Bei einer Veranstaltung des Gesamtelternbeirats haben Fraktionsvorsitzende über die Einführung einer Gemeinschaftsschule diskutiert. Foto: Thomas Krämer

Der Gesamtelternbeirat entlockt den Fraktionsvorsitzenden der im Gemeinderat vertretenen Parteien während einer Diskussionsveranstaltung zum Thema Schulpolitik mehr oder weniger konkrete Aussagen zur Schulentwicklung in Filderstadt.

Bernhausen - Die Schulentwicklung, insbesondere die Einrichtung einer Gemeinschaftsschule, hat Filderstadts Stadträte in den vergangenen Wochen intensiv beschäftigt. Anfang Mai war es im Gemeinderat bei der Abstimmung zu einem Patt gekommen – was einem „Nein“ gleichkam. Seit der jüngsten Sitzung des Schulausschusses sieht das wieder anders aus. „Filderstadt steht der Einrichtung einer Gemeinschaftsschule offen gegenüber“, lautet der neue Beschluss, bei dem sich Grüne/FFL und FDP enthielten.

Am Dienstag wollte sich der Gesamtelternbeirat bei einer Podiumsrunde in der Bruckenackerschule Klarheit verschaffen. Dass Fraktionsvorsitzende daran teilnahmen, zeigt, welche Bedeutung dem Thema beigemessen wird. Die FDP war aus Termingründen verhindert, informierte jedoch per Brief über ihre Haltung. Das Credo: Alle Schulen sollen sich weiterentwickeln können, insbesondere die Werkrealschulen. Das Konzept der Gemeinschaftsschule enthält für Fraktionschef Johannes Jauch zu viele Unsicherheiten.

Elternbeirat fordert klare und knackige Antworten

„Die Lage in Sachen Bildung ist nicht durchsichtig“, stellte André Brückner fest. Die letzte Gemeinderatssitzung habe nicht gerade zu Transparenz beigetragen, so der Gesamtelterbeiratsvorsitzende. „Wir hoffen heute auf klare und knackige Antworten“, sagte er. Die jedoch gab es nur bedingt. Das hat damit zu tun, dass die Kommune auch von Entscheidungen des Schulamtes abhängig ist und es in Filderstadt noch keinen Beschluss über einen Schulentwicklungsplan gibt.

„Bis wann wird der kommen?“ fragte ein Besucher. „Binnen eines Jahres sollte das gelingen“, sagte der Stefan Hermann von den Freien Wählern. Das entspricht dem Zeitraum, den auch Christoph Traub (CDU) nannte. Walter Bauer (SPD) bot an, den Vorschlag der SPD umgehend zuzuschicken und Catherine Kalarrytou von den Grünen merkte an, schon bei der Sitzung Anfang Mai auf eine Grundsatzentscheidung zu einer Gemeinschaftsschule gepocht zu haben.

Anmeldezahlen rechtfertigen nicht drei Werkrealschulen

Von diesem Plan wird abhängen, wie sich die Schullandschaft in Filderstadt in den kommenden Jahren entwickeln wird und wo die Schüler ganztags betreut werden. Entsprechend vage waren auch zum jetzigen Zeitpunkt die Antworten auf die Frage, welche Werkrealschulen wann in Filderstadt geschlossen werden. „Wir haben drei Werkrealschulen, die Anmeldezahlen rechtfertigen das aber nicht“, sagte Kalarrytou, sprach sich aber zumindest für den Erhalt einer Werkrealschule aus. Für Bauer könne man bei Bedarf diese Schulart weiter bestehen lassen.

Hermann machte sich dafür stark, auch kleine Werkrealschulen bestehen zu lassen. Traub wollte kein Datum nennen. „Wir waren“, so der CDU-Rat, „schon vor Jahren bereit, die Standorte in Sielmingen und Harthausen zu schließen, um die anderen Standorte stabil zu halten“.

Eltern sollen eine Wahlmöglichkeit mehr haben

„Wir nehmen keine Blockadehaltung ein“, antwortete Hermann auf die Frage, welche Werkrealschule zur Gemeinschaftsschule umgewandelt werde. Ebenso wie Traub sprach er sich dagegen aus, die Schulen – falls sie denn Gemeinschaftsschule werden – nacheinander umzuwandeln. Kalarrytou bedauerte, dass das Thema Gemeinschaftsschule als neue Schulart in Filderstadt nicht positiv besetzt sei. Bauer gab zu bedenken, dass die Gemeinschaftsschule schon längst per Gesetz da sei. „Es geht nun darum, dass die Eltern ihren Willen praktizieren können“ betonte er. „Wir sitzen in Filderstadt auf der Hinterbank und schauen zu“, sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende.

Nach Ansicht Traubs muss sich die Schullandschaft in Filderstadt weiterentwickeln, das Schulsystem solle dabei aber weiter durchlässig sein. Der fehlende Nachweis für einen guten Abschluss an Gemeinschaftsschulen ist für den CDU-Politiker kein K.-o.-Kriterium. Für Kalarrytou bietet die Gemeinschaftsschule die beste Möglichkeit, einen Schritt voranzukommen.

Gemeinschaftsschulen gibt es woanders schon

Hermann bezeichnete in seinem Abschlussstatement die Bildungsfragen als „sehr komplex“. Er sei bereit, Dinge auszuprobieren. Bauer gab Eltern den Rat, ihre Kinder nicht auf eine Gemeinschaftsschule zu schicken, wenn sie Angst vor diesem Schritt hätten. „Es gibt aber“, so der SPD-Stadtrat, „seit 2009 diese Schulform im Land.“