Zigtausende Wähler waren im Strohgäu auf dem Weg zum Wahlraum. Foto: factum/

Die Freien Wähler haben im Gemeinderat von Korntal-Münchingen künftig zwei Sitze mehr als bisher. Freuen können sich auch Liberale und Grüne. Die CDU und SPD erleiden dagegen eine herbe Niederlage.

Korntal-Münchingen - Auf fünf Sitze hatten sie gehofft, sechs sind es geworden. „Wir laufen immer noch mit stolzgeschwellter Brust durch die Gegend“, sagt Marianne Neuffer – wenige Stunden nachdem klar ist, dass die Freien Wähler die großen Sieger der Kommunalwahl in Korntal-Münchingen sind.

Die Fraktion kommt auf 26,10 Prozent und hat künftig sechs Sitze – zwei mehr als bisher. Damit liegen die Freien Wähler hauchdünn vor der bislang stärksten Fraktion, die CDU mit 26,09 Prozent. Die Christdemokraten gehören zu den Verlierern: Sie müssen von sieben Sitzen einen Sitz abgeben. Auch die SPD muss Federn lassen: Sie verliert bei 14,6 Prozent einen Sitz und hat jetzt drei Sitze.

Zwei Kandidaten aus Kallenberg – insgesamt

Aus Sicht der Fraktionschefin trug die „tolle und relativ ausgewogene Kandidatenliste“ zum guten Ergebnis der Freien Wähler bei. Profitiert hätten sie auch davon, dass mit Neuffer und Martina Gottschalk die insgesamt einzigen Bewerber aus dem Ortsteil Kallenberg aufgestellt gewesen seien. „Es wird honoriert, wenn jemand in den Ort reinschauen kann.“

Nun müssten sich die „alten“ und die „neuen“ Gemeinderäte finden und zusammenraufen, sagt die 61-Jährige und lacht. Gleichwohl würde man zahlreiche der neuen Gesichter bereits kennen. Für Neuffer stehen nun als wichtige Themen die angestoßenen Baugebiete und Nachverdichtungen im Ort auf der Agenda.

FDP: „Eine tolle Sache“

Auch die FDP hat allen Grund zum Jubeln: Sie gewinnt einen Sitz hinzu und hat nun drei Sitze. Die Liberalen kommen auf 12,4 Prozent. Eine „tolle Sache“ nennt Peter Ott das Wahlergebnis. Die Liberalen hätten einen „engagierten Wahlkampf“ geführt und würden wieder als Partei mit „guten und glaubwürdigen Konzepten“ wahrgenommen. Der frühere FDP-Stadtrat erhielt mit 2636 die meisten Stimmen. Im Gemeinderat will sich der 51-Jährige vor allem für Nachhaltigkeit im Sinne „geordneter Finanzen“ einsetzen, sprich: Den Schuldenberg der Stadt reduzieren.

Die Grünen behalten vier Sitze, gewinnen jedoch mit 20,9 Prozent an Stimmen. „Fünf Sitze hätten uns gutgetan, doch wir sind froh, dass die vier erhalten bleiben. Wir sind sehr zufrieden“, sagt Isolde Onken, die nicht mehr wiedergewählt wurde. Was die scheidende Stadträtin am meisten bedauert: Dass das allgemeine Rekordhoch der Grünen sich nicht im Ergebnis vor Ort widerspiegelt.

Schrempp: „Die Stimmung ist ernüchtert“

Indes herrscht bei der SPD große Enttäuschung. „Die Stimmung ist ernüchtert“, sagt Merten Schrempp. Der 24-Jährige erklärt die Niederlage mit dem Fehlen der „Zugpferde“ wie Egon Beck, die hätten „ordentlich Stimmen geholt“. Nun hofft Merten Schrempp, dass auch das neue Gremium „so gut“ fraktionsübergreifend zusammenarbeite wie das alte – und die SPD Mitstreiter für ihr großes Thema „bezahlbarer Wohnraum“ bekomme.

Die CDU verfehlte laut Martin Hönes ihr Ziel der „großen Erneuerung“ mit vielen Jüngeren – trotz der „breiten“ Bewerberliste. „Durch den Wegfall der AfDhaben wir mit einem Sitz mehr geliebäugelt“, sagt der Noch-Fraktionschef. Doch offenbar hätten sich die Wähler mit den neuen Gesichtern für die CDU schwergetan. Auch sei die CDU dem positiven Trend der Grünen unterlegen. Hönes bleibt optimistisch: Die CDU finde sich „zu alter Größe“ wieder. Als er 1989 in den Rat zog, habe die CDU neun Sitze gehabt.