An diesem Samstag steigt das Gipfeltreffen zwischen dem FC Bayern und Bayer Leverkusen – doch sind diese Teams auch die besten der Liga? VfB-Stürmer Deniz Undav behauptete noch im Mai das Gegenteil.
Deniz Undav war noch selten um kecke Ansagen verlegen. Es ist fast acht Monate her, als der Stürmer des VfB Stuttgart die Dinge im deutschen Fußball für sich neu ordnete. „Heute haben die beiden besten Mannschaften der Liga gegeneinander gespielt“, sagte Undav nach dem Viertelfinal-Aus im DFB-Pokal bei Bayer Leverkusen im Februar (2:3). Trainer Sebastian Hoeneß widersprach seinem Angreifer wenig später: „Wenn man die Tabelle anschaut, stimmt das nicht. Das ist Fakt.“ Hoeneß wusste aber auch, wie Undav seine Aussage gemeint hatte. Der VfB und Leverkusen würden „Spaß machen, weil sie mutigen, offensiven, frechen Fußball spielen“.
Dann, im Mai, nach dem Saisonfinale, als Bayer Leverkusen längst Meister und der große FC Bayern München anders als noch im Februar hinter dem neuen Vizemeister VfB nur Dritter war, da hatte Undav gewonnen. „Ich habe gesagt, dass die beiden besten Mannschaften in Deutschland gespielt haben“, sagte er nach dem letzten Spieltag und grinste triumphierend: „Ihr habt mich alle fertiggemacht. Könnt ihr euch jetzt alle bei mir entschuldigen? Ich glaube, ich habe recht gehabt, oder?“
Das hat er wohl – mit Blick auf die vergangene Saison. In der neuen, die vier Spieltage alt ist, steigt nun an diesem Samstag (18.30 Uhr) in der Münchner Arena das große Gipfeltreffen. Bayern gegen Bayer, der Rekordmeister gegen den amtierenden Meister, Erster gegen Zweiter in der aktuellen Tabelle. Steigt damit also, frei nach Deniz Undav, auch das Duell der aktuell besten Teams der Liga, wenn der Platzhirsch aus München gegen den neuen, großen Rivalen aus dem Rheinland sein Revier markieren will?
Die Münchner Tormaschine läuft
Fakt ist: Im Vergleich zur missratenen vergangenen Saison sind die Münchner unter dem neuen Trainer Vincent Kompany kaum wiederzuerkennen. Die Tormaschine läuft, die Dominanz in den vergangenen Wochen war so groß, dass man mit Blick auf die Gegner von einem Klassenunterschied sprechen musste. Immer aktiv, immer bissig und griffig und dank Individualisten wie Michael Olise und Jamal Musiala zauberhaft – das ist der Powerfußball, den der Rekordmeister unter Kompany spielt. Allein: Die großen Gegner gab es bisher nicht, weshalb das Duell mit der Werkself der erste echte Gradmesser für die neuen Bayern ist.
Die Leverkusener Meister wiederum bieten wie in der vergangenen Runde feinsten Xabi-Alonso-Fußball – zumindest in der Offensive, wo unter dem spanischen Erfolgscoach weiter ein Rädchen ins andere greift. Allerdings: Die Abwehr ist in dieser Saison wackelig unterwegs. Neun Gegentore aus den ersten vier Liga-Partien sprechen eine klare Sprache, weshalb Mittelfeldstratege Granit Xhaka zuletzt nach dem 4:3 gegen den VfL Wolfsburg Alarm schlug: „Zur Defensive gehören elf Spieler, nicht nur ein oder zwei. Wir müssen an der Defensive noch sehr viel arbeiten.“
Der VfB wiederum startete als Vizemeister bekanntlich holprig in diese Bundesliga-Saison. Ein Punkt aus den ersten beiden Partien und sechs Gegentore schlugen aufs Gemüt. Allein: In den vergangenen Wochen bekam das Team von Sebastian Hoeneß die Kurve. Und ging zuletzt im Heimspiel gegen Borussia Dortmund (5:1) steil. Nach dem Kantersieg sind die Weiß-Roten mit sieben Punkten Siebter und damit tabellarisch noch nicht auf Augenhöhe mit den Großkopferten aus München und Leverkusen, klar. Fußballerisch aber nährten die jüngsten Auftritte die Hoffnung, dass da in Bad Cannstatt wieder eine Mannschaft heranwächst, die Leverkusen und den Bayern auf Augenhöhe begegnen und damit weiterhin zum Besten zählen könnte, was die Bundesliga zu bieten hat.
Der Tanz auf drei Hochzeiten
Allerdings muss der VfB dafür im Gegensatz zu den international erfahrenen Münchnern und Leverkusenern erst noch den Beweis erbringen, dass er beim Tanz auf den berühmten drei Hochzeiten nicht aus dem Takt kommt. Und da sind ja mit Blick auf die ersten vier Liga-Spieltage in dieser Saison auch noch andere Teams, die ihren Rhythmus gefunden haben und vor dem VfB in der Tabelle stehen.
So zählt Eintracht Frankfurt bisher zu den spielerisch stärksten Teams – und der SC Freiburg besticht unter dem neuen Trainer Julian Schuster mit Aggressivität und Zug zum Tor. RB Leipzig gehört auch zum Verfolgerfeld und zählt mit seinem starken Kader zum Besten, was die Liga zu bieten hat.
Die Konkurrenz des VfB mit Blick auf die tabellarische und fußballerische Spitze kommt also nicht nur aus München und Leverkusen. Das Pfund, mit dem das Hoeneß-Team wuchern kann, sind die eingespielten Abläufe gepaart mit individueller Klasse – damit trieben die Stuttgarter zuletzt schon das aktuelle Möchtegern-Spitzenteam namens Borussia Dortmund zur Verzweiflung.
Und wer weiß, womöglich auch bald jene Clubs, die sich an diesem Samstag in München zum großen Duell treffen.