweiter
Der Erwerb von MGM für 8,45 Milliarden US-Dollar (6,9 Mrd Euro) gewährt Amazon zwar Zugriff auf eine große Filmbibliothek, die später fusionierten Urfirmen von Metro- Goldwyn-Mayer haben die Filmproduktion in den 1910er Jahren aufgenommen. Allerdings dürften die Verwertungsrechte mancher Titel noch für einige Zeit oder dauerhaft durch Geschäfte aus den vergangenen Jahrzehnten bei anderen Firmen liegen.
Einer im November 2021 veröffentlichten ARD/ZDF-Onlinestudie zufolge führt Netflix den Streamingmarkt in Deutschland weiterhin an. 32 Prozent der über 14-Jährigen hierzulande nutzen den Dienst täglich oder wöchentlich. Auf Platz zwei folgt Amazon Prime Video mit 18 Prozent, Disney (8 Prozent) und Apple (7 Prozent) liegen vorerst noch deutlich dahinter.