Der Konditormeister Joachim Habiger hat offenbar nicht nur ein Händchen für Süßes, sondern auch für Nachwuchstalente. Rechts ist eines der süßen Kunstwerke zu sehen. Foto: Michael Käfer

Was für eine Bilanz nach nur wenigen Monaten: der Fellbacher Joachim Habiger gewinnt als Bundestrainer der Konditoren Gold, Silber und Bronze.

Seine Karriere als Bundestrainer der Konditoren hat erst im Februar dieses Jahres begonnen, aber bereits jetzt kann der Oeffinger Joachim Habiger in seinem neuen Amt einen vollständigen Medaillensatz vorweisen. Verantwortlich dafür ist Olivia Hänsig, die vom 10. bis 12 September im dänischer Herning bei den Euroskills, also den Europameisterschaften der Berufe, die Goldmedaille gewonnen hat. „Der Titel bedeutet mir viel“, sagt die Siegerin, deren Goldmedaille historisch ist: Erstmals waren Konditoren bei dem Wettbewerb dabei.

 

Bereits zuvor hatte Emily Köhler bei den Junioren-Weltmeisterschaften im brasilianischen São Paulo Rang drei belegt und das ebenfalls von Joachim Habiger vorbereitete Duo Marleen Oehmke und Amelie Natterer konnte beim UIBC Cup of Confectioners die Vizeweltmeisterschaft erringen.

Durch Videos zum Backen gekommen

Olivia Hänsig hat sich – ausgelöst durch Videos in den sozialen Medien – schon früh für das Backen interessiert. Nach dem Realschulabschluss war die Suche nach einem Lehrbetrieb jedoch einigermaßen mühsam. „Ich habe bundesweit nach einem Ausbildungsplatz gesucht“, sagt die Leipzigerin.

Euromeisterin Olivia Hänsig ist zum Konditoren-Training mehrmals nach Fellbach gereist Foto: privat

Ausgerechnet auf der Nordseeinsel Sylt wurde sie fündig. Im Café Wien in Westerland absolvierte Olivia Hänsig ihre Berufsausbildung als Beste ihres Jahrgangs. Dadurch qualifizierte sie sich für den Landesentscheid von Schleswig-Holstein, den sie ebenfalls gewann. Nach weiteren Qualifikationsrunden war die Nominierung für die Euroskills geschafft. Danach reiste die Konditorin insgesamt dreimal in die Oeffinger Dieselstraße zu Joachim Habiger. Nach eher allgemeinen Vorbereitungen wie einem Pralinenkurs begann mit der Bekanntgabe der Wettbewerbsaufgabe drei Monate vor den Titelkämpfen die Konzentration auf den eigentlichen Wettbewerb.

Innerhalb von 14 Stunden, die auf drei Tage verteilt waren, galt es in Herning unter dem Leitmotiv „Die vier Elemente“ Figuren zu modellieren, zwei Mousse-Torten, mehrere Tartelettes zu gestalten und schließlich Schokolade sowie Krokant zu einem Schaustück nach jeweils strengen Vorgaben zu vereinen. Zwar ist bei derartigen Wettbewerben die Kernaufgabe vorab bekannt, aber bei den Euroskills mussten auch sogenannte Mysteryelemente, also erst 15 Minuten zuvor bekanntgegebene Zutaten, optisch oder geschmacklich in alle Wettbewerbsarbeiten integriert werden.

Für die Optik gab es die Höchstpunktzahl

So galt es beim Element „Feuer“ eine Tomate oder beim Element „Luft“ Kohl einzubauen. Olivia Hänsig entschied sich dafür, den Schweif ihrer Drachenfigur um die Tomate zu ringeln und einer Engelsfigur Flügel aus Grünkohl zu verpassen. Beides kam bei der Jury, in der Joachim Habiger ebenso wie Experten aller teilnehmenden Nationen vertreten war, offensichtlich gut an. „Für die Optik gab es die Höchstpunktzahl“, sagt Joachim Habiger. Aber auch der Geschmack als weiteres Kriterium überzeugte, obwohl die Überraschungszutat Kümmel nicht leicht mit den süßen Gesamtkunstwerken zu vereinen gewesen sein dürfte. Als vorbildlich lobt der Konditormeister den Arbeitsstil seiner Starterin: „Sie hat genau gewusst was sie tut und sehr sauber gearbeitet.“

Eine Fortsetzung, beispielsweise bei den Worldskills genannten Berufs-Weltmeisterschaften wird es für die 22-Jährige nicht geben, denn Olivia Hänsig überschreitet die Altersgrenze. Vom Wettbewerb profitieren wird sie allerdings in mehrfacher Hinsicht noch lange: „Ich habe mich auch persönlich besser kennengelernt.“ Ergänzend lobt sie das Expertenwissen ihres Bundestrainers. Das könnte ihr ganz aktuell bei ihrer nächsten beruflichen Herausforderung helfen: Direkt nach der Rückkehr von den Euroskills begann sie am 15. September in München mit der Meisterschule.