Will sich dem Gemeinderat zur Wahl stellen: Tatjana Strohmaier Foto: Leif Piechowski

Die Sozialdemokraten im Stuttgarter Osten legen nach der gescheiterten Testwahl der CDU-Kandidatin Tatjana Strohmaier (31) für das Amt des Bezirksvorstehers nach.

Stuttgart - Die Sozialdemokraten im Stuttgarter Osten legen nach der gescheiterten Testwahl der CDU-Kandidatin Tatjana Strohmaier (31) für das Amt des Bezirksvorstehers nach. Strohmaier konnte am Mittwoch im Bezirksbeirat nur sechs der 16 Stimmen sammeln, kassierte aber sieben Gegenstimmen, drei Beiräte enthielten sich.

„Ich würde nicht antreten, wenn ich das Vertrauen im Gremium nicht habe“, sagte Nicolas Schäfstoß, der stellvertretende SPD-Ortsvereinsvorsitzende im Osten, am Donnerstag. Das Gremium habe am Mittwoch „eine Botschaft“ an die CDU gesandt. Die Christdemokraten müssten nun schauen, „was sie machen“.

Die Sozialdemokraten im Bezirk hatten mit Daniel Campolieti zunächst einen eigenen Kandidaten für die Nachfolge ihres an die SPD-Fraktionsspitze im Rathaus gewechselten Vorstehers Martin Körner aufgeboten. Campolieti war am Mittwoch aber nicht in Konkurrenz zu Strohmaier getreten, weil die Fraktionen im Gemeinderat den Wechsel im Vorsitz von der SPD zur CDU gebilligt hatten.

Er ist Folge des Kommunalwahl-Ergebnisses und einer Neuverteilung der Innenstadt-Bezirksvorsteher. Abgesprochen ist, dass die CDU den Osten, die SPD dafür von den Grünen den Vorsitzendenposten im Stuttgarter Süden übernimmt.

Im Beirat Ost allerdings ändern sich die Zahlen für die Blöcke durch die Wahl nicht. CDU, FDP und Freie Wähler haben heute und künftig sechs Sitze, Grüne und SÖS-LinkePlus heute und künftig sieben Sitze, die AfD künftig einen Sitz.

Martin Körner versuchte die Wogen am Donnerstag zu glätten. „Frau Stohmaier kommt heute um 15 Uhr zur Vorstellung zu uns in die Fraktion. Es ist nicht an uns, jetzt über Konsequenzen aus dem Votum des Bezirksbeirats zu diskutieren“, sagt der Fraktionschef.

Die eigentliche Wahl im Gemeinderat der Bezirksvorsteher für den Osten und Süden wird am 24. Juli sein. Für das Plenum ist das Votum aus den Bezirken nicht verbindlich, es gilt als Empfehlung. Die Abstimmung dort ist auch nicht die Regel.

Geleitet wurde die Sitzung im Osten am Mittwoch von Verwaltungsbürgermeister Werner Wölfle (Grüne). „Es war eine Angelegenheit von besonderer Bedeutung, deshalb habe ich das gemacht, ich habe auch die Wahl vorgeschlagen“, sagt Wölfle. Strohmaiers Vorstellung war von den Grünen gelobt worden. Die SPD hatte zahlreiche, für die Kandidatin zum Teil nicht beantwortbare Fragen vorbereitet.

CDU-Fraktionschef Alexander Kotz erwartet, dass die Referentin im Landesverkehrsministerium ihre Ambitionen beibehält. Sie werde keine persönlichen Konsequenzen ziehen, habe Tatjana Strohmaier ihm am Donnerstag gesagt.

Kotz appelliert an den Gemeinderat, die Kandidatin gewähren zu lassen. „Nach der Kommunalwahl vor fünf Jahren mussten wir unseren Bezirksvorsteher im Osten aufgeben. Da war auch Verbitterung da, aber wir haben damals Martin Körner eine Chance gegeben. Die sollte jetzt auch Frau Strohmaier erhalten“, sagt Kotz. Der Betriebsunfall gibt Kotz dennoch zu denken. Natürlich müsse die Kandidatin bis kommenden Donnerstag noch „Überzeugungsarbeit leisten“. Die anschließende Sommerpause werden dann „sicher allen guttun“.

Aus Sicht von Nicolas Schäfstoß ist die Wahl noch nicht gelaufen. Der Bezirksbeirat habe ein Signal zur Person gesetzt. Aber auch zum Verfahren. Die SPD fordert für die Bezirksbeiräte mehr Eigenständigkeit ein. Die Abstimmung sei daher auch „Resultat unseres Verfahrensvorschlags, die Bezirksvorsteher im besten Fall direkt im Bezirk zu wählen“.