Am 25. Mai haben die Stuttgarter wieder die Wahl. Sie bestimmen dann, wer während der nächsten fünf Jahre auf den 60 Sitzen im Gemeinderat Platz nimmt. Foto: Alexandra Kratz

Die Stadtbezirke Degerloch, Plieningen, Birkach und Sillenbuch sind im aktuellen Gemeinderat unterschiedlich gut mit Stadträten vertreten. Dies wird sich nach der Kommunalwahl mutmaßlich nicht ändern.

Filder - Mit sechs Sitzen für die vier Stadtbezirke unterm Fernsehturm wären die rund 60 000 Einwohner von Degerloch, Birkach, Plieningen und Sillenbuch rein rechnerisch ausgeglichen im Stuttgarter Stadtparlament vertreten – und damit wahrscheinlich auch die Interessen dieser Bezirke. Ob dies bei den Kommunalwahlen am 25. Mai klappt, ist ungewiss. Denn die meisten Kandidaten, die unterm Fernsehturm leben, stehen auf den Parteilisten mutmaßlich zu weit hinten.

Bei der Wahl im Jahr 2009 haben es zwar sechs Stadträte aus den hiesigen vier Bezirken in den Gemeinderat geschafft. Dies entsprach allerdings nur einer ausgeglichenen Quote, wenn die vier Bezirke in ihrer Gesamtheit betrachtet wurden. Denn mit Fred-Jürgen Stradinger (CDU), Fabian Mayer (CDU), Ergun Can (SPD) und Maria Hackl (SPD) ist mehr als die Hälfte der gewählten Stadträte in Degerloch beheimatet. Die Plieningerin Helga Vetter (CDU) und der Sillenbucher Dieter Wahl (CDU) waren hingegen Einzelkämpfer.

Seit 2012 sitzt kein Sillenbucher mehr im Gemeinderat

Während der vergangenen fünf Jahre hat sich diesbezüglich kaum etwas verändert. Nach dem Tod von Dieter Wahl 2012 sitzt kein Sillenbucher mehr im Gemeinderat, dafür ist Degerloch mit Beate Schiener (Grüne), die für Werner Wölfle nach der Bürgermeisterwahl nachrückte, noch besser vertreten. In Bezirken, in denen eine Partei keinen Mandatsträger hat, übernehmen traditionell Räte aus anderen Bezirken die Betreuung.

Im aktuellen Gremium – mit 60 Sitzen – sind die Grünen mit 16 Sitzen die stärkste Kraft, gefolgt von der CDU (15 Sitze), der SPD (zehn Sitze), den Freien Wählern (sieben Sitze), der FDP (sechs Sitze) SÖS/Linke (fünf Sitze) und den Republikanern (ein Sitz). Diese Zusammensetzung gibt einen Hinweis darauf, wie viele Sitze die Parteien bei der Kommunalwahl jeweils ergattern könnten. Könnten. Denn bei einer demokratischen Wahl sind Überraschungen freilich nie ausgeschlossen. So schnellte die Platzzahl der Grünen 2009 von elf auf die genannten 16, die der CDU schrumpfte von 21 auf 15. Möglich ist zudem, dass künftig neue Parteien vertreten sind. Die Piraten zum Beispiel.

Auf der kommunalen Ebene gibt es keine Prozent-Hürde

Anke Daiber aus Sillenbuch ist Piratin. Und wenn es ihre Partei in den Stuttgarter Gemeinderat schafft, ist die 19-Jährige vermutlich dabei, sie steht auf der Parteiliste auf dem zweiten Platz. In einer Partei wie der CDU, der SPD oder den Bündnisgrünen wäre Anke Daiber so gut wie drin im Gemeinderat. Wie viel Prozent der Stimmen eine Partei braucht, um ins Gremium zu gelangen, kann nicht pauschal gesagt werden. Es hängt von der jeweiligen Konstellation ab. Anders als beispielsweise bei der Bundestagswahl gibt es auf der kommunalen Ebene keine Prozent-Hürde.

Bei den Kandidaten der größeren Parteien aus den Bezirken unter dem Fernsehturm haben – gemessen an der derzeitigen Sitzverteilung – nur etwas mehr als eine Handvoll Kandidaten einen mehr oder weniger aussichtsreichen Listenplatz. Dazu gehören die Bündnisgrüne Beate Schiener aus Degerloch (Platz 13), der Grüne Robert Hintz aus Sillenbuch (Platz 16), der Christdemokrat Fabian Mayer aus Degerloch (Platz 12), der Christdemokrat Carl-Christian Vetter aus Plieningen (Platz 15), die CDU-Frau Claudia Pfeiffer aus Sillenbuch (Platz 19), der Freie Wähler Ulrich Demeter aus Degerloch (Platz 9) und der Liberale Wolfgang Allehof aus Sillenbuch (Platz 7).

Die Kommunalwahl gilt als Persönlichkeitswahl

Grundsätzlich gilt: Ein guter Listenplatz erhöht die Erfolgsaussichten. Aber nicht nur. Denn die Kommunalwahl gilt als Persönlichkeitswahl. Wer bekannt ist, schafft es auch mit einem – auf den ersten Blick – nicht besonders aussichtsreichen Rang in den Gemeinderat. Ein Beispiel dafür ist Maria Hackl aus Degerloch. Die Sozialdemokratin hatte sich bei der vergangenen Kommunalwahl im Jahr 2009 von Platz 16 auf Platz fünf vorgekämpft. Am 25. Mai könnte es eine Neuauflage geben, Hackl steht nämlich wieder auf Platz 16.