Winfried Kretschmann führt das Land als Teamplayer durch die Krise. Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Winfried Kretschmann zeige sich in der Krise als Teamplayer – anders als andere Landesvertreter, findet Kommunikationswissenschaftler Frank Brettschneider. Susanne Eisenmann könne aus der Situation bislang „kein Kapital schlagen.“

Stuttgart - Teamplayer statt One-Man-Show – so bewertet der Kommunikationswissenschaftler Frank Brettschneider die Rolle von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) in der derzeitigen Krise. „Er ist ein untypischer Krisenmanager. Es gibt zum Beispiel einen großen Kontrast zu Markus Söder in Bayern. Söder ist sozusagen die Regierung. Im Gegensatz dazu wählt Kretschmann den Weg des Teamplayers. Bei den Pressekonferenzen sind fast immer Fachminister dabei und der Koalitionspartner CDU ist vertreten“, sagte Brettschneider in einem Interview mit den Stuttgarter Nachrichten (Donnerstagsausgabe).

Auf Bundesebene wolle Kretschmann nichts mehr werden

An seinem derzeitigen Führungsstil könne man sehen, dass Kretschmann nichts mehr auf Bundesebene werden wolle - im Gegensatz zu Söder. „Kretschmann ist eher vorsichtig als vorpreschend, betont die Unsicherheiten, die es gibt“, so der Wissenschaftler von der Universität Hohenheim. „Er lässt andere ihre Meriten in ihrem Bereich sammeln, ob das Tourismusminister Guido Wolf ist oder Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut. Auch von den Ministern preschen wenige vor. Kretschmann hat sich koalitionsdienlich verhalten und es schadet ihm nicht.“ Seine Zustimmungswerte hätte der Ministerpräsidenten in der Krise sogar noch steigern können.

Ganz anders verhalte es sich mit Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU), die derzeit immer wieder „heftiger Kritik“ von Eltern, Lehrern und Kommunen ausgesetzt sei, die unzufrieden mit ihrem Krisenmanagement, vor allem aber mit der Kommunikation der Ministerin sind: „Es bewährt sich nie, mit forschen Aussagen vorzupreschen und ihnen dann nicht viel folgen zu lassen oder zurückrudern zu müssen. Oder die Verantwortung – wie bei den Kitaöffnungen – auf die Träger zu übertragen. Es gibt schon ein Bemühen um Transparenz von Seiten des Ministeriums. Aber es reicht nicht“, so Brettschneider. Die Menschen hätten schon Verständnis dafür, dass in der Politik in der momentanen Ausnahmesituation auch mal etwas schief gehe, aber dann müsse die Kommunikation dazu stimmen.

Eisenmann kann kein Kapital aus der Krise schlagen

Die Frage, ob das Eisenmann, die Spitzenkandidatin der CDU für die nächste Landtagswahl 2021 sein wird, bei der Wahl schaden könne, ließe sich jetzt noch nicht seriös beantworten, so der Kommunikationswissenschaftler. Derzeit könne sie allerdings aus der momentanen Situation kein Kapital schlagen: „Offenbar nützt ihr auch der Rückenwind ihrer Partei nichts, die in den Umfragen auf Bundesebene durch die Decke geht und auch in Baden-Württemberg sieben Prozentpunkte zugelegt hat. Aber die Ministerin wird noch eine ganze Weile die Chance haben, sich in Bezug auf Schulen im Krisenmanagement zu bewähren.“ Zudem sei noch nicht abschätzbar, ob Corona auch das bestimmende Wahlkampfthema werden wird.