Christine Last und Luigi Scarano Foto: Sabine Haymann

Tenöre sind lebensfroh, liebestoll und streitbar – mit diesem Klischee spielt lustvoll der US-Autor Ken Ludwig in das „Das Geheimnis der drei Tenöre“ . Der Schwank übers Musiktheater hatte nun Premiere in der Komödie im Marquardt.

Stuttgart - „Du bist kein Mann!“, faucht eine Dame auf der Bühne. „Du bist ein Tenor!“ Ein Schicksal, das gleich drei, fast vier Herren trifft in der Komödie im Marquardt. Dabei zweifelt keiner an der Männlichkeit dieser Herren – einer von ihnen wird während der Vorstellung Vater, der andere zeugt ein Kind, und der dritte, doppelte, hechtet mal mit Gattin, mal mit Jugendfreundin hinter die Kulisse, um in Unterwäsche wieder aufzutauchen. Tenöre, dieses Klischee wird genussvoll bestätigt, sind lebensfroh, liebestoll und streitbar. Fallen sie übereinander her, um sich aus Eifersucht zu würgen, dann in Zeitlupe, während aus den Lautsprechern Arien schmettern. Die Hände von Tito Merelli, dem berühmtesten aller Tenöre, liegen am Hals von Carlo Nucci, dem Nachwuchsstar, der vermeintlich sowohl Tochter als auch Ehefrau verführte; Nucci verdreht die Augen und singt plötzlich in ganz anderer Tonlage.

Das Stück trumpft mit kurzweiligen Brückenschlägen zur wirklichen Oper auf

Ken Ludwig, Komödienautor aus den USA, schrieb „Das Geheimnis der drei Tenöre“ wie auch schon „Othello darf nicht platzen“ und „Cyrano in Buffalo“, Stücke mit vergleichbaren Sujets, die zum Lachen reizen und beide bereits in der Komödie im Marquardt zu sehen waren. Das aktuelle nun ist vor hundert Jahren angesiedelt, was unter anderem zur Folge hat, dass der Dirigent, über den Impresario Henry Saunders herzieht, sich als Leonard Bernstein entpuppt.

Das Stück folgt den üblichen Pfaden der Boulevardkomödie – Eifersucht, Verwechslungen, Doppelgänger, eine durch Missverständnisse und Eitelkeiten verrückte Welt, die zum Schluss wieder ins Lot kommt – trumpft dabei aber mit kurzweiligen Brückenschlägen zur wirklichen Oper auf. Der geplagte und plagende Startenor Tito kann sein Leid und seine Erzürnung nicht zum Ausdruck bringen, ohne dabei in eine Rolle zu stolpern – sei es aus „La Boheme“ oder „Madame Butterfly“. Im Hintergrund der von Martina Lebert als zeitgemäßes Hotelzimmer eingerichteten Bühne steht selbstverständlich ein Grammofon mit großem Trichter; wird gewürgt, spielt es „Cedo al destine orrible“ aus Vincenzo Bellinis „La Pirata“, wird mit Messern gestochen, kommt Verdi ins Spiel. Und vor der Pause singen die drei Tenöre gemeinsam und leibhaftig das Trinklied aus La Traviata.

In der Komödie geht es viel zügiger zu als in der Oper

Theodor Reichardt, Michael Hiller und Luigi Scarano in den Hauptrollen verfügen alle über viel Erfahrung im Musicalfach und spielen mit komödiantischem Schwung - Reichardt den Max, der von seinem Schwiegervater, dem Impresario Saunders (Axel Weidemann) klein gehalten wird, Scarano den leidenschaftlich verzweifelnden jungen Carlo, Hiller zugleich den süffig alternden Tito und den singenden venezianischen Pagen Beppo. Michaela Kametz als Maria, Gattin Titos, Christine Last als ihre Tochter Mimi, und Amelie Sturm als russische Diva sind ihre nicht weniger erregten weiblichen Gegenpartien.

In der Komödie geht es viel zügiger zu als in der Oper, obschon gesungen wird – Philipp Gras hat das Stück musikalisch eingerichtet, Ulf Dietrich temporeich inszeniert. Die Handlung bleibt vorhersehbar, aber das ist Nebensache: Der Schwank übers große Musiktheater unterhält augenzwinkernd.

22. 9 bis 19. 11., Di-Sa 20 Uhr, So 18 Uhr. Karten unter: 07 11 / 22 77 00