Eva Schorr Foto: privat

Im Alter von 88 Jahren ist die Stuttgarter Komponistin und Malerin Eva Schorr gestorben: eine Künstlerin, die gehört und verstanden werden wollte.

Stuttgart - Ob Frauen auch als Komponistinnen dem Klischee nach „weiblicher“ agieren und also stärker als Männer an die Interpreten ihrer Stücke denken, wäre eine ernsthafte Untersuchung wert. Tatsache ist, dass erstens nur sehr wenige Frauen Komponistinnen werden und dass zweitens Eva Schorr eben dieses Denken in Zusammenhängen tief verinnerlicht hatte. Die 1927 in Crailsheim geborene Künstlerin, die auch in der bildenden Kunst aktiv und erfolgreich war, hat stets Musik für Menschen geschrieben: eine Musik, die überaus fantasievoll ist in ihrer Form- und (vor allem) in ihrer Farbgebung, dabei nie radikal und im strengen Sinne „avantgardistisch“ – und eine Musik, die aus Zusammenhängen heraus und in Zusammenhänge hinein gedacht worden ist und die zuallererst gespielt werden will, gehört, verstanden und genossen.

Die musikalische Ästhetik ihrer großen Lehrer-Vorbilder Olivier Messiaen und Johann Nepomuk David hatte Eva Schorr tief verinnerlicht, und ihr handwerkliches Niveau war seit jeher glänzend. Dennoch lehnte man sie ab, als sie sich 1951 in Stuttgart auf eine Professur für Tonsatz bewarb: Diese Stelle, hieß es, müsse ein Mann ausfüllen. Das dürfte sie tief getroffen haben, auch wenn sie, wie immer grundfreundlich und grundpositiv, die Verletzung (wie so viele andere auch) wegzulachen pflegte.

Mit Dieter Schorr, Musikkritiker unserer Zeitung, war Eva Schorr verheiratet; neben der Kindererziehung hat sie stets weiter komponiert, „Schränke voller Bilder“ gemalt, unterrichtet. „Ich habe so viel gehört in meinem Leben, mein Kopf ist ganz voll davon“, hat sie vor ein paar Jahren im Interview gesagt. Am Mittwoch der vergangenen Woche ist Eva Schorr im Alter von 88 Jahren gestorben. Eine wie sie muss man vermissen.