Ziel der Nachtwanderer ist es, mit Jugendlichen ins Gespräch zu kommen und so Konflikten vorzubeugen. Foto: dpa

Jugendliche treffen sich oft in Parks oder auf öffentlichen Plätzen, um zu feiern. Deshalb kommt es oft zu Ruhestörungen. Der Bezirksbeirat will nun Abhilfe schaffen.

Vaihingen - Dem SPD-Bezirksbeirat Sven Ostertag kommen immer wieder Beschwerden über nächtliche Ruhestörungen zu Ohren. Die Mädchen und Jungen treffen sich beispielsweise in Parks, auf öffentlichen Plätzen oder auf Spielplätzen. Dort trinken sie oft größere Mengen Alkohol, was bekanntlich enthemmt und dazu führt, dass es ein wenig lauter zugeht. „Außerdem lassen die Jugendlichen die leeren Flaschen und ihren Müll meist einfach liegen“, so Ostertags Erfahrung.

In der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats stellte der SPD-Lokalpolitiker einen Antrag vor. Seiner Meinung nach müsste die Stadt „weitere überdachte Anlaufpunkte“ schaffen, wo sich die Jugendlichen treffen können, ohne jemanden zu stören. Doch damit allein ist es nach Ostertags Ansicht nicht getan. Darum hat die SPD in der jüngsten Sitzung vorgeschlagen, dass das Konzept Nachtwanderer im Vaihinger Bezirksbeirat vorgestellt wird.

Kompetente Ansprechpartner sind dabei die Nachbarkommunen Leinfelden-Echterdingen und Filderstadt. Dort sind schon seit einigen Monaten Nachtwanderer unterwegs. Und zwar mit Erfolg, wie Frank Stüber, Geschäftsführer des Stadtjugendrings L.-E., betont. „Die Nachtwanderer werden von den Jugendlichen sehr begrüßt. Die Mädchen und Jungen sind meist froh, dass sie einen Ansprechpartner haben und dass jemand für sie da ist“, sagt Stüber. Und auch die Ehrenamtlichen hätten bei ihren Einsätzen bislang nur positive Erfahrungen gemacht.

In Möhringen ist man bereits einen Schritt weiter

Auch Stefan Hartmaier, der Leiter des Polizeireviers 4 Balinger Straße, hat von den Nachtwanderern in Filderstadt und L.-E. schon gehört. „Vielleicht ist das ein gangbarer Weg. Oft ist es besser, wenn man gegenüber den Jugendlichen nicht repressiv auftritt, sondern – so wie es das Konzept vorsieht – ihnen auf Augenhöhe begegnet“, sagte Hartmaier jüngst am Rand der Sitzung des Vaihinger Sicherheitsbeirats.

Denn Fakt sei, dass die Polizei regelmäßig zu Treffen Jugendlicher gerufen werde – und zwar auch in den gut situierten Stadtbezirken auf den Fildern. „Wenn wir kommen, können wir die Gruppen nur vertreiben. Die Treffen finden dann woanders statt“, sagte Hartmaier. Damit würde sich das Problem verlagern. „Eine richtige Lösung gibt es nicht“, konstatierte der Revierleiter. Und die Angebote der Jugendhäuser würden nur von einer bestimmten Klientel angenommen.

Wenn das Konzept der Nachtwanderer umgesetzt wird, ist es nach Hartmaiers Meinung wichtig, dass die Ehrenamtlichen gut geschult werden – unter anderem in Fragen der friedlichen Konfliktlösung und in rechtlichen Fragen. „Wenn es zu brenzligen Situationen kommt, ist natürlich jeder Nachtwanderer dazu angehalten, die Polizei zur Hilfe zu rufen“, so der Leiter des Reviers 4 Balinger Straße.

Vermutlich im Januar wird Stüber das Konzept der Nachtwanderer in Vaihingen vorstellen. In Möhringen ist man derweil bereits einen Schritt weiter. Dort hat die Initiative Lebensraum Möhringen-Fasanenhof-Sonnenberg (Ilm) in Kooperation mit dem Bezirksamt das Projekt auf den Weg gebracht. „Die Idee hierzu hatte ein Ilm-Mitglied, das auf dem Kirchentag in Bremen von den Nachtwanderern gehört hatte“, sagt die Vereinsvorsitzende Inge Diehl. Inzwischen seien sämtliche Vorbereitungen abgeschlossen. „Wir wollen im Januar starten“, sagt Diehl. Dann soll es einen Informationsabend für interessierte Bürger geben. Denn die Ehrenamtlichen, die spätabends durch den Stadtbezirk ziehen, um mit Jugendlichen ins Gespräch zu kommen, müssen auch in Möhringen noch gefunden werden.