Israel geht mit Tränengas gegen palästinensische Demonstranten vor Foto: AFP

Bei Protesten gegen die Eröffnung der US-Botschaft in Jerusalem sind am Montag mehr als 50 Palästinenser getötet worden, außerdem gab es viele Verletzte. Das schreibt die internationale Presse zu den Vorfällen.

Stuttgart - Die Eskalation der Gewalt in Israel wird von vielen Zeitungen kommentiert.

Triumph und Tragödie

Der Protest richtete sich gegen die Eröffnung der amerikanischen Botschaft in Jerusalem. Dieser Schritt bedeutet für den israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu einen Triumph, für die Araber aber eine Tragödie. Viele Staaten, nicht zuletzt westliche, sehen das als einseitige Aktion der Vereinigten Staaten an, mit der die Aussicht auf eine Verhandlungslösung in noch weitere Ferne rückt, weil sie die Hoffnung auf einen eigenen Staat der Palästinenser, die in Jerusalem auch ihre Hauptstadt sehen, zunichtemache. Der Zorn vieler Palästinenser speist sich aus ihrer Hoffnungslosigkeit. An der haben ihre Führungen große Mitschuld, weil sie Terror propagierten, statt die Chancen zum Ausgleich zu ergreifen.

(Frankfurter Allgemeine Zeitung)

Freude und Wut

Die Gründung des jüdischen Staates, für Israel ein Freudentag, ist für die Palästinenser eine Katastrophe. Das war schon immer so, aber noch nie waren die Proteste so heftig und so wütend wie jetzt, da die Weltmacht USA ihre jahrzehntelangen Bemühungen, zwischen Israel und Palästina zu vermitteln, über den Haufen geworfen hat. Einfach so. …Der Tag, der ein Freudentag für Israel werden sollte, endet in einer Katastrophe. Das ist die Konsequenz der Entscheidung Trumps. Es ist keine Überraschung. Die Hamas hatte es angekündigt. Die israelische Armee hat sich darauf vorbereitet. Jeder wusste, dass der Preis für das Geschenk des US-Präsidenten hoch sein wird. Und wer ihn bezahlen muss. Und alle haben es geschehen lassen.

(Frankfurter Rundschau)

Trump braucht Kontra

Die geschickte Bevölkerungspolitik von Israels Nationalisten soll nun belohnt werden. US-Präsident Trump macht Nägel mit Köpfen… Schon im Dezember, als Trump Jerusalem zur Hauptstadt Israels erklärte, starben fast 20 Palästinenser bei Demonstrationen für ihre Stadt. Der Umzug der Botschaft läutet das zweite Kapitel des Blutvergießens ein. Wer die Palästinenser mit ihren internationalen Anstrengungen bei der Stange und von Gewalt abhalten will, muss Trump Kontra bieten. Dass es der EU nicht gelingt, ihre Mitgliedstaaten dazu zu verpflichten, mit ihren Botschaften in Tel Aviv zu bleiben, ist ein Armutszeugnis.

(Die Tageszeitung, Berlin)

Eine Demonstration der Härte

In Israel werden viele sagen, in Gaza seien die Menschen eben der verblendenden Hetze der Hamas zum Opfer gefallen (…). Niemand habe am Sturm auf die Grenzanlagen teilnehmen müssen. Das ist richtig. Aber es verdeckt, dass es schiere Verzweiflung ist, die die Menschen antreibt, und es bemäntelt, dass es andere Abwehrmöglichkeiten gab. Dass Israel, die Hightech-Nation, Dass Israel, die Hightech-Nation, die «alles» kann und den Iranern sogar ihre Atom-Files unter der Nase wegklaut, zu alternativen Formen der Eindämmung nicht in der Lage sein soll, ist Unsinn. Doch Milde war nie beabsichtigt. Man wollte Härte zeigen, genauso wie man auch im Falle der Messerstecher stets Härte zeigt, weil man annimmt, sie wirke abschreckend.

(Neue Züricher Zeitung, Schweiz)

Die Wunden werden immer tiefer

Für die Israelis ist die Ausrufung des jüdischen Staates ein großer Jahrestag, den es zu feiern gilt; für die Palästinenser ist es die Nakba, die Katastrophe (...). Passiert ist das vor siebzig Jahren, 1948. Diese Vergangenheit, deren Wunden immer tiefer werden, lastet auf der Gegenwart mit neuen Toten. (...)

Wie schon beim Rückzug aus dem Nuklearabkommen mit dem Iran hat sich Donald Trump auf die Seite der israelischen Regierung gestellt, hat wieder einmal die Rolle des Mediators abgestreift, die seine Vorgänger mit Mühe beibehielten, auch wenn sie die Allianz mit Israel nicht verbargen. Barack Obama war eine Ausnahme, mit der Donald Trump nun abgeschlossen hat.

(La Repubblica, Italien)

Symbol von Spaltung und Bitterkeit

Denn nichts sagt „Friede“ wie 58 getötete Palästinenser, 2700 Verletzte, erneute Feindseligkeiten zwischen Iran und Israel, die gesamte Region in Flammen und US-Verbündete angeschlagen. (...)

Die Verlegung der US-Botschaft nach Jerusalem von Tel Aviv hätte ein Moment von Einheit und Brüderlichkeit sein können. Stattdessen wurde sie, wie das meiste, was Präsident Donald Trump anfasst, ein Symbol von Spaltung und Bitterkeit. Sie hätte die Krönung eines Friedensabkommens sein können, wie Regierungen von Republikanern und Demokraten gehofft hatten. Stattdessen, hat sie die Hoffnung auf eine Zwei-Staaten-Lösung so gut wie zerstört.

(Washington Post, USA)