Torben Giese (links) eröffnet den Wissensparcours „Mein erstes Wahl“ im Stadtpalais Stuttgart. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Zur Vorbereitung auf die Kommunalwahl bietet das Stadtpalais Stuttgart seit Neustem einen kostenlosen Wissensparcours an. Mitmachführungen und Workshops sollen vor allem Erstwähler motivieren.

Stuttgart - Kreuz und quer stehen die bunt plakatierten Spanplatten im Stadtpalais. Beim Eingang des Salon Sophie liegt ein Stapel Klemmbretter, daneben Bleistifte und fünf Boxen mit unterschiedlich farbigen Zetteln. Mit diesen Utensilien müssen sich die Schüler ausstatten, um den Wissensparcours zur Kommunalwahl bestreiten zu können. Durch die kostenlose Ausstellung „Mein erstes Wahl“ sollen vor allem Erstwähler über Grundlagen des Wählens aufgeklärt werden. Am 22. und 24. Mai finden außerdem Workshops mit der Landeszentrale für politische Bildung statt. So möchte das Stadtpalais seinen Beitrag zur Wahlkampagne der Stadt leisten. Oberstes Ziel ist es, die Wahlbeteiligung zu erhöhen.

Jugendliche können sich selbst für fiktive Partei aufstellen

Die Lernlabor-ähnliche Ausstellung ist bis zum 26. Mai geöffnet – dem Tag der Kommunalwahl. Für Schulklassen wird eine Mitmachführung angeboten. Hierbei dürfen sich die Jugendlichen selbst für eine fiktive Partei aufstellen. Im Laufe des Parcours können mit richtigen Antworten Stimmen gesammelt werden. Es gibt allgemeine Wissensfragen zum Beispiel zur Anzahl der zu vergebenden Stimmen pro Nase und zu den Voraussetzungen, sich selbst zur Wahl zu stellen.

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Wer sich nicht so gut auskennt, kann sich an den umliegenden Infotafeln den ein oder anderen Tipp abholen. Für Extrastimmen müssen Schätzfragen beantwortet werden. Hier geraten sogar erfahrene Wähler ins Grübeln: „Wie viele Stunden im Monat arbeiten die Stadträte eigentlich?“ oder „Wie viele Stimmzettel waren wohl bei der letzten Kommunalwahl 2014 ungültig?“. Sind alle Stationen besucht, können die gesammelten Stimmen in Form von Magneten auf eine große Tafel übertragen werden.

Über die Gründe, zu wählen

„Auf diese Weise soll spielerisch vermittelt werden, wie wichtig die Gemeinderatswahl ist“, sagt Torben Giese, Direktor des Stadtmuseums. Denn laut Giese ist die Kommunalwahl sehr kompliziert, aber gleichzeitig die interessanteste von allen Wahlen. „Sie hat direkte Auswirkungen auf das persönliche Leben.“ Eine Plakatwand bietet einen Überblick über mögliche Gründe zum Wählen.

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Gleichzeitig sollen Vorurteile beseitigt werden, die viele Bürger am Wählen hindern. Aussagen wie „Meine Stimme zählt doch sowieso nicht“ stehen an den Wänden neben den Erklärplakaten. „Durch den Rollentausch während des Parcours merken die Schüler, dass Politiker immer noch Menschen sind, wenn sie einen Sitz im Gemeinderat haben“, sagt Giese.

Vorurteile entsehen durch Alter

Teilweise würden Vorurteile erst mit dem Alter entstehen. „Es wird kein Bildungsdefizit bei Erstwählern angenommen.“ Die Ausstellung sei zwar vom Design her jugendlich gehalten, aber für Besucher aller Altersklassen vorgesehen. Für den Inhalt der Ausstellung war das Stadtpalais zuständig, für die Gestaltung die Designagentur Echo & Flut. In den knapp zwei Monaten Vorlaufzeit hätten sie sich dafür entschieden, den Parcours analog anzulegen, erklärt Marzell Ruepp von Echo & Flut und sagt: „Die Wahl ist so nicht geheim, und es entsteht der Reiz des Wettbewerbs.“

Als Belohnung gibt es an der Bar des Stadtpalais’ ein Freigetränk für alle Erstwähler, die am Wahlsonntag ein Foto vor ihrem Wahllokal auf Instagram posten und es mit dem Hashtag #meinersteswahl und @stadtpalaisstuttgart versehen.