Kristina Frank setzt auf urbane Modernität. Foto: privat

Mit ihrer jungen Spitzenkandidatin für die Oberbürgermeisterwahl gibt sich die Münchner CSU ein neues, urban-modisches Erscheinungsbild. Stärkste Partei in der Stadt aber sind die Grünen.

München - Seit Menschengedenken wird Bayern von der CSU regiert – seine Hauptstadt allerdings, schier ebenso lange, von der SPD. Allerdings mussten sich Münchens Rote nach der letzten Kommunalwahl 2014 in eine Große Koalition mit den Schwarzen bequemen. Idylle ist das nicht; man versteht sich so la la. Immerhin rückt das Ende näher: Im März 2020 dürfen die Wähler wieder ran. Sie könnten einiges durcheinandermischen. Denn mit der bayerischen Landtagswahl im Oktober 2018 sind SPD und CSU in München zur Minderheit geworden. Stärkste Partei – als solche bei der Europawahl bestätigt – sind die Grünen.

Im Gegensatz zur tief gestürzten Münchner SPD hat die CSU allerdings ihre Margen halten können – und sie will nun hoch hinaus. Auf einer Dachterrasse im kultischen „Werksviertel“ am Ostbahnhof hat sie dieser Tage ihre OB-Kandidatin für 2020 nominiert. Und schritt die Partei, vor allem in Gestalt des Zweiten Bürgermeisters, Josef Schmid, bisher eher derb-lederhosig einher, allen Oktoberfestwirten näher als einem sich wandelnden urbanen Publikum, so strebt sie nun nach einem locker-flockig-modischen Erscheinungsbild.

Abschied von der Dirndl-Pflicht

Dieses verkörpern soll nun also Kristina Frank. Erst 38 Jahre ist sie alt. Schon das und überhaupt: dass die an Möchtegern-Platzhirschen nicht arme CSU eine Frau an die Spitze stellt, ist Programm. Kristina Frank hat auch kein Dirndl getragen bei der Nominierung durch den örtlichen Parteiverband (119 von 121 Stimmen), sondern ein flottes violettes Sommerkleid, und ein Boulevardblatt notierte, dass sogar die Absätze ihrer Stilettos mit diesem Farbton harmoniert hätten.

Kristina Frank ist Juristin; sie war Staatsanwältin und Richterin; seit 2014 sitzt sie im Stadtrat; seit August 2018 ist sie Kommunalreferentin der Landeshauptstadt und erste Werkleiterin bei der städtischen Abfallwirtschaft. Da kommt also einiges an politischer und administrativer Erfahrung zusammen.

Ferner stellt sich Kristina Frank gerne als Mutter vor (etwa drei Jahre alt ist ihr Sohn); sportlich und umweltfreundlich fährt sie mit dem Fahrrad durch ihr Wahlkampfvideo; publikumswirksam ärgert sie sich dort auch nicht nur über die permanenten Staus in München, sondern insgesamt über eine „immer härtere“ Stadt, die vor lauter Wachstum „droht, aus dem Gleichgewicht zu kommen“. Es brauche eine „City-Life-Balance“, verlangt Frank auf gut neubayerisch und – das in München! – „ein Mehr an Lebensqualität.“

SPD-OB Reiter sehr beliebt

Hat Kristina Frank Chancen auf den OB-Posten? Gegen den seit 2014 amtierenden SPD-Mann Dieter Reiter auf den ersten Blick kaum. Reiter ist volkstümlich; 84,1 Prozent der Münchner finden ihn nach einer soeben erschienenen Umfrage sympathisch; 60,1 Prozent beurteilen seine Arbeit als gut. Reiter führt mit großem Abstand die Hitlisten an. Doch seine Werte gehen nach unten.

Und jetzt bieten auch noch die Grünen eine flotte Frau gegen den Oberbürgermeister auf. Katrin Habenschaden heißt sie; mit 41 Jahren ist sie nur wenig älter als ihre CSU-Konkurrentin; sie arbeitet als studierte Betriebswirtschaftlerin im Firmenkundengeschäft der Sparkasse. Und wie die Grünen überhaupt, so befindet sich jetzt auch deren Spitzenkandidatin auf einer Art Höhenflug. Die jüngste Umfrage besagt: 24,9 Prozent der Münchner kennen Habenschaden, und das, obwohl sie gar kein öffentliches Amt hat.

Kristina Frank wiederum, die CSU-Kandidatin, hat ein öffentliches Amt. Nur wissen das die wenigsten. Lediglich jeder Zehnte in München (10,3 Prozent) gibt an, den Namen Kristina Frank zu kennen. Da ist – auch auf der schicksten Dachterrasse – noch viel Luft nach oben.