Alnatura-Produkte nehmen bei dm einen immer kleineren Platz ein. Dafür sind sie künftig bei den Konkurrenten Rossmann und Müller zu finden. Foto: dpa

Die Bio-Marke soll von Oktober an auch bei Müller und Rossmann im Regal zu finden sein – bei dm verschwindet sie dagegen nahezu. Der frühere Exklusivpartner geht gerichtlich gegen den Vertrieb vor. Noch im September wird weiterverhandelt.

Stuttgart - Die Auseinandersetzung zwischen dem Bio-Hersteller Alnatura und Deutschlands größter Drogeriemarktkette dm erhält neue Nahrung: Alnatura-Produkte werden von Oktober an auch in den Märkten der beiden Drogerieketten Müller und Rossmann zu kaufen sein. Das bestätigte eine Alnatura-Sprecherin am Freitag auf Anfrage unser Zeitung. Im Falle von Müller handele es sich um das gesamte Alnatura-Sortiment von bis zu 800 Produkten, bei Rossmann würden rund 60 Baby-Artikel von Alnatura gelistet. Zuvor hatte die „Lebensmittelzeitung“ über die neuen Partnerschaften berichtet. Alnatura mit Sitz im hessischen Bickenbach betreibt bundesweit 106 eigene Filialen und ist darüber hinaus bei mehreren Handelsketten wie Edeka, Globus, Sky (Coop), Tegut sowie beim Onlinehändler Windeln.de gelistet.

„Wir sind glücklich darüber, dass wir mit der Einführung von Alnatura-Produkten den Kundenwünschen nach hochwertigen Bio-Lebensmitteln nachkommen können und mit dem neuen Alnatura-Sortiment unsere Bio-Kompetenz, die wir seit der Einführung unseres Naturshops ausbauen, weiter festigen können“, erklärt Müller-Geschäftsführerin Elke Menold am Freitag die Entscheidung für die Zusammenarbeit. „Durch die Kooperation mit Müller können wir auch unseren Bio-Bauern und Herstellerpartnern eine gesicherte Zukunftsperspektive bieten“, erklärt Alnatura-Chef Götz Rehn.

dm wirft Alnatura Vertragsbruch vor

Bei dm in Karlsruhe sorgte die Nachricht von der Listung Alnaturas bei direkten Konkurrenten im Drogeriemarkt für Unverständnis: „Alnatura verstößt damit nach meinem Verständnis gegen einen gültigen Vertrag“, sagte dm-Geschäftsführer Christoph Werner unserer Zeitung. Er ist der Sohn des dm-Gründers Götz Werner und im Unternehmen zuständig für Marketing und Beschaffung. Der Schritt des Bio-Labels sei weder abgestimmt gewesen, noch entspreche er der Vereinbarung, die beide Unternehmen miteinander geschlossen hätten. Das sei bereits bei der Aufnahme ins Edeka-Sortiment vor einem Jahr der Fall gewesen.

Die Alnatura-Sprecherin weist den Vorwurf, man habe gegenüber dm Vertragsbruch begangen, zurück. Sie verweist auf ein laufendes Gerichtsverfahren, das noch im September vor dem Zivilsenat in Darmstadt des Oberlandesgerichts Frankfurt fortgesetzt werde. Bei dem Rechtsstreit geht es darum, ob dm ein Mitspracherecht bei neuen Lieferantenverträgen des langjährigen Exklusiv-Partners Alnatura besitzt. In einem vorherigen Urteil hatte das zuständige Landgericht die Klage von dm zurückgewiesen.

Verzicht auf Alnatura wirkt sich nicht negativ auf dm-Umsatz aus

Seit rund zwei Jahren hat dm sein eigenes Alnatura-Sortiment sukzessive verringert und durch eine Bio-Eigenmarke sowie durch Produkte anderer Hersteller wie Davert oder Veganz ersetzt. „Wir hatten eine Monomarkenkultur in diesem wichtigen Sortimentsbereich und hielten es für an der Zeit, uns aus einseitiger Abhängigkeit zu lösen. Sie war weder für Alnatura noch für uns gut“, sagte dm-Geschäftsführer dazu in einem Interview mit dieser Zeitung vom Juni. Wie sich mittlerweile zeige, habe sich die Entscheidung nicht negativ auf das Geschäft aufgewirkt: „Der Anteil von Bio-Lebensmitteln bei dm bewegt sich oberhalb von zehn Prozent und damit über dem vor fünf Jahren noch einstelligen Anteil“, sagte Harsch.

Der Alnatura-Sprecherin zufolge werde bis zum Jahresende nahezu das gesamte Alnatura-Sortiment bei dm ausgelistet. Damit würde eine Partnerschaft beendet, die seit 1984 bestanden hat. Die Bio-Marke war damals mit Shop-in-Shop-Angeboten in dm- und Tegut-Läden gestartet. Drei Jahre später eröffnete der erste Alnatura-Supermarkt in Mannheim.

Hinter dem Streit zwischen den Unternehmen dm und Alnatura um den Vertrieb der bekannten Bio-Marke steht die persönliche Auseinandersetzung zwischen drei einstigen Freunden, die Alnatura ab Mitte der 1980er Jahre gemeinsam groß gemacht hatten: dm-Gründer Götz Werner, seinem Schwager und Alnatura-Geschäftsführer Götz Rehn sowie dem früheren Tegut-Chef Wolfgang Gutberlet. Dabei geht es darum, wem die Rechte an der Marke Alnatura zustehen. Ob eine außergerichtliche Einigung gelingt, wie sie zunächst von den Streitparteien angestrebt worden war, ist momentan mehr als ungewiss.